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Minuten rieseln
durch den Tag*
die Wolken schieben schwarz*
durch nackte Bäume*
lustige Lieder sind*
längst gesungen*
werfe Ballast ab und*
hoff auf neue Träume
Liane Fehler 2011
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Minuten rieseln
durch den Tag*
die Wolken schieben schwarz*
durch nackte Bäume*
lustige Lieder sind*
längst gesungen*
werfe Ballast ab und*
hoff auf neue Träume
Liane Fehler 2011
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winterhelles grau
glockenklang krähengekrächz
drunter zart tschilpen
Lars Steger
Ich gehe im Walde so für mich hin
und weiß nicht, warum ich so einsam bin
da sehe ich doch ein Tännlein stehn
ich trete heran, es nah zu besehn
da sehe ich auf der Zweiglein Spitzen
je ein goldenes Lichlein blitzen
Ist es schon Weihnacht, durchfährt es mich
und hab ich schon ein Geschenk für Dich?
Ich wollte grad straucheln, zu Boden gehn
dass der Schnee mich bedecke zum Sterben schön
doch in diesem Moment seh ich Dich stehn
es beginnen die Sinne sich mir zu drehn
“Bleib mir, mein Liebes, es schneit vor der Zeit
bin plötzlich nicht mehr zum Sterben bereit
Es pocht in den Adern, es raset mein Blut
ach liebes Schneewittchen, bleib mir doch gut
*
(als lyrische Erwiderung auf das Gedicht „Am Ende “ von smt)
*
Wenn die Igel sich anschicken
das Laub zu häufen
vor dem Schnee
kommen
kühl aus dem September
Abende
fremd und doch vertraut
an meine Stirn
und fragen: Sag wohin nun
wollen wir
mit unserem Traum
Der Abendtau sinkt lautlos
unter meine Hand
am kalten Tisch
ein schwarzer Samt umhüllt
die Schulter. Der Lärm
das laute Nein
der Sommerstimme ist
mit diesen Vögeln
auf der Flucht*
vor mir
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
*
letztes laub raschelt*
krähen fern, meisenstimmchen*
stille und leere
Lars Steger
Novembertage:
regennasser Asphalt glänzt
im Scheinwerferlicht
Maria Goldberg
Eisschollenstrom
Strom aus Licht
aus Weite und Flut
über die Nähte der Auen
über die Ufer aus
damals und heute
aus Blut und Flucht
über die Wasser
getrieben vom Wahn
her und hin
das Rauschen
einzig überflügelt
vom roten
Milan
leise, ach da draußen
muss es sein
das Zarendorf
irgendwo
dann die Aurora
und hinter ihr
die Stadt
*
leise, ach da draußen
muss es sein
das Zarendorf
irgendwo
dann die Aurora
und hinter ihr
die Stadt
*
*
mit den zwei Namen
der Autos
Mercedes, Moskowitisch
und Puschkin und
den tapferen Alten die
Hände hinhalten
um um‘s Rubelchen zu betteln
vor goldigen Zwiebelchen
so, so
summt die Stadt
so, so
summen die Atheisten
so, so
summen wir
bevor touristisch
wir schnarchen
Foto: Susann Schulz
*
*
grau starrt der Himmel
eine einsame Krähe wiegt sich
im nackten Geäst
maria goldberg
*
*
Wegweiser
geh immer
schau in die schwarzen Spiegel der Wasser
schau in den leuchtenden Himmel
beide gehen
geh immer
mit den Schatten, die wachsen
mit dem Laub, das schwindet
weiter
immer weiter
bis in den Punkt, in dem Himmel und Wasser
bis dahin , du ahnst es und gehst
weiter, immer weiter
immer zu
in eine Richtung,
in der Abschied und Begegnung zusammentreffen
bis dahin geh
und sing und lach
immer näher
immer näher
gestern zogen die Vögel
gestern kehrten sie heim
einen wirst du treffen
der dich nimmt für immer
ihn verpaßt du
nicht