Test
Trauerfeier für Christian Hohberg
Hallo,
am 13.8.2024 um 11 Uhr können wir in Groß Schönebeck in der Kirche von Christian abschied nehmen. Sollte jemand aus unserer Gemeinschaft daran teilnehmen wollen, habe ich die Bitte, es mir anzusagen. Ich werde dann für die Planung die Personenzahl weitergeben.
Wie es aussieht, werden viele Freunde und Bekannte dabei sein.
Liebe Grüße, Gerhard Jaeger (LGEvP)
Kreativer Geist, ein wenig kauzig
Oje, was für schlechte Neuigkeiten….
Ich hatte, wie wahrscheinlich alle aus den schreibenden Schülern, sehr gute, fast schon romantisierte Erinnerungen an Christian, erinnere mich vor allem an die Zeiten auf dem Schulhof in MB, wo Christian mit seiner Klampfe, seinen Lieder und seiner Spielfreude meine frühen poetischen Ideen beeinflusste und mir Hannes Wader & Co näherbrachte.
Die Liederabende, die Mittelaltersachen mit Tippelklimper bleiben mir im Kopf… Zum Schluss habe ich ihn aus den Augen verloren, hörte nur von seinem Frettchenzirkus, bis mir Gerd sein Buch mitbrachte und die Erinnerungen wieder belebte.
Es ist schade, so einen Menschen zu verlieren, auch wenn ich weiß, dass es ihm zum Schluss sehr schlecht ging… Er wird mir als kreativer Geist meiner Kindheit und Jugend, der Lyrik und Musik wunderbar präsentieren konnte, immer ein wenig kauzig, aber unerreichbar in Erinnerung bleiben.
Traurige Grüße aus Köln
Euer Olaf
Ach Fritze,
dein Schmunzeln wird mir fehlen. Dein Schmunzeln wird mir bleiben. Noch einmal schau ich das Video von Eurer Erfindung des mittelalterlichen Rollenspiels. „Tippelklimper am Stern 1988“ Wie improvisiert und verspielt! Wie unperfekt lebendig! – Nicht vergleichbar den heutigen Rollenspielern – vor allem, weil die ja nicht die Härte und den Schmerz echten Lebens, sondern Phantasie-Abenteuer spielen. Mit tausend Leben, die man sich glaubt erkaufen zu können. In perfektionierten Träumen und Kostümen vergessend, dass es bei diesem einen Leben bleibt. Das man sich selbst schneidern, schmieden und schnitzen muss. Ob man es verträumt oder verlebt – oder eben lebt. Wie du.
In deinem Spiel war immer klar – es geht ums Leben, auch wenn du träumtest, blieben deine Lieder ohne Kitsch, ohne Schnörkel. Manche meinten wohl, sie seien grob, aber sie waren nur ehrlich. Wenn dein Frettchen stinkt, hilft es nicht, vom Duft der Prinzessinnen zu singen. Und du musstest manchen Gestank aushalten. Gerade bei den fremden Fürzen hast du immer noch ein wenig verschmitzter in deinen Zottelbart geschmunzelt.
Ich hätte gern ein paar mehr Lieder von dir gefunden, die man nicht nur lesen sondern auch hören kann. Denn im Moment finde ich gerade im Abschnitt „Lieder“ Deiner „Disharmonika“-Sammlung die Worte, die mich dein Lächeln finden lassen, so kurz nach der Nachricht von Deinem Tod.
Dank Dir Fritze! Dank Dir summt etwas in mir.
Lars Steger, 1.6.2024, am zweiten Tag, nachdem Fritze den Zirkus verließ
Fritze
Oftmals gehen wir
Oftmals gehen wir erst, wenn es dämmert, nach Haus
oftmals kommen wir erst, wenn es dunkelt, ins Haus
Und wir bringen etwas davon mit herein
werfen Schatten im Lampenschein
Und du kommst mir entgegen auf dem Flur
und siehst blaß aus und küßt mich flüchtig nur
Und ich frag dich: Na wie war’s heut?
Und du lächelst schwach und sagst: Ach, das hat Zeit
Später sitzen wir beide im Ring aus Licht
Und wir reden und verstehen uns nicht
Jeder ist noch da, wo er tagsüber war
Und zu Hause sein, das ist noch nicht wahr
Und dann reden wir den ganzen Tag herbei
reden weiter, reden, reden ihn entzwei
Und die Scherben schneiden uns – zu unserem Glück
Und der Schmerz bringt langsam uns zu uns zurück
Oftmals gehen wir erst, wenn es dämmert, nach Haus
oftmals kommen wir erst, wenn es dunkelt, ins Haus
Und wir bringen etwas davon mit herein
werfen Schatten im Lampenschein
Christian Hohberg
Aus: Christian Friedrich Fritz Fried Wandel Hohberg: Die Disharmonika: Lieder und Lyrik. EDITION BEULENSPIEGEL 2023
Fritze, du
Du sitzt beim Bier
Du sitzt beim Bier, hast wenig Worte
Die Zeit ist dir ´ne bunte Borte
Du nimmst sie einfach hin:
Was heißt hier Leben?
So was ist gegeben
Liebe? – Dummes Zeug
macht Menschen sauer
Deine Fingernägel flaggen Trauer
Manchmal denkst du: Stramme Puppe!
Doch den Jungen bist du schnuppe
Was heißt hier Leben?
So was ist gegeben
Zu Hause steht viel Krempel
vom schwerverdienten Geld
zusamm’gekratzte Überstunden
abgetrotzt der Welt
Du schleppst und schleppst nach Haus
Da steht es rum, der Glanz ist raus
Aus dem erträumten Leben
So was soll‘s geben
Ein Bier mit frischem Schaum
ein angewärmtes Bett
Still fällt ein Blatt vom Baum
ein Lächeln, ein Wort, ein Blick
Du hattest alles, nur kein Glück
und langsam wirst du fett
So verrinnt das Leben
Dabei war’s gegeben
Christian Hohberg
Aus: Christian Friedrich Fritz Fried Wandel Hohberg: Die Disharmonika: Lieder und Lyrik. EDITION BEULENSPIEGEL 2023
Brief vom 30. Mai 2024
Ihr Lieben,
heute gegen 16 Uhr ist mein Freund und unser tapferster Poet in Groß Schönebeck im Beisein der örtlichen Pastorin und mit den Klängen seiner Lieder gestorben. Unser Freund Christian Hohberg fehlt nun in unserer Runde…
Liebe Grüße, Erwin von der Panke
Christian Hohberg, verstorben am 30. Mai 2024 in Groß Schönebeck
Gehen soll man
den Raum verlassen, aber
kann man das – viele
werden bald fort sein,
in der Küche stehen Gerüche,
Pilze, Zwiebeln und
Tränen bleiben, die
trunken wir kicherten den
Schatten zu, so nah
vorbei an der Zeit, die
lief nebenher,
Nebel streichen
Morgenlichter huschen um
Birken schon wieder
wachsen Maronen schweigsam
in Wälder aus
denen eisgrau der
Vogel schreit
Gerhard Jaeger, Gedankenwasser Nr. 154/Dezember 2023