*
*
*
*
Ich alt gewordener
Prediger der Liebe
verbrenne nun
mein Fleisch
aus Mittelmaß
seh im Spiegel
fast die Knochen
schimmern
lach mir zu
doch oft lach
ich mich aus
20.April 2012
*
*
*
*
Ich alt gewordener
Prediger der Liebe
verbrenne nun
mein Fleisch
aus Mittelmaß
seh im Spiegel
fast die Knochen
schimmern
lach mir zu
doch oft lach
ich mich aus
20.April 2012
*
*Foto: quarknet.rose-sonnenuntergang
Mein Mond, mein Tag wird nicht geboren
meine Welt ist ganz anders
nicht ein Tropfen passt mehr hinein
meine Ozeane sind ganz anders
*
Ich schluchze wie die Nachtigall
an jeder Rose sind Dornen
meine Liebe ist Regen, meine Liebe ist Wind
meine Überreste sind ganz anders
*
Ich bin Sarica* verkaufe Worte
bin einverstanden vertreibe die Sorgen
die traurige Nachtigall decke ich zu
mein Wehklagen ist ganz anders
Nachdichtung und Übersetzung aus dem Türkischen
* Sarica ist der Vorname der türkischen Autorin
*
*
Deine Worte
unter meiner Haut
Kalligrafie
wie ein Tattoo
am Morgen
staunen
lächeln
im Spiegel
… Du
*Die Spiegel verhangen
die Uhren angehalten
mein Ich zerfließt
im Schatten
der lautlos
durchs Zwielicht
wandert
Dämonen der Vergangenheit
klappen vor mir auf
wie Pappkameraden
Ich sehe mich
durch eure Augen
erfinde mich, wandle mich
und wachse ins Licht
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
*Foto: blick-vom-bentayga-k quarknet
*
Komm lass uns miteinander sprechen
der Mund von dir die Zunge von mir
bereisen wir alles zusammen
die Berge von dir die Wüste von mir
*
Lass uns im Sommer auf den Almen gehn
Lass uns die Meere durchziehen
Lass uns die Wahrheiten sagen
der Mund von dir die Zunge von mir
*
Lassen wir die Liebe ins Feuer fallen
die Glut von dir – die Asche von mir
*
*
Übersetzung und Nachdichtung aus dem Türkischen
Foto: regentropfen-reihe-k
*
Du bist
ein Tautropfen
auf mir
dem Blatt
durch Dich
spiegelt sich
auf mir
der Himmel
5. August 2013
Mein Herz schlägt und wacht
bis zum Morgen über dir
wenn du gehen wirst
*
Wie im freien Fall
der Habicht das Tier ergreift
durchbrach er ihr Fleisch.
Im Zenit der Zeit
sei Regen in den Furchen
auf verdorrtem Land
Im Wind
am Ufer
wartet sie
dass die Liebe kommt
mit der Flut
verlässlich
vom Mond geschickt
Wasser, Licht und Stille brechen
Weib und Kind
Sommer 2011
Foto: Halbmond, bewölkt quarknet.
*
will diese Liebe
rausschreien
ausatmen
dass der Wind sie trägt
der sie mir brachte
und der Mond
sein Komplize
scheinheilig
leuchtet er wieder
und lacht
*
2012
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
*
*
Wir hatten uns
zu häufig hingenommen
das Rauchen aufzugeben, gabst du auf
du wusstest, wie mir die Luft wegblieb
ich nahm es hin
weil ich dachte, weil ich dich liebe
auf mein „Ich liebe dich.“
kam offen ehrlich lang schon
dein „Das kannst du beibehalten.“
lies mich liegen hinter dir
doch drehtest du dich nicht mehr
um mit mir und ich mich wohl
nicht mehr zurück
ich wachte fern von dir
nun morgens auf
dich nicht zu stören
schlich ich fort
anstatt die Nase
noch einmal in dein Haar zu graben
Geruch Wärme Berührung
die mir Mut gab für den Tag
am Anfang war nicht mehr
von Kindern die Rede
am Ende nicht mehr
vom gemeinsamen Haus
in den Jahren dazwischen
reduzierten sich
die Arten unserer Berührungen
weil wir uns kannten oder
weil wir uns nicht mehr kannten
uns unsere Luftschlossträume
unsere tiefsten Ängste
nicht mehr eingestanden
auch, wenn wir sie
wegen einander aufgaben
oder nur miteinander besiegen konnten
wir hatten gelernt uns hinzunehmen
*
*
*
(Erstveröffentlichung in: Heuschnupfen. Geschichten und Gedichte von der Liebe und vom Leben, Hrsg. Dachverband Altenkultur e.V., Leipzig 2010)