Wolowez Sept. 1983 Das Holzschiff ankert im Tal die Kirche näher heran rücken die Hütten Schatten fallen in aufgeweichte Wege Schmatzen im Lehm Gänsefüsse geschnattert wird das Ave Mariea über die abgegraste Kirchwiese den Flechtzaun durchschreiten die Tiere näher zu Gott wollen sie offen steht die Pforte der Arche herreinspaziert ihr Gänse bald geht`s ab in den Himmel Gerhard Jaeger
Dorf in der Ukraine

Anteil aus Bogorodschany
Bogorodschany Sept. 1983 Texte zur Ukraine
Wenig heller als schales Bier
der Morgen
Sonnenlicht fließt ins Labyrinth
der Baracken
Der Sommer stürzt hinter Lastautos
in Staub
lustige Fahnen, Knoblauch und Schnaps
Bauleute
spielen auf, es platzt
die Erde
ein guter Ton
das Gasrohr
geduzt wird es von jedem
verheilt die Grasnarbe
unter der Haut
mehr wird bleiben
als Flüche und Geld
Gerhard Jaeger, Berlin-Heinersdorf
Lwiw im Sommer, im Frieden

Beobachtung: Andreas Schrock
Offenes Land
Wie ein Greifvogel fällt die Dämmerung Texte zur Ukraine
in die awtostanzija, über Menschen mit
leeren Kartoffelsäcken, über Mädchen mit
Handtaschen, über Männer, über Kinder.
Dahinein fällt die Dämmerung, fällt das Licht
der Linienbusse, spärlich, ins Donezkbecken
fahren sie, gut tausend Kilometer, budjet.
Auf den letzten Plätzen sitzen wir,
dein Gesicht, deine großen Augen
gegen den dunklen Himmel. Nach
Jalta oder weiter nach Donezk
fliegen unsere Gedanken dem
Busfahrer voraus. Die deschurnaja
ist ein Mädchen, eine djewotschka,
die durchzählt mit klarem Blick.
Voraus fliegen unsere Wünsche, ein Bus
voll Erwartungen, schweigend, schaukelt
die Küstenstraße, Kurve um Kurve
am Mittelstreifen entlang.
Der Mond hängt als halbierte Melone,
unwirklich, ungelenk, nichts
voreilig festlegend,
purzeln die Worte,
geht die Fahrt ins offene
Land.
Andreas Schrock, Krim, Juli 2005
Vereinsinformation
Liebe Vereinsmitglieder,
in Absprache mit unserem Vorstand, habe ich mit der langfristigen Planung unseres Sommerseminars begonnen. Demzufolge werden unsere diesjährigen Seminare ausnahmsweise beide in Sachsen stattfinden. Wie Ihr wisst, hatten wir den Zeitraum 2. bis 4. September 2022 verabredet. Inzwischen konnte ich neun Zimmer plus die Remise in Jahnishausen reservieren. Je nach Bedarf, werden wir die Zimmer einzeln oder mehrfach belegen. Vielleicht können wir ja auch mal wieder ein neues Gesicht in unserer Runde begrüßen. Wir sind jedenfalls offen dafür.
Weitere Einzelheiten zu gegebener Zeit.
Gruß von sibyll
Abschiedslied
Wenn wir auf leisen Sohlen Uns den Morgenkaffee holen Wenn wir schauen in den Morgen Fliegen Vögel, fliegen Sorgen Kaffeearoma schwebt im Zimmer, hoffen wir so bleibt`s für immer wenn wir in dieser Still uns wohlfühlen in der Idylle wenn wir so spekulieren fürchten wir etwas zu verlieren das sich was heute Wert morgen ins Gegenteil verkehrt wenn wir nun aus dem Hause gehen werden wir nach beiden Seiten sehen wenn wir uns durch den Alltag schlagen kommt das hoffen, kommt das Fragen etwas bange, etwas froh heute war das so Gerhard Jaeger
balkonbesinnung
balkonbesinnung
sonneneisige frühe
mit lonnys scherben*
grünes glitzerglas
fremdes erinnern mir nah
ein guter morgen
ruhe zu suchen
den andern zu verstehen
und mich zu finden
Für L.
Lars Steger
[*= Neumann, Lonny: Grüne Glasscherben. Eine Kindheit im Norden, Märkischer Verl. Wilhelmshorst 2006]
Gruß ins Jahr 2022
Spät, aber herzlich, möchte ich einen kurzen Gruß zum Neuen Jahr senden.
Hoffentlich hattet Ihr sowohl gesunde als auch besinnliche und glückliche Feiertage. Wie werdet Ihr sie verbracht haben? Kann ich die eine oder den anderen für einen Kommentar auf unserem Blog gewinnen, hörte ich doch von einem Besuch auf entlegener Insel und anderen bewegenden Ereignissen. War Eure Feierlaune vielleicht durch das Verkaufsverbot von Pyrotechnik beeinträchtigt oder habt Ihr Euch mehr darüber gefreut, weil Ihr die Tiere weniger verängstigt wusstet und die Luft weniger belastet? Bei uns war es kaum ruhiger als sonst, lediglich das Höhenfeuerwerk vom Filmpark blieb aus. Inzwischen ist auch der Steckweihnachtsbaum demontiert und somit `Tanne von gestern‘. Der wiederverwendbare Koniferenstamm fand im schuppen Platz und die Zweige haben sich in der Feuerschale zu knisternder Wärme verwandelt. Husch, schon war der Zauber vorbei und verflogen. So ist das ja manchmal im Leben.
Bloß das eine Thema, sagen wir, das C-Thema, will sich einfach nicht verdünnisieren. Vielleicht birgt das noch junge Jahr die Chance, einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, damit wir nicht weiter auseinander driften, sondern tragbare Lösungen entwickeln können.
Abschließend möchte ich einladen, Andreas in den ungeraden Monaten und mir in den geraden Monaten, Texte zu mailen, damit der Blog, nach dem noch anhaltenden Winter, wieder zarte Knospen hervorbringen wird.
Es grüßt sibyll
