der Sommer naht, somit auch die Reisezeit, in der einige von uns sicher anderes zu tun haben, als sich um die Teilnahme am Seminar zu kümmern. Deshalb möchte ich die Abfrage für Ende August bereits jetzt durchführen: Wer wird am WE vom 25. bis 27.08.2023 mit in den Skulpturengarten nach 17375 Hoppenwalde (bei Eggesin) kommen? Im GeWa und Blog gab es ja zu diesem Ort schon einige Hinweise. Die Übernachtungskosten betragen pro Nacht 25 Euro. Bettwäsche und Handtücher sind nicht darin enthalten, können aber kostenpflichtig ausgeliehen werden. Die Verpflegungskosten werden ähnlich wie immer ausfallen, weil wir wieder Selbstverpflegende in einer gr. Gemeinschaftsküche sein werden. Ob die weiterhin anfallenden 100 Euro Endreinigung auf alle Seminarmitglieder aufgeteilt werden oder aus der Vereinskasse beglichen werden können, wird bei der MV noch zu klären sein. Da wir einen neuen Gastgeber gewinnen konnten, sind in diesem Jahr ausdrücklich keine früheren Anreisen vorgesehen.
Zu klären wäre auch noch, wer mit dem Auto anreisen wird und Interessierte mitnehmen kann. Lars und ich sind sich einig, dass mindestens ein Auto aus Potsdam starten und es somit Mitfahrgelegenheiten geben wird. Noch offen ist, ob auch ein Auto aus Dabendorf starten wird. Auch Gerhard wird wahrscheinlich mit seinem Auto kommen. Eine Anreise mit dem Zug sollte bis Pasewalk oder Ückermünde geplant werden. Anschließend fahren Busse bis Eggesin, von wo aus wir eine Abholung einrichten können. Wer einen Platz in einem Auto benötigt, wende sich bitte direkt an eine/n Autofahrer*in oder an L. als Transfer- Koordinator oder an mich. Willkommen sind natürlich auch Mitfahrangebote.
J. hat sich bereit erklärt, bei der Planung der Lebensmittel zu helfen, würde sich aber über weitere Unterstützung freuen. Es wäre es toll, wenn Ihr Euch auch diesbezüglich Gedanken macht. Grundnahrungsmittel werden vom Vorstand organisiert, wahrscheinlich vom nahegelegenen Discounter in Eggesin. Für individuelle Bedarfe sollte sowieso jede/r selbst sorgen. Was jedoch von Euch für die Gemeinschaft „vor“eingekauft wird, verrechnen wir später natürlich mit den allgemeinen Verpflegungskosten.
Alle Rückmeldungen bitte bis zum 15. Juni 2023 an mich!
Foto: sibyll j. maschler „Skulpturengarten Hoppenwalde“
Sehnsuchts- und Seminarorte
Wer kennt sie nicht, die Orte der Sehnsucht? Ich fand einen auf Usedom, vor mehr als einem Jahrzehnt, am Achterwasser, fern des Tourismus. Dort wollte ich hin, leben, ab 2018 mit Plänen, im Folgejahr mit mehrwöchiger Probearbeit im Traumjob. Ein karger Lohn wäre in Ordnung gewesen, weil eben am Sehnsuchtsort selbst. Aber eine Arbeitszeit von April bis Oktober auf 6 Werktage verteilt und am 7. Tag in Bereitschaft zu sein, das wollte ich nicht, das konnte ich nicht. So blieb ich, wo ich war, wo ich immer noch bin.
Zu einem anderen Sehnsuchtsort habe ich Euch mitgenommen ->ins alte Rittergut Jahnishausen – mit Schloss und Remise, mutigen, gütigen Menschen, an einen weiten, grünen Platz und die große Feuerstätte, dorthin, wo der Ginkgo steht seit 200 Jahren, der Holunder blüht, Schlehen und Zwetschgen reifen am Ackerland.
Nun gibt es einen weiteren Sehnsuchtsort, versteckt und fast verwunschen, südlich des Haffs. Kennt jemand den Skulpturengarten zwischen Ueckermünde und Eggesin? Inmitten einer leicht hügeligen, weiten Landschaft, Skulpturen um Skulpturen, aus Holz und Stein, figürliche ebenso wie abstrakte, dazu Malerei, Träume, geschaffen vom Ehepaar Bisby-Saludas. Thorsten Bisby bietet im Sommer auch Bildhauerkurse an. Unter anderem deshalb gibt es dort acht Doppelzimmer, fünf Duschen und eine geräumige Wohnküche im offenen Atelier. Der Künstler heißt uns willkommen, uns, die Schreibenden, Lesenden, Kunstinteressierten und routinierten Selbstversorger.
Nach Rücksprache mit dem Vorstand, habe ich das letzte Augustwochenende 2023 für unser Seminar reservieren können.
Ja, es ist eine längere Anreise, die von uns gut koordiniert werden sollte. Vielleicht könnten unsere fernab lebenden Vereinsmitglieder vor- oder nach dem Seminar in Meck. Pomm. einen Urlaub planen. Da hätte ich sogar eine erprobte, ausgezeichnete Empfehlung. Bei Bedarf einfach bei mir melden. Soviel in Kürze. Ich bürge für den Charme des Ortes, die Inspiration der Landschaft und die Herzlichkeit des interessanten Gastgebers.
Termin vorgemerkt? Prima.
Zunächst wünsche ich Euch schöne Osterfeiertage!
sibyll jeanne
Foto: sibyll j. maschler „Oberhalb des Skulpturengartens Hoppenwalde“0
Rezension zum Buch „Priapus kommt, Lilith bleibt“ von Markus Jehle und Anne Probst
Dieses Buch beschäftigt sich mit den besonderen Kräften des Mondes.
Welch‘ gelungener Titel! Zugegeben, zum Zeitpunkt der Buchbestellung verstand ich den Titel ausschließlich als Aussage. Doch als ich das Buch dann in den Händen hielt, erkannte ich das liebliche Rufen: Priapus, komm! Lilith, bleib! – durch graphische Hervorhebungen. Eine wirklich schöne Leseeinladung. Die Sprache ist gut verständlich und zeitgemäß, bisweilen auch originell. Also ich wurde zumindest aufmerksam bei einer Empfehlungen, die lautet: „Wir verzichten darauf, uns an unserem Karma-Konto zu verlustieren.“ Besonders interessant liest sich das Kapitel: „Schöpferkraft“. Es beinhaltet Betrachtungen zu Kunst und Kunstschaffenden im Zusammenhang mit den besonderen Kräften des Mondes. Sehr ausführlich fallen die Erklärungen zu den „Planeten in den Aspekten zu Lilith und Priapus“ aus. Ebenso die Kapitel: „Impulse zu den Häusern“. Die Autoren überließen nichts dem Zufall und formulierten jede nur erdenkliche Nuance präzise aus, was zu angenehmer Klarheit führt. Und ja, „Lilith und Priapus führen uns in Versuchung“. Ich habe mich finden können. Und wiedererkannt. Versuchung, ein Thema, was auch in anderen Bereichen der Gesellschaft diskutiert wird. Wer steht uns in der Versuchung bei? Und welche Kräfte können wir in uns selbst entwickeln? Um mit R.M. Rilke zu fragen: „Wie ist das klein, womit wir ringen, was mit uns ringt, wie ist das groß.“ Meines Erachtens eine zentrale Frage und gleichsam Aussage des Buches. Übrigens wird das Buch am Ende besonders dicht, was mir gut gefällt. Zum Beispiel ein von Jehle und Probst interpretiertes Alphabet: Feinsinnig, lyrisch, überraschend. Es ließ mich mehrfach schmunzeln. Ebenso „No comment“. Aber ich will nichts vorweg nehmen, vielmehr zum Lesen ermutigen. Ob sich der eigene Erkenntnisgewinn hell auf dunklem Untergrund abzeichnet oder umgekehrt, mag jeder selbst heraus finden. Viel Spaß dabei! sibyll j. maschler
Nach Rücksprache mit unserem Gastgeber, möchte ich hiermit zu unserem Frühjahrsseminar nach Lampertswalde einladen. Ab dem 04. Mai 2022 sind Malerinnen und Maler, Erholungssuchende und auch MusikerInnen willkommen. Es stehen mehrere Harfen, ein E-Piano, Tamburin, eine kleine Gitarre u.a. Instrumente zur Nutzung bereit. Zwei Tage später werden wir mit der literarischen Arbeit beginnen. Gegenwärtig haben sich dafür 8 Vereinsmitglieder angemeldet. Außerdem werden zwei interessierte Tagesgäste aus der nahen Umgebung erwartet, welche unsere Vorträge und Diskussionen gern kennenlernen möchten. Die Verpflegung wird freundlicherweise der Gastgeber organisieren. Am Sonntag, d. 8. Mai 2022, sollte im Gegenzug ein Sparschwein sein Futter bekommen. Zudecken und Kopfkissen sind ausreichend vorhanden, eigene Bettbezüge wären aber wünschenswert.
Bis dahin und darüber hinaus -> bleibt alle schön gesund!
Es grüßt Euch sibyll
Foto: sibyll j. maschler „Gärten der Welt – Berlin“0
Liebe Vereinsmitglieder, in Absprache mit unserem Vorstand, habe ich mit der langfristigen Planung unseres Sommerseminars begonnen. Demzufolge werden unsere diesjährigen Seminare ausnahmsweise beide in Sachsen stattfinden. Wie Ihr wisst, hatten wir den Zeitraum 2. bis 4. September 2022 verabredet. Inzwischen konnte ich neun Zimmer plus die Remise in Jahnishausen reservieren. Je nach Bedarf, werden wir die Zimmer einzeln oder mehrfach belegen. Vielleicht können wir ja auch mal wieder ein neues Gesicht in unserer Runde begrüßen. Wir sind jedenfalls offen dafür.
Weitere Einzelheiten zu gegebener Zeit. Gruß von sibyll
Spät, aber herzlich, möchte ich einen kurzen Gruß zum Neuen Jahr senden.
Hoffentlich hattet Ihr sowohl gesunde als auch besinnliche und glückliche Feiertage. Wie werdet Ihr sie verbracht haben? Kann ich die eine oder den anderen für einen Kommentar auf unserem Blog gewinnen, hörte ich doch von einem Besuch auf entlegener Insel und anderen bewegenden Ereignissen. War Eure Feierlaune vielleicht durch das Verkaufsverbot von Pyrotechnik beeinträchtigt oder habt Ihr Euch mehr darüber gefreut, weil Ihr die Tiere weniger verängstigt wusstet und die Luft weniger belastet? Bei uns war es kaum ruhiger als sonst, lediglich das Höhenfeuerwerk vom Filmpark blieb aus. Inzwischen ist auch der Steckweihnachtsbaum demontiert und somit `Tanne von gestern‘. Der wiederverwendbare Koniferenstamm fand im schuppen Platz und die Zweige haben sich in der Feuerschale zu knisternder Wärme verwandelt. Husch, schon war der Zauber vorbei und verflogen. So ist das ja manchmal im Leben.
Bloß das eine Thema, sagen wir, das C-Thema, will sich einfach nicht verdünnisieren. Vielleicht birgt das noch junge Jahr die Chance, einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, damit wir nicht weiter auseinander driften, sondern tragbare Lösungen entwickeln können. Abschließend möchte ich einladen, Andreas in den ungeraden Monaten und mir in den geraden Monaten, Texte zu mailen, damit der Blog, nach dem noch anhaltenden Winter, wieder zarte Knospen hervorbringen wird. Es grüßt sibyll
Als hätt‘ der Sternwind ihn geschickt
den Sternenstaub auf diese Welt
herüber weht er fällt nun sanft
ein Silberglanz bleibt auf dem Haar
die Wege füllend ebnen sich
zu meinen Füßen Wölkchen jetzt
mein Sternenstaub auch wirbelnd Licht
im Herz‘ und deinem Angesicht
sibyll j. maschler
2021
Liebe sibyll,
ich bedanke mich bei Dir für die nun schon neun Jahre andauernde gute Zusammenarbeit für unseren Blog.
Besonders angenehm für mich war festzustellen, dass Du kontinuierlich über die Jahre hinweg die Entwicklung im Blog verfolgt hast und von Dir aus Texte und Fotos zur Verfügung gestellt hast. Hab Dank dafür.
Liebe sibyll, ich bedanke mich bei Dir für die nun schon neun Jahre andauernde gute Zusammenarbeit für unseren Blog. Besonders angenehm für mich war festzustellen, dass Du kontinuierlich über die Jahre hinweg die Entwicklung im Blog verfolgt hast und von Dir aus Texte und Fotos zur Verfügung gestellt hast. Hab Dank dafür. Die Hervorhebung Deiner Beiträge sind eine Hommage an Dich, verbunden mit allen guten Wünschen für Dein persönliches Wohlergehen.
Liane Fehler Onlineredaktion
Im Slider (ganz oben im Blog) werden in den nächsten Tagen Beiträge von sibyll maschler präsentiert. Nicht nur Texte sondern auch viele Fotos von sibyll maschler sind in den letzten Jahren in unserem Blog veröffentlicht worden.
Liebe Seminarteilnehmenden,
hiermit möchte ich die von Andreas begonnen Überlegungen zu unserem Seminar aufgreifen und mit der Abfrage der Teilnehmenden beginnen.
Immerhin können wir uns ja auf eine Lesung vor Publikum freuen. Und später wollen wir alle eine gute Schlafstatt haben.
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Liebe Seminarteilnehmenden, hiermit möchte ich die von Andreas begonnen Überlegungen zu unserem Seminar aufgreifen und mit der Abfrage der Teilnehmenden beginnen. Immerhin können wir uns ja auf eine Lesung vor Publikum freuen. Und später wollen wir alle eine gute Schlafstatt haben.
Wer möchte am Mittwoch, d. 25.08.2021 anreisen und wer am Freitag, d. 27.08.2021? Wir sind ab 15 Uhr willkommen. Gibt es Tagesteilnehmende, wenn ja, an welchen Tagen? Dies wäre für die Essensplanung wichtig.
Bitte teilt mit, ob ein Einzelzimmer gewünscht wird oder die Freude größer ist, wenn im Nachbarbett ein Gegenüber liegt und gleichzeitig auch der Einzelzimmerzuschlag entfällt.
Falls die Anzahl der EZ knapp werden sollte, bin ich auch für einen Hinweis auf kurzfristige Flexibilität dankbar. Bitte an Bettzeug denken, ggf. entstehen zusätzliche Kosten. Außerdem werden auch gern Anmeldungen für Zeltende oder Im-Auto-Schlafende angenommen.
Für Freitagabend ist unsere zweite Lesung in Jahnishausen geplant. Start soll 20 Uhr sein. Wer möchte sich aktiv beteiligen? Habt Ihr Ideen für ein Motto, mit welchem ich die Werbung vor Ort anschieben sollte? Bei Vorschlägen beachtet bitte die Lebenstraumgemeinschaft mit all ihren Facetten.
Um unser Publikum nicht zu überfordern, wird eine Lesungsdauer von einer Stunde geplant. Jede/r Lesende/r sollte sich nach derzeitigem Stand auf eine Zeit von 8 bis 9 Minuten einstellen. Werden nur wenige von uns lesen, gebe ich vorher Bescheid, so dass sich die Lesenden rechtzeitig auf eine längere Beitragszeit einstellen können.
Lars wird freundlicherweise moderieren. Wer möchte etwa zweiminütige, musikalische Überleitungen zwischen den Textbeiträgen gestalten? Anschließend bieten wir wieder die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch an.
Eure Antworten erwarte ich bis zum 18. Juli. Bei Fragen oder Anregungen bitte gern bei mir melden!
Es war bewölkt, etwas
frisch, im März am Meer. Die See schwappte ruhig ans Ufer. Marias
Urlaub ging zu Ende. Nun bildete ein Klassentreffen den Abschluss.
Maria hatte noch einmal den Kragen ihres flauschigen Wollmantels hoch
geschlagen, die fröstelnden Hände in den Taschen vergraben und ging
mit einer etwa zehnköpfige Gruppe am Strand spazieren. Im Wasser
waren weder Algen noch Quallen sichtbar, aber am Ufer viele Steine.
Man konnte jedoch mühelos darüber hinweg gehen. Keine Klippen, kein
aufgetürmtes Gestein, über das man vielleicht hinweg klettern
musste, sondern überwiegend schöner Sandstrand. Die größten
Steine waren etwa faustgroß. Werner erzählte bereits eine ganze
Weile mit seiner Weggefährtin und fragte schließlich etwas lauter
in die Runde: „Wisst ihr eigentlich, dass man Hühnergötter nicht
verschenken soll?“ Jemand verneinte unmittelbar und schien damit
die Antwort für alle gegeben zu haben. Während sich so etwas wie
Nachdenklichkeit ausbreitete, verringerte sich die
Schrittgeschwindigkeit der Gruppe. Eine Frau fragte: „Warum sollte
man die Hühnergötter denn nicht verschenken? Gestern habe ich
nämlich so viele gehabt, dass ich unserer Erzieherin zwei Hände
voll von meinen abgab, schließlich wusste ich, dass sie welche für
ihre Schützlinge suchte.“ „Abgeben ist ja auch gut und
richtig.“, erwiderte Werner. „Aber verschenken sollte wir sie
nicht. Wer kann sich schon leisten, gefundenes Glück einfach mal so
zu verschenken?!“ Da erhoben sich Raunen und Lachen und alle hatten
verstanden. Bevor sich wieder Gespräche entwickeln konnten, rief
Adam mit fröhlicher Stimme in die Runde: „Lasst uns ein Spiel
spielen! Steine werfen. Wir beginnen, indem sich jeder von uns
zunächst einen hässlichen und einen hübschen Stein sucht. Los
geht’s!“
Maria ging sogleich in
die Hocke und begann sich umzuschauen. Den hässlichen Stein hatte
sie schnell gefunden. Sie hob einen auf, der ihrer Meinung nach
nichts am Strand zu suchen hatte. Denn er war aus Beton; unförmig
abgebrochen, scharfkantig, von grober Körnung und langweilig
graubrauner Farbe. Diesen Klotz konnte Maria gerade noch mit einer
Hand greifen. Sie nahm ihn in die linke Hand und glitt sogleich mit
der rechten über die umliegenden. Es wurde schwieriger. Die Auswahl
an hübschen Steinen war sehr groß. Nach welchen Kriterien sollte
sie eigentlich suchen? War eine angenehme Form wichtiger als die
Farbgebung? Wie sollte sich ein schöner Stein anfühlen, sich in die
Hand einschmiegen? Würde sie auf die Schnelle sogar einen Hühnergott
finden? Doch diesen Gedanken verwarf sie besser gleich wieder. Ein
Loch sollte ihr schöner Stein nun gerade nicht haben. Die Wahl fiel
ihr wirklich schwer. Keiner der Gruppe nutzte einen anderen Stein, um
damit nach tiefer gelegenen Steinen zu graben, außer Maria.
Letztlich entschied sie sich für einen Stein, der angenehm in ihrer
Hand lag, weder kreisrund noch ganz flach war, sondern eiförmig und
etwa daumendick. Ebenmäßig, ja, er war ebenmäßig. Es schien, als
bestünde er ziemlich genau aus einer sandfarbenen und einer
rötlichen Hälfte. Marias Stein fühlte sich sowohl schlicht als
auch edel an, wie ein wohliger Handschmeichler. Nun, dieser sollte
jetzt tatsächlich für diesen Moment der ihre sein. Gerade als Maria
ihn aufgenommen hatte, sagte Adam, „Jetzt legt ihr sinnbildlich all
das, was ihr loswerden wollt, schon lange abschütteln möchtet, was
euch vielleicht verletzt oder wehtut, in den hässlichen Stein hinein
und werft ihn so weit wie möglich ins Meer. In den anderen Stein
wünscht ihr alles Schöne und Gute.“
Maria fand diese Idee
super. Sie stand unmittelbar auf und sprang auf der Stelle, laut
juchzend in die Luft. Dieser Glücksseufzer war so übermütig und
ansteckend, dass alle lachen mussten.
Maria wusste sofort, was
sie in den hässlichen Betonklotz randvoll, ach, übervoll
metaphorisch hineindenken und –fühlen wollte. Den Schmerz aus der
Kindheit, Scham über die Wahl des Kindesvaters, die Furcht vor der
Einsamkeit im Alter, ihr heilloses Streben nach Unabhängigkeit. Ach,
da gab es eine Menge an Unrat.
Und etwas Schönes hatte
sie ja gerade erlebt. Da gab es in den vergangenen drei Wochen eine
neue Bekanntschaft. Deshalb war gerade ein Jubel in Maria, welcher
erstaunlich rasch an Bedeutung gewonnen hatte. Sie wollte ihn dennoch
dem Meer, im Tausch gegen ihre Lasten, übergeben. Die Freude würde
ein würdiges Gegengewicht zu dem Schweren darstellen. Vielleicht war
es sogar schon ein lieblicher Tanz, ein beginnendes Fest, zumindest
bei ihr. Wahrscheinlich würde die Hergabe mehr einem Opfer gleichen
als einer Übergabe an das Meer.
Leider war ihre
Bekanntschaft bereits wieder abgereist. Sie hatte ihn gebeten, alles
mitzunehmen, was zwischen ihnen begonnen hatte. Dabei versuchte sie
sich glauben zu machen, dass es ihr einerlei sei, ob er es hüten
würde oder nicht. Hauptsache, er würde es forttragen, mitnehmen,
weg von ihr. Doch entweder hatte sie sich nicht klar genug
ausgedrückt oder er hatte gemogelt. Denn Marias Zuneigung war seit
dem keinesfalls weniger geworden. Vielmehr spürte sie noch deutlich
die Schwingungen ihrer Begegnung. Bisher trug sie dies kleine Glück
noch bei sich, hatte es ihm wohl auch nicht vollends mitgeben können,
weil es schon in ihr leuchtete. Seit Monaten glaubte sie, niemals
mehr das Gleichgewicht für einen weiteren Tanz zu finden, den
Schwung, die Kraft nach all den Jahren. Doch nun, mit Adams Spiel,
brauchte sie nur einmal riesen großen Schwung zu nehmen, um diesen
Anfang dem Meer zu übergeben. Glück im Tausch gegen vergangene
Schwere. Sie entschied sich tapfer, dass nun der Moment gekommen sei,
beides dem Meer zu überantworten.
Aber wahrscheinlich würde
das Werfen von Glück und Last genauso unmöglich zu sein, wie das
Glück mit jemanden fortzuschicken, es forttragen zu lassen.
Aber zunächst war dieses
grobe Etwas von Betonklotz dran. Maria legte erst einmal all ihre
Enttäuschung, vergebliches Bitten und Gebet, ihr Entsetzen über
unmenschliches Sein tief in diesem ab. Sie formulierte ihre Last
nicht präzise aus, eher knetete sie diese kräftig, in scheinbar zu
formenden Lehm symbolisch hinein. Sie positionierte den Beton in
ihrer Wurfhand. Wie erfrischend der Gedanke war, diesen Stein mit
aller Wucht ins Dunkel des Meeres zu werfen. Sie wollte ihn rasch
loswerden, mit einem Wurf weit von sich stoßen, richtig kraftvoll
schmettern. Es sollte gewaltig werden, donnernd, erschreckend.
Sogleich zog sie ihren Mantel aus, um ja gut ausholen zu können.
Dann warf sie noch rasch den Schal in den Sand, damit sie auch nicht
daran hängen bliebe, lief übertrieben weit landeinwärts, drehte
sich um und rannte zur Wasserkante zurück. Währenddessen holte sie
rücklings aus und dann aber los. Das war ein Wurf! Der saß. Als der
hässliche Stein im Wasser einschlug, war er deutlich hörbar. Ein
Erfolg, ein echter Erfolg der Versenkung. Maria stemmte ihre Hände
in die Hüfte und war zufrieden.
Erst jetzt bemerkte sie,
dass sie die anderen aus dem Blick verloren hatte. Sie waren längst
zum Aufbruch bereit. Nach einigen tiefen Atemzügen, ging sie zum
Mantel zurück. Doch wo war ihr schöner Stein? Er lag weder auf dem
Mantel oben auf noch darunter noch befand er sich in den
Seitentaschen. Maria machte ihre Hände in die Hosentaschen, doch
auch da kein Stein. Erneut tastete sie alle Eingriffe ihrer Kleidung
ab. Dann hob sie den Schal auf, doch auch dort war der schöne Stein
nicht zu finden. Die Gruppe war bereits voraus gegangen, Maria suchte
weiter. Nun hockte sie sich hin, überflog die umliegende Fläche mit
flüchtigem Blick. Dann wurde sie allmählich etwas ruhig und schaute
nun ganz sorgfältig die sie umgebenden Quadratmeter ab. Der schöne,
der sinnliche Stein war weg. Und mit ihm auch, was sie in den letzten
Wochen erlebt hatte und bereit gewesen war, dem Meer zu schenken, zu
opfern. Sie wollte doch ihre Sehnsucht loswerden, um ruhig zu werden,
wie das Meer an windstillen Tagen.
Stunden später erfuhr
sie, dass der schöne Stein gar nicht geworfen, sondern mitgenommen
werden sollte. Er durfte bewahrt werden für unbestimmte Zeit.
Maria wusste nun um ihren
guten Stein. Sie hatte ihn sorgfältig gesucht, betrachtet und
deutlich in ihren Händen gespürt. Offen blieb, ob er später noch
gefunden, geworfen oder für immer gehalten wurde oder sich das Meer
ihn wieder zurückholte.