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Kleine Geschichte von etwas

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Die schmale Frau wirbelte durch ihre Küche, mit dem zweijährigen Mädchen auf dem Arm, wie eine kleine Umwucht. Das ging vom Kühlschrank zum Herd, und vom Herd zur Salatschüssel. Ihre rechte Hand verschwand in der Schüssel. Sie warf ihr Haar nach hinten und blickte zu mir: „Willst du Sirup? Holundersirup, in homöopathischen Dosen.“ Sie lachte und gab mir mit links das Kind in den Arm. Sie glitt jetzt an den Küchenmöbeln entlang. Mit einem Minimum an Kraft holte sie ein Maximum an Bewegung heraus. Sophie. Das letzte Mal sah ich dich sie als Pantomime, auf der Bühne. Da warst du ganz klein, dein Gesicht ganz weiß. Wie jene Frau in Burkina Faso, die sich dem Franzosen an der Bar anverwandeln wollte. Sophie, du könntest auch Sofie heißen. Oder Zofia. Und dann über mich lachen, während ich deine Namen ausspräche. Deine vielen Namen. Sie reichte mir das Glas, nahm mir das Kind aus dem Arm. Ich kann nicht von dir lassen.

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„Liebe Eva, heute früh regnete es, jetzt, es ist 13 Uhr, scheint die Sonne. So ist es in meinem Leben. Auf Deine Briefe freue ich mich immer wieder. Und frage mich, wann Du das alles schreibst. Die letzten Briefe von Dir kamen am 3.8., 10.8., 14.8. und 18.8., am 27. und 29.8. und am 31.8. Meine Liebe, bis zum 31.8. […] einschließlich Lenins Kinderkrankheiten und die beiden getrockneten Blumen ist alles da. Sodann ein Foto mit Barry, dem Hund, und, na was schon? Mit Dir. Du siehst, alles registriert. — Der kleine Hof gehört zum Haftkrankenhaus. Auf ihm wandle ich und denke an die Freiheit.“ Das schreibt Erich Honecker, glaubst du nicht, das kannst du nicht glauben, aber so ist es. Nicht mal an seine Frau schreibt er das, das mit dem Regen und der Sonne. Er schreibt an die Genossin Eva Ruppert, aus dem Gefängnis Berlin-Moabit.

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Ich sitze in der Kirche, allein, ganz hinten. Und nichts passiert. Nichts passiert mit mir. Das Kirchenschiff schweigt. Die Stille ist die Schwester des Wahnsinns. Dabei ist alles da, um es ordentlich krachen zu lassen. Ein Christus, der am Kreuz hängt, vor mir abgegriffene Holzbänke, Jahrhunderte voller Geschichten. – Erst draußen, vor der Kirche, weht sie mich an: die Billigkeit. Die Billigkeit ist sanft zur Haut, sie säuselt, sie zeigt sogar ihre Brüste, ohne dass ich zahlen müsste. Mal ehrlich, Christus am Kreuz hing ganz schön durch, aber er war ein bisschen vollkommen, in seinem silbereloxierten Körper. Jugendstil, so wie die ganze Kirche. Ich hätte es wissen können. Und wieder eine Kriegertafel, ohne Eingeständnis der Schuld.

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Von Burnout zu sprechen, kann billig sein. Wusstest du das? Ich wusste es nicht, ich habe es gelesen, aber es war…wie sagt man so schön? Evident. Das Evidente braucht keine Begründung. Es ist einfach da. Wie eine Schlagermelodie: Lass mich dein Evidentum sein…. Schluss jetzt, Burnout gibt es überhaupt nur in Deutschland. Da wird die Depression mal schnell mit hinein gepackt. Andere Länder sind genauer in der Diagnose. Das Problem: Wer an Burnout leidet, sollte sich ausschlafen. Wer depressiv ist, sollte einen Schlafentzug durchmachen. „Ick gloob, ick hab `n Burnout“, ist billig; und der erste Schritt zur Fehlbehandlung.

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Also, was jetzt. Die kleine Frau zeigt mir ihre Wohnung. Sie nimmt mich an die Hand. Das Schlafzimmer, aha, weiter geht’s. Sophie, ich möchte dein Bruder sein. Hältst du mir auch die Hand, wenn ich sterbe? Ich meine, könntest du dir vorstellen, meine Hand zu halten? Ich will dich gar nicht lieben. Ich will deine Nähe, für Null. Nein, ich will sie nicht für Null. Es geht nicht um mich. Und es geht nicht um dich. Lass uns über Kunst reden. Gib mir die Kleine nochmal.

Andreas Schrock, Dresden, Aug. 2017, letzte Bearbeitung Juni 2018, allerletzte Bearbeitung Juli 2021. Erstfassung unter dem Titel „Kleine Geschichte von nichts“ Dresden/Goppeln, Juli 2006, letzte Bearbeitung Jan. 2009

Quellen: Brief aus dem Haftkrankenhaus Berlin-Moabit 4. August 1992

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Weitere Exponate in der Online-Galerie des „Eitel Kunst e.V. – eine Sammlung unDichter“

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Ihr Lieben,
es gibt weitere Exponate in unserer Online-Galerie,
mehr Fotos und Bilder, – Erinnerungsstücke.


Aufgrund Eines Hinweises von Christian Rempel gibt es eine Ergänzung:


Wo findet man die Online-Galerie?
Antwort: Im schwarzen Bereich auf dieser Startseite ganz unten.

Wer mehr dazu erfahren möchte, dem empfehle ich den Artikel: Überraschungen gefällig?

Auch auf der Sidebar (der schmalere Bereich auf dieser Seite) sind Texte und Bilder aus den vergangenen neun Jahren, seitdem ich begonnen habe, den Blog aufzubauen, dazu gekommen.

Ich wünsche Euch schöne Sommertage und Freude beim Entdecken von alten und neuen Texten, Bildern, Fotos und Liedern.

Liane Fehler Onlineredaktion

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Eine Hommage – Beiträge von sibyll maschler im Slider

Liebe sibyll, ich bedanke mich bei Dir für die nun schon neun Jahre andauernde gute Zusammenarbeit für unseren Blog. Besonders angenehm für mich war festzustellen, dass Du kontinuierlich über die Jahre hinweg die Entwicklung im Blog verfolgt hast und von Dir aus Texte und Fotos zur Verfügung gestellt hast. Hab Dank dafür.

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Foto B.M
sibyll maschler Foto: B.M.T.

Liebe sibyll,
ich bedanke mich bei Dir für die nun schon neun Jahre andauernde gute Zusammenarbeit für unseren Blog.
Besonders angenehm für mich war festzustellen, dass Du kontinuierlich über die Jahre hinweg die Entwicklung im Blog verfolgt hast und von Dir aus Texte und Fotos zur Verfügung gestellt hast. Hab Dank dafür.
Die Hervorhebung Deiner Beiträge sind eine Hommage an Dich, verbunden mit allen guten Wünschen für Dein persönliches Wohlergehen.

Liane Fehler Onlineredaktion

Im Slider (ganz oben im Blog) werden in den nächsten Tagen Beiträge von sibyll maschler präsentiert.
Nicht nur Texte sondern auch viele Fotos von sibyll maschler sind in den letzten Jahren in unserem Blog veröffentlicht worden.


Foto von sibyl maschler Sibyll Maschler Foto: Zeiten der Dürre Gewässer Foto von sibyll maschler Mohnblumen-sibyll-maschler sibyl maschler – Foto : Blickwinkel
Foto: von Sibyll Maschler Foto: sibyll maschler Steine Foto: sibyll maschler Foto von sibyl Himmel 1  Sibyll Maschler Foto: Himmel 5 von Sibyll Maschler Himmel 3 Sibyll Maschler
Foto: von Sibyll Maschler sm IMG_5565 Foto:Skulptur (liegend) von Sibyll Maschler

Himmel 2 Sibyll Maschler Himmel 3 Sibyll  Maschler


Foto Skulptur von Sibyll Maschler.
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Redaktionsschluss für das nächste Gedankenwasser (Gewa) ist Sonnabend, der 31.Juli 2021

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Stephan und Andreas lassen uns wissen :

„Ihr Lieben,
wir haben den Redaktionsschluss für das nächste Gewa verschoben. Statt diesen Sonntag, 18. Juli wäre es nun Sonnabend, 31.Juli.“

Wer möchte, kann jetzt noch länger die Chance nutzen und mit zum Gelingen des Gedankenwassers beitragen. Eine gute Nachricht.

Liane Fehler Onlineredaktion

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Überraschungen gefällig?

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Ihr Lieben,
wer schafft es, sich bis in den schwarzen Bereich der Startseite ganz unten durch zu arbeiten? Zugegeben, der schwarze Bereich – das war lange irgendwie unspektakulär, doch nun gibt dieser schwarze Hintergrund einen schönen Platz für eine Galerie her.
Da hatte ich eine Idee und Freude daran, diesen Platz kreativ zu nutzen. Die Fotos und Bilder scheinen zu leuchten durch diesen starken Kontrast.

Die Online-Galerie bietet die Möglichkeit, viele „Schätzezu präsentieren.
Sie ähnelt damit vom Prinzip dem Slider (Schieberegler) ganz oben auf der Startseite. Wo ich regelmäßig die Beiträge wechsle, damit mehr entdeckt werden kann. Auch zur Erinnerung kann es dienen.

Die Online-Galerie – wie funktioniert sie?
Hier spielt der Zufall eine Rolle, ob Erinnerungen an Titelbilder eines GeWa, künstlerisch Fotos, gemalte Bilder oder Zeichnungen ausgewählt werden und in welcher Konstellation.
Es ist immer wieder anders und auch die Mischung spielt eine Rolle. Welche Objekte nebeneinander oder nacheinander zu sehen sind, entfalten je nach Positionierung ganz unterschiedliche Wirkungen.
Wer will, klickt auf das ausgewählte Objekt zum Beispiel ein Bild und gelangt an den entsprechenden Beitrag im Blog und kann es dann beispielsweise in voller Größe sehen oder gemeinsam mit einem Gedicht oder einem Liedtext betrachten.

Ich hoffe, die Online-Galerie beinhaltet für Euch einen zusätzlichen Nutzen und führt zu interessanten Entdeckungen oder schönen Erinnerungen. So ging er mir als ich mich an die Zusammenarbeit mit Nottekunst erinnerte Eitel Kunst meets Nottekunst. (Liebe Grüße an dieser Stelle an alle, denen es auch so geht.☺) Oder beim Anblick eines anderen Fotos erinnerte ich mich an ein Seminar an dem Ch.Hohberg mit im Mehr-Generationen-Haus beteiligt war.

Beim Erstellen dieser Galerie ist mir bewusst geworden, wie witzig und – oder kreativ unsere Künstler sind – wie gute Beobachter unter den fotografierenden Dichtern oder den texenden Fotografen sind. Manche sind Multitalente, da gibt es gute Texte und Fotos etc.
Vielleicht vermittelt sich auch darüber eine Inspiration, wer weiß?

Am besten Ihr macht Euch selbst ein Bild von der neuen Online-Galerie.
Dabei wünsche ich Euch eine gute Zeit.

Ich habe noch eine Bitte.
Wer von den Gedankenwasser-Machern noch ein Titelbild eines Gedankenwassers in elektronischer Form zur Verfügung stellen kann, fühle sich gebeten, dies an mich zu senden.
Meiner Meinung nach gehört auch das zur Geschichte unseres Vereins und illustriert unseren Weg.
Sehr oft steckt auch darin Sehens- und Bewahrenswertes.
Vielen Dank.

Liane Fehler Onlineredaktion

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Geburtstagsgruß an Andreas Schrock 5. Juli 2021

Heute am 5. Juli 2021, gilt mein Geburtstagsgruß Dir, lieber Andreas. Heute ist deshalb auch eine gute Gelegenheit, Dir einmal ganz herzlich für Deine freundliche, offene, angenehme Art im Umgang mit deinen Vereinsmitgliedern und für Deine engagierte Arbeit zu danken. Ich freue mich sehr darüber, dass Du unsere Runden im Verein und besonders unseren Blog so eindrucksvoll mit Deinen Texten, Bildern, Fotos und Gedanken bereicherst. Wir alle hören Dir immer wieder gern und gebannt zu.

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Heute am 5. Juli 2021, gilt mein Geburtstagsgruß Dir, lieber Andreas.
Heute ist deshalb auch eine gute Gelegenheit, Dir einmal ganz herzlich für Deine freundliche, offene, angenehme Art im Umgang mit deinen Vereinsmitgliedern und für Deine engagierte Arbeit zu danken.
Ich freue mich sehr darüber, dass Du unsere Runden im Verein und besonders unseren Blog so eindrucksvoll mit Deinen Texten, Bildern, Fotos und Gedanken bereicherst.
Wir alle hören Dir immer wieder gern und gebannt zu.
Wenn Du in unserer Runde gelesen hast, geriet das regelmäßig zu einem Höhepunkt der Veranstaltung und Du hast uns in unnachahmlicher Weise berührt, zum Nachdenken gebracht.
Vielen Dank, das ist unvergessen.
Andreas – Mögen Dich die allerbesten Wünsche begleiten – ob privat, beruflich oder gesundheitlich – und mögen sie alsbald in Erfüllung gehen.

Andreas, es ist gut, dass es Dich gibt!
(Sonst müssten wir Dich erfinden.) ☺

Vielen Dank dafür.

Liane

Für alle, die sich erinnern möchten und für Interessierte, die Dich auf diesem Wege kennenlernen möchten, habe ich ein paar Sachen zusammen gestellt. Viel Vergnügen !


Depression

Leben Lieben Leiden Foto von Andreas Schrock
Ballade des Mannes im Dorfkrug zu Briesen

Wie soll ich es sagen

Vorworte aus dem Gedankenwasser Nr. 118

frühling in dresden

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Geburtstagsgruß an Susann 4. Juli 2021

Liebe Susann, heute gilt mein kleiner Geburtstagsgruß Dir. Ich wünsche Dir das Allerbeste und danke Dir für Deine Bereitschaft, im Sinne unseres kleinen Vereins hilfreich zu wirken. Was jetzt gut ist im Leben, möge so bleiben. Liane Fehler Onlineredaktion

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Das Foto:”Pfirsichbaumblüte” ist von Susann Schulz.


Liebe Susann,
heute gilt mein kleiner Geburtstagsgruß Dir.

Ich wünsche Dir das Allerbeste und danke Dir für Deine Bereitschaft, im Sinne unseres kleinen Vereins hilfreich zu wirken. Was jetzt gut ist im Leben, möge so bleiben.
Liane Fehler Onlineredaktion

Ausschnitt eines Fotos:”Pfirsichbaumblüte” von Susann Schulz. Christian Rempel Foto: Rosen



Das Foto:”Pfirsichbaumblüte” ist von Susann Schulz.
Foto-HeckenRose quarknet.
Christian Rempel Foto: Rosen

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Textarbeit Arbeitsgruppe von und für Autoren unseres Vereins

Ihr Lieben, die Treffen, wie früher, als wir uns gegenseitig die neuen Texte vorstellen konnten sind für mich schon zur Erinnerung an eine Zeit geworden, die vorüber zu sein scheint. Wer von uns jedoch weiter schreibt, möchte vielleicht auf den bewährten Austausch mit vertrauten Menschen, Dichtern nicht verzichten. Deshalb könnten wir eine Textarbeit Arbeitsgruppe von Autoren unseres Vereins bilden und ...

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Ihr Lieben,
die Treffen, wie früher, als wir uns gegenseitig die neuen Texte vorstellen konnten sind für mich schon zur Erinnerung an eine Zeit geworden, die vorüber zu sein scheint. Wer von uns jedoch weiter schreibt, möchte vielleicht auf den bewährten Austausch mit vertrauten Menschen, Dichtern nicht verzichten. Deshalb könnten wir eine Textarbeit Arbeitsgruppe von Autoren unseres Vereins bilden und in einem geschützten Bereich (Der Zugang würde über ein Passwort erfolgen.) an den Texten arbeiten – feilen. Wer Interesse an der Beteiligung hat, macht sich bitte bemerkbar.

Liane Fehler Onlineredaktion

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