Fotografische Eindrücke vom Seminar in Jahnishausen vom 31. August (Maler) bzw. 2. September (Dichter) bis 4. September 2022.
Fotos: Andreas Schrock, Lars Steger
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Unsere Gastgeber: Lebenstraumgemeinschaft
Fotografische Eindrücke vom Seminar in Jahnishausen vom 31. August (Maler) bzw. 2. September (Dichter) bis 4. September 2022.
Fotos: Andreas Schrock, Lars Steger
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1
Die schmale Frau wirbelte durch ihre Küche, mit dem zweijährigen Mädchen auf dem Arm, wie eine kleine Umwucht. Das ging vom Kühlschrank zum Herd, und vom Herd zur Salatschüssel. Ihre rechte Hand verschwand in der Schüssel. Sie warf ihr Haar nach hinten und blickte zu mir: „Willst du Sirup? Holundersirup, in homöopathischen Dosen.“ Sie lachte und gab mir mit links das Kind in den Arm. Sie glitt jetzt an den Küchenmöbeln entlang. Mit einem Minimum an Kraft holte sie ein Maximum an Bewegung heraus. Sophie. Das letzte Mal sah ich dich sie als Pantomime, auf der Bühne. Da warst du ganz klein, dein Gesicht ganz weiß. Wie jene Frau in Burkina Faso, die sich dem Franzosen an der Bar anverwandeln wollte. Sophie, du könntest auch Sofie heißen. Oder Zofia. Und dann über mich lachen, während ich deine Namen ausspräche. Deine vielen Namen. Sie reichte mir das Glas, nahm mir das Kind aus dem Arm. Ich kann nicht von dir lassen.
2
„Liebe Eva, heute früh regnete es, jetzt, es ist 13 Uhr, scheint die Sonne. So ist es in meinem Leben. Auf Deine Briefe freue ich mich immer wieder. Und frage mich, wann Du das alles schreibst. Die letzten Briefe von Dir kamen am 3.8., 10.8., 14.8. und 18.8., am 27. und 29.8. und am 31.8. Meine Liebe, bis zum 31.8. […] einschließlich Lenins Kinderkrankheiten und die beiden getrockneten Blumen ist alles da. Sodann ein Foto mit Barry, dem Hund, und, na was schon? Mit Dir. Du siehst, alles registriert. — Der kleine Hof gehört zum Haftkrankenhaus. Auf ihm wandle ich und denke an die Freiheit.“ Das schreibt Erich Honecker, glaubst du nicht, das kannst du nicht glauben, aber so ist es. Nicht mal an seine Frau schreibt er das, das mit dem Regen und der Sonne. Er schreibt an die Genossin Eva Ruppert, aus dem Gefängnis Berlin-Moabit.
3
Ich sitze in der Kirche, allein, ganz hinten. Und nichts passiert. Nichts passiert mit mir. Das Kirchenschiff schweigt. Die Stille ist die Schwester des Wahnsinns. Dabei ist alles da, um es ordentlich krachen zu lassen. Ein Christus, der am Kreuz hängt, vor mir abgegriffene Holzbänke, Jahrhunderte voller Geschichten. – Erst draußen, vor der Kirche, weht sie mich an: die Billigkeit. Die Billigkeit ist sanft zur Haut, sie säuselt, sie zeigt sogar ihre Brüste, ohne dass ich zahlen müsste. Mal ehrlich, Christus am Kreuz hing ganz schön durch, aber er war ein bisschen vollkommen, in seinem silbereloxierten Körper. Jugendstil, so wie die ganze Kirche. Ich hätte es wissen können. Und wieder eine Kriegertafel, ohne Eingeständnis der Schuld.
4
Von Burnout zu sprechen, kann billig sein. Wusstest du das? Ich wusste es nicht, ich habe es gelesen, aber es war…wie sagt man so schön? Evident. Das Evidente braucht keine Begründung. Es ist einfach da. Wie eine Schlagermelodie: Lass mich dein Evidentum sein…. Schluss jetzt, Burnout gibt es überhaupt nur in Deutschland. Da wird die Depression mal schnell mit hinein gepackt. Andere Länder sind genauer in der Diagnose. Das Problem: Wer an Burnout leidet, sollte sich ausschlafen. Wer depressiv ist, sollte einen Schlafentzug durchmachen. „Ick gloob, ick hab `n Burnout“, ist billig; und der erste Schritt zur Fehlbehandlung.
5
Also, was jetzt. Die kleine Frau zeigt mir ihre Wohnung. Sie nimmt mich an die Hand. Das Schlafzimmer, aha, weiter geht’s. Sophie, ich möchte dein Bruder sein. Hältst du mir auch die Hand, wenn ich sterbe? Ich meine, könntest du dir vorstellen, meine Hand zu halten? Ich will dich gar nicht lieben. Ich will deine Nähe, für Null. Nein, ich will sie nicht für Null. Es geht nicht um mich. Und es geht nicht um dich. Lass uns über Kunst reden. Gib mir die Kleine nochmal.
Andreas Schrock, Dresden, Aug. 2017, letzte Bearbeitung Juni 2018, allerletzte Bearbeitung Juli 2021. Erstfassung unter dem Titel „Kleine Geschichte von nichts“ Dresden/Goppeln, Juli 2006, letzte Bearbeitung Jan. 2009
Quellen: Brief aus dem Haftkrankenhaus Berlin-Moabit 4. August 1992
sibyll maschler Foto: B.M.T.
Liebe sibyll,
ich bedanke mich bei Dir für die nun schon neun Jahre andauernde gute Zusammenarbeit für unseren Blog.
Besonders angenehm für mich war festzustellen, dass Du kontinuierlich über die Jahre hinweg die Entwicklung im Blog verfolgt hast und von Dir aus Texte und Fotos zur Verfügung gestellt hast. Hab Dank dafür.
Die Hervorhebung Deiner Beiträge sind eine Hommage an Dich, verbunden mit allen guten Wünschen für Dein persönliches Wohlergehen.
Liane Fehler Onlineredaktion
Im Slider (ganz oben im Blog) werden in den nächsten Tagen Beiträge von sibyll maschler präsentiert.
Nicht nur Texte sondern auch viele Fotos von sibyll maschler sind in den letzten Jahren in unserem Blog veröffentlicht worden.
Stephan und Andreas lassen uns wissen :
„Ihr Lieben,
wir haben den Redaktionsschluss für das nächste Gewa verschoben. Statt diesen Sonntag, 18. Juli wäre es nun Sonnabend, 31.Juli.“
Wer möchte, kann jetzt noch länger die Chance nutzen und mit zum Gelingen des Gedankenwassers beitragen. Eine gute Nachricht.
Liane Fehler Onlineredaktion
Regenluft strömt kühl
in aufgeheizte Räume
frisch und belebend
der Körper lächelt leise
endlich wieder tief atmen
Ihr Lieben,
wer schafft es, sich bis in den schwarzen Bereich der Startseite ganz unten durch zu arbeiten? Zugegeben, der schwarze Bereich – das war lange irgendwie unspektakulär, doch nun gibt dieser schwarze Hintergrund einen schönen Platz für eine Galerie her.
Da hatte ich eine Idee und Freude daran, diesen Platz kreativ zu nutzen. Die Fotos und Bilder scheinen zu leuchten durch diesen starken Kontrast.
Die Online-Galerie bietet die Möglichkeit, viele „Schätze“ zu präsentieren.
Sie ähnelt damit vom Prinzip dem Slider (Schieberegler) ganz oben auf der Startseite. Wo ich regelmäßig die Beiträge wechsle, damit mehr entdeckt werden kann. Auch zur Erinnerung kann es dienen.
Die Online-Galerie – wie funktioniert sie?
Hier spielt der Zufall eine Rolle, ob Erinnerungen an Titelbilder eines GeWa, künstlerisch Fotos, gemalte Bilder oder Zeichnungen ausgewählt werden und in welcher Konstellation.
Es ist immer wieder anders und auch die Mischung spielt eine Rolle. Welche Objekte nebeneinander oder nacheinander zu sehen sind, entfalten je nach Positionierung ganz unterschiedliche Wirkungen.
Wer will, klickt auf das ausgewählte Objekt zum Beispiel ein Bild und gelangt an den entsprechenden Beitrag im Blog und kann es dann beispielsweise in voller Größe sehen oder gemeinsam mit einem Gedicht oder einem Liedtext betrachten.
Ich hoffe, die Online-Galerie beinhaltet für Euch einen zusätzlichen Nutzen und führt zu interessanten Entdeckungen oder schönen Erinnerungen. So ging er mir als ich mich an die Zusammenarbeit mit Nottekunst erinnerte Eitel Kunst meets Nottekunst. (Liebe Grüße an dieser Stelle an alle, denen es auch so geht.☺) Oder beim Anblick eines anderen Fotos erinnerte ich mich an ein Seminar an dem Ch.Hohberg mit im Mehr-Generationen-Haus beteiligt war.
Beim Erstellen dieser Galerie ist mir bewusst geworden, wie witzig und – oder kreativ unsere Künstler sind – wie gute Beobachter unter den fotografierenden Dichtern oder den texenden Fotografen sind. Manche sind Multitalente, da gibt es gute Texte und Fotos etc.
Vielleicht vermittelt sich auch darüber eine Inspiration, wer weiß?
Am besten Ihr macht Euch selbst ein Bild von der neuen Online-Galerie.
Dabei wünsche ich Euch eine gute Zeit.
Ich habe noch eine Bitte.
Wer von den Gedankenwasser-Machern noch ein Titelbild eines Gedankenwassers in elektronischer Form zur Verfügung stellen kann, fühle sich gebeten, dies an mich zu senden.
Meiner Meinung nach gehört auch das zur Geschichte unseres Vereins und illustriert unseren Weg.
Sehr oft steckt auch darin Sehens- und Bewahrenswertes.
Vielen Dank.
Liane Fehler Onlineredaktion
die friedensschuld
Mit frisch geölter führungskette
am denkgeländer eingehakt
tun sie alles, immer mehr
um köderhappen auf zu schnappen
so um den neuen kult geschart
trägt jeder teil um teil
beim puzzle-irrsinn hin bei
zum großen bild so stück für stück
sein recht und gut, den mut zum glück
und ganz gewöhnlich wächst heran
der lang ersehnte leviatan
verkehrte welt verdreht vertauscht
gesprungen sind die spiegel
ist alles in die not gedrungen
einander zu verlieren
und doch wenn alle nur für sich
erwecken einen kleinen frieden
und mit ihm handel treiben
wie mit geld, ihn tauschen
leihen gut verzinst
dann wächst ein wissen
um die kleinen frieden
denn jeder steht gemütlich
bald in eines andern
friedensschuld
fp april 2021
Alter Ego – Zufälle
um mitternacht die
nähe des flusses riechen
wie alt muss man sein.
meines großvaters
chrysanthemen – erinnern
glückliche kindheit
zwischen den fenstern
sucht die fliege den ausweg
ihren tag leben
schon wieder schimmert
der spielplatz durch die blätter
spätsommerglitzern
Jahnishausen
kinderklettertraum
doppelstämmiger ginko
traumweiter weltblick
für pete, joan und harry
wie klare wasser
worte sagen und singen
ewig dies strömen
Oktobergolden
lachen leuchtende Bäume
Herzrotgefunkel
Herzrotgefunkel
leuchten lachende Bäume
Oktobergolden
Octobergolden
glowing red trees laugh
heart red sparkling
Heart red sparkling
laughing trees shine
Oktobergolden
Oktoba ya dhahabu
Miti yang’aa ni furaha
Rangi nyekundu yametameta
Rangi yang’aa na kumeta meta
Kwa furaha, miti yang’aa na kumetameta
Oktoba, mwezi wa dhahabu.
Die Texte „Oktobergolden” sind von Libella Hoge -Yazar in Deutsch und Englisch; die Übersetzung und Nachdichtung in die Sprache Kisuaheli übernahm Malack Silas: „Oktoba ya dhahabu“
für pete, joan und harry
wie klare wasser
worte sagen und singen
ewig dies strömen