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Gerhard Jaeger – Bild: Storch
Das Bild wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
Gerhard Jaeger – Bild: Storch
Das Bild wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
ich fliege
von blüte zu blüte,
und blüte zu blüte, gleich
mit beginn der zeit,
im frühling, wenns blüht
und glüht, die sonne,
die wonne
dann flieg ich,
bis zum herbst, da sterbst,
im blute, ich gute,
nehm nur die gute zeit, bereit
nicht im dunkeln, nein,
da nicht, ich kann nur
als licht
das herzeleid,
in herbstezeit
ertrag ich nicht
Andreas Schrock
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Foto: Pfirsichbaumblüte von Susann Schulz
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Erhebe Dich, Du müder Erdengeist
und sage mir, was Du zu sagen weißt.
Red‘ mir von Blümchen und vom Holden
von des Holunders weißen Dolden.
Und red‘ auch von Dir selbst,
wie Du geschäftig waltest jedes Jahr,
mich stets vor neue Rätsel stellst,
mich hinführst, wo ich niemals war.
Auch von der lieben Liebe schweige nicht,
dann will an Dich ich diese gleichfalls wenden.
Auf dass der Damm des großen Schweigens bricht
und sich was regt in totgeglaubten Lenden.
Die Bäche füll‘ mit Wassern von Gedanken,
erwach aus Winters Agonie,
bring Linderung dem leider Kranken,
dem ein graus Schicksal nicht verzieh.
Du nennst Dich Auferstehung,
ich sag Geist zu Dir.
C.R. 28.1.2014
Foto: regenbogen-k quarknet
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Bedecke meine Lider
mit Schnee
erwarte Kühle im Kopf
doch Lebensatem
blies warm ins Genick
schönes Schaudern
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Dein süßer Blick in Schatten spielt
die Blätter werfen auf die Flur
ich schweige, doch mein Herz schlägt wild
für Dich allein – ich atme nur
Was waren das für Zärtlichkeiten
wie einer Gottheit zugedacht
die nun auch hier in unsern Breiten
verjünget sich an Frühlingspracht
Nun endlich könn’ auch Seelen sprechen
wo Abschied uns beständig nah
im Widerstreit mit grünend’ Flächen
und streitend wider das Trara
Der Tränenbach, in dem ich stund
der Liebe Lob, der Gottheit Preis
des allen tat ich lang schon kund
des Glückes hangend an Deinem Mund
in Fernen gelangend auf dem Erdenrund
Du Herrliche, Du biegsames Reis
bist alles, alles, was ich weiß
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frei nach Goethe 9.3.2012
Foto: linden-bluete-k quarknet
Lindenblütentraum
auf der Duftwelle zu Dir
lächelnde Augen
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Der Kaktus auf dem Beet war alt. Er hatte schon viele Trockenzeiten erlebt. Aber heute fühlte er sich jung. Viel jünger als die Tulpen neben ihm, die sich im Winter schnöde verkrochen hatten und nun frech ihre Köpfe der Sonne entgegenstreckten. Die jungen Dinger ignorierten ihn, so wie jedes Jahr, aber ein bisschen Respekt vor dem Alter täte der Ordnung auf dem Beet wahrhaftig gut!
Der Kaktus auf dem Beet war blind. Aber heute sah er, was um ihn herum passierte. Die Tulpen nebenan hatten ihre Blütenblätter geöffnet, rot und gelb. Bienen summten darin, putzten sich, schleckten und neckten ihn, den blinden Kaktus, mit ihrem Hinterteil. Jedenfalls nahm er das an, denn die Bienen schafften es nie, auf ihm, dem Kaktus zu landen.
Der Kaktus auf dem Beet war taub. Aber heute hörte er, was um ihn herum passierte. Am frühen Morgen hatten sich die Blüten mit einem Knall geöffnet, soviel Kraft steckte in ihnen. Die Bienen summten fein, dazwischen brummte es, wahrscheinlich Hornissen oder Hummeln. Die Wespen klangen leise und bös’, sie zischelten in einem fort. Und ihm schien, als machten sie sich über ihn lustig.
Der Kaktus auf dem Beet war stumm. Aber heute jubelte es in ihm, denn er spürte Saft durch seine Kapillaren steigen. Der Saft stieg nur langsam, aber er füllte ihn aus und machte ihn trunken vor Freude. Gern hätte er seine Freude geteilt, aber so kräftig er auch jubelte, niemand hörte ihn.
Da beschloss der alte, blinde, taube und stumme Kaktus, die Freude nicht zu teilen, sondern sich ihr allein mit jeder Zelle hinzugeben. Für reichlich Saft in den Kapillaren war gesorgt. Und Umfallen vor lauter Trunkenheit konnte er auch nicht. Obwohl, wenn er es so recht bedachte, wäre er schon gern eine Kugelkaktus.
Und mit der Sonne stieg auch der Saft in den Kapillaren. Und die Vorstellung, er sei ein Kugelkaktus, erfüllte ihn immer stärker. Ein Kugelkaktus mit Luftwurzel! Und am Abend dieses Frühlingstages war nichts passiert. Aber der Kaktus war erschöpft und dankbar. Den ganzen Tag war er als Kugelkaktus durch die Beete gerollt und nun hatte er wirklich Ruhe nötig.
Andreas Schrock, Senftenberg, Mai 2013
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kraniche kreisen*
jubelschreiend überm block*
der frühling kommt schrill
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Fliederduft verspricht…
..Erfüllung der Frühlingsnacht
,,Wachtraum – Traumnacht – ach…