kreideweiß edel bunt
finden sprengen behauen
manche mit Schliff zum Karat
andere aus Lehm in Form gebrannt
zum Bauen von Grund Mauern Wällen Häusern
salzige für´s Tier
vergrabene am Grab
Ecksteine zum Stützen Erinnern Glauben
Denkmale Stolpersteine Findlinge
Monolithen im Gras sonnenwarm
Felsen vom Hang stürzend
bemoost algenglitschig
Uferfelsenplatten
kantig in Gruben Brunnen Halt gebend
dem Wasser Fluss Kanal
flache vom Sand überweht große
Kreise ziehend an der Oberfläche
Kiesel geschliffen gerundet bewegte
grummelnd am Grund im Meer
Steine rollen werfen fangen
zum Spielen Schmücken Senken
und der an meinem Hals
bist du
2018
Categotry Archives: Texte und Feedback von sibyll maschler
Literaturempfehlung – Bücher von Thomas Melle
Literaturempfehlung für das Neue Jahr
Wer ist frei von manisch-depressiven „Eigenschaftssplittern“? Oder auch von schizoiden? Sie oder er möge diese Literaturempfehlung ungelesen überspringen. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, einen Menschen zu kennen, welcher mit dieser Krankheit seine Tage und Nächte „entert“, „sich abhanden gekommen ist“. Unter diesem Aspekt empfiehlt es sich dann doch, Bücher von Thomas Melle zu lesen. Nachdem ich mir zunächst die Neuerscheinung „Die Welt im Rücken“ gekauft hatte, las ich nach und nach die Vorgänger bis hin zum Debütroman. Eine gut gewählte Reihenfolge, denn mit dem autobiographischen Bestseller aus dem Jahr 2016, erschließen sich die Protagonisten in den vorangegangenen Romanen umso besser. So ist es sicher kein Zufall, dass die Namen der zwei hauptsächlich agierenden Personen, Thorsten und Magnus, in „Sichster“ graphematisch sehr dicht am Namen des Autors sind. Thomas und Thorsten werden beide mit >Th< geschrieben. Magnus, zweisilbig, mit dem gleichen Initial des Nachnamens Melle.
Die Literatur ist schmerzhaft scharfgestellt, erscheint mir wie ein metallisches, gnadenloses Schlaglicht. Manches wirkt überspitzt, wie z.B. „Meine Kindheit trägt die Farbe des Wortes Hämatom.“, „In der Phase der Minussymptomatik… bis mich ein Wutanfall wieder freisprengte“ oder „Der Tag begann mit einer Verneinung und endete mit einer Kapitulation“. Lange Passagen führen immer tiefer in diese fließende, gleitende Dunkelheit hinab. Aber inzwischen glaube ich, dass da gar nichts überspitzt wurde, sondern die Schilderungen durchlebt wurden und immer noch permanent in anderen Farben irrlichtern. Außerdem funkeln unendlich viele, einzigartige Bilder: „Die Zunge fühlt sich wie ein Schneckenmutant aus Gummibärchen an“, „Ich hörte das Sausen der Ringe des Saturns“, „Lebenskomplexe …Ganze Maisfelder wollen da noch zu Popkornwälder aufspringen.“ Und es prasseln Vergleiche. „Die Psychiatrie ist ein Sammelsurium von Fehlexemplaren“, „Baukräne wie große futuristische Heuschrecken, Bauarbeiter wie Playmobilfiguren im Sand.“
„3000 Euro“ ist ein Roman über die „Stadtschattengewächse“ Anton und Denise. Schon durch die ersten 3 Sätze fühlet ich mich sofort ertappt: „Da ist ein Mensch drin, auch wenn es nicht so scheint. Unter den Flicken und Fetzen bewegt sich nichts. Die Passanten gehen an dem Haufen vorbei, als wäre er nicht da.“ Aber es wächst zunehmend Empathie für die „am Rande. Oder schon über den Rand hinaus. Die, die ferner liefen.“ „300 Euro“ las ich vergleichsweise zügig und schaue die „unterschatteten Augen“ nun mit anderen.
Thomas Melles Debüt „Raumforderung“ besteht aus Erzählungen und bezeugt bereits die ganze expansive Sprachkraft des Autors.
Meine Empfehlung beruht auf dem Wunsch, dass wir einander wahr-nehmen: In der Realität, Spiritualität, Literatur oder wo auch immer.
sibyll maschler
sibyll maschler: Schnittig
Die Zeit schneiden mit der Schere hörbar wie ein Metronom im Gleichschritt Stiefel der Soldaten auf dem Asphalt scharf und kantig der Widerhall des Spechtschnabels am Baum Mit der Zeit schneiden die Kinder Löcher in Zeitungen und Hosen steigen Seifenblasen fallen schimmern zwei Atemzüge lang wie durchgeschnitten halb in der Pfütze noch Die Zeit schneidet messerscharf Falten in Haut Hirn und Hut und Hoffnung wie die Zeit schneidenSchnittig
Die Zeit schneiden
mit der Schere
hörbar
wie ein Metronom
im Gleichschritt
Stiefel der Soldaten
auf dem Asphalt
scharf und kantig
der Widerhall
des Spechtschnabels am Baum
Mit der Zeit schneiden
die Kinder Löcher
in Zeitungen und Hosen
steigen Seifenblasen fallen
schimmern zwei Atemzüge lang
wie durchgeschnitten halb
in der Pfütze noch
Die Zeit schneidet
messerscharf
Falten in Haut Hirn und Hut
und Hoffnung wie
die Zeit schneiden
Text und Foto von sibyll maschler – April 2017
sibyll maschler: Für B.
Für B. Wir wollten Blumen pflücken streuen in Gärten und von lichten Brücken auch in Gassen Gossen und Tunneln atmen wachsen und scheinen Unmögliches voneinander zu verlangen ...Wir wollten Blumen pflücken
streuen in Gärten und von lichten Brücken
auch in Gassen Gossen und Tunneln
atmen wachsen
und scheinen
Unmögliches
voneinander zu verlangen
Du bist nicht ganz
zerrissen
zitierst Kleist
>was brauchen wir, als nur uns selbst<
und dennoch
suchtest du
mich
Worauf gründest du dich
wenn du glaubst
ich sei stark genug
dir beizustehen
in deinem splitternden Schmerz
Warum wähltest du mich
diese Schwere mit dir zu teilen
schon jetzt
zerschelle ich an dir
Wie einander bloß halten
sibyll maschler
sibyl maschler: Von Wasser zu Wasser
Von Wasser zu Wasser Nass getränkt werden wir an Land gespült gestillt und dennoch ...Von Wasser zu Wasser
Nass
..getränkt
……werden wir
………..an Land gespült
……..gestillt
…..und dennoch
…dürsten wir
was
..willst
…du
…..mich
…….lehren
………..erbarmungslos
……..glaubst du
…….dich erheben zu können
……über mich
...stürzt
sang- und klanglos
..sollst du perlen
……aus Poren
……..rinnen auf meiner Haut
……und fließen
…endlich zurück
ins Meer
sibyll maschler: EinSatz-Gedichte
EinSatz-Gedichte für Pater Reinhard - Ich Ich höre Ich höre im Kloster Ich höre im Kloster auf ...*
EinSatz-Gedichte
*
– für Pater Reinhard –
*
Ich
Ich höre
Ich höre im Kloster
Ich höre im Kloster auf
Ich höre im Kloster auf weisende Wahrheit
*
Nacht
Die Nacht ist
vorgedrungen
zum Denken
und Erfüllen
*
Im Schweigen
Im Schweigen bleiben
Im Schweigen bleiben wir
Im Schweigen bleiben wir einander Geheimnis
*
Selbst
Selbst im dichtesten Wald
bleibt in den Wipfeln
Freiraum
zum Himmel
sibyll maschler: Lyrik und Fotos – Dezember 2014
Erstveröffentlichung des Textes hier im Blog am 11. Dezember 2014.
sibyll maschler: Zeiten der Dürre
Zeiten der Dürre des Wartens und der Suche gebären Klarheit*
*
Zeiten der Dürre
sibyll maschler: Echolot
Echolot Worte zögernd abgewogen zwischen Äpfeln und Brot geschnitten zermalmt geschluckt Worte manchmal aufgescheucht wie Vögel ...…………Echolot
Worte
zögernd abgewogen
zwischen Äpfeln und Brot
geschnitten zermalmt geschluckt
Worte manchmal aufgescheucht
wie Vögel
durch helles Lachen
Blicke wechseln Stimmen
im Gewirr
zugeweht
gleich einer Brise
am Straßenrand
ausgelotet
im Gewölbe lauschen
ruht dunkel Leben
in Zwischenräumen
rinnt Wasser tropft hallt wider
danach endlich stufenweiser Aufstieg
im Sonnenlicht schmilzt Reif
unter den Schritten
Stöcke und Steine
im Tal
offenes Glas
Februar 2015
Lyrik und Foto von sibyll maschler
sibyll maschler: Abbitte
Wende deinen Blick von mir dann lass meine Hände los unsre Lieder verstummen erhebe deine Schwingen Lieber, fliege endlich fort und nimm deine Seele mit*
Wende deinen Blick von mir
dann lass meine Hände los
unsre Lieder verstummen
erhebe deine Schwingen
Lieber, fliege endlich fort
und nimm deine Seele mit
sibyll maschler: Lyrik und Foto – Juli 2014
sibyll maschler: Gedankenblöcke
Du mein Quell brachtest verdorrtes Land zum Knospen und Blühen bis unsere Mauern aus Lehm und Glas zum Staudamm wurden*
Du
mein Quell
brachtest verdorrtes Land
zum Knospen und Blühen
bis unsere Mauern
aus Lehm und Glas
zum Staudamm wurden
*
Lyrik und Foto von sibyll maschler – März 2014