Categotry Archives: Lyrik von Gerhard Jaeger

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Gerhard Jaeger: Abenddennerung

denn es geht weiter denn es wird dunkel denn Abendschläue denn das ist gewiß denn abends auf der Leiter denn auch ein Gefunkel

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denn es geht weiter*
denn es wird dunkel*
denn Abendschläue*
denn das ist gewiß*
denn abends auf der Leiter*
denn auch ein Gefunkel*
denn ich in alter Treue*
denn ein wenig Schiß*
denn der Schlaf*
denn die Ruhe*
denn der Traum*
ist nicht ohne Schaf*
ist nicht ohne*
denn wenn ich penne*
ist es anders als wenn*
Ich renne, denne*
unter der Abenddennerung*
ist ein großes Werden*
hier auf Erden

*

*

Das Gedicht Abenddennerung wurde veröffentlicht im Heft Gedankenwasser (GeWa) 103.

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Gerhard Jaeger: Collage

es schlug mein Herz geschwind zu Pferde als ein Trabbi rumpelt durch die Nacht

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es schlug mein Herz
geschwind zu Pferde
als ein Trabbi rumpelt
durch die Nacht

Ganz ehrlich, sofort
hab ich gedacht:
Das ist eine Collage!

Knete aus dem Westen
und aus dem Osten das
was dort so war am besten

Wunderland, Wunderland
die Ideale, die sind weggerannt
ene ,mene Du:
Nu‘ sieh‘ zu

Schluss mit der Collage
manches, was sich wendet
als Blamage endet.

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Gerhard Jaeger: An die Oder

Eisschollenstrom Strom aus Licht aus Weite und Flut über die Nähte der Auen über die Ufer aus damals und heute

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Eisschollenstrom

Strom aus Licht
aus Weite und Flut
über die Nähte der Auen
über die Ufer aus
damals und heute

aus Blut und Flucht
über die Wasser
getrieben vom Wahn
her und hin
das Rauschen

einzig überflügelt
vom roten
Milan

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Gerhard Jaeger (Text und Fotos): Die Stadt summt

leise, ach da draußen muss es sein das Zarendorf irgendwo dann die Aurora

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leise, ach da draußen
muss es sein
das Zarendorf

irgendwo
dann die Aurora
und hinter ihr
die Stadt

*

leise, ach da draußen
muss es sein
das Zarendorf

irgendwo
dann die Aurora
und hinter ihr
die Stadt
*

*

mit den zwei Namen
der Autos
Mercedes, Moskowitisch

und Puschkin und
den tapferen Alten die
Hände hinhalten
um um‘s  Rubelchen zu betteln
vor  goldigen Zwiebelchen


so, so
summt die Stadt
so, so
summen die Atheisten
so, so

summen wir
bevor  touristisch
wir schnarchen


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Gerhard Jaeger (Text und Foto): Russisch Brot

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Für Pet

High Heels, high
die schönsten Mädchen
sind reich
alle Zähne haben die noch
und die Zahnkränze
tätowierter Maschinisten
auf schweren Motorrädern
die den Newski
rauf und runter schrubben
High-Heels- Angels –

Komm, komm
die Russen wurden fromm

die Miliz schaut keck und
die High-Heels zieh‘n um’s Eck

alles im Lot
Russisch Brot

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Gerhard Jaeger: Regenschleier

trägst sie her vor dir trägst ein Gewölk aus Frische ein Grau überm Grün das Blüten durchschweben diese weißen der Kirschen deren Saft später mir blutet vom Puls, wenn junihaftes Blau vom Abschied kündet

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trägst sie her vor dir
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trägst ein Gewölk aus Frische
*
ein Grau überm Grün
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das Blüten durchschweben
*
diese weißen der Kirschen
*
deren Saft später mir
*
blutet vom Puls,
*
wenn junihaftes Blau
*
vom Abschied kündet
*
und barmherzig
*
Sonne brennt
*
darüber hinweg

 

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Gerhard Jaeger mit dem Gedicht: Wegweiser und dem Bild: Kanal mit Zirkus

geh immer schau in die schwarzen Spiegel der Wasser schau in den leuchtenden Himmel beide gehen geh immer mit den Schatten, die wachsen mit dem Laub, das schwindet weiter

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Wegweiser

geh immer
schau in die schwarzen Spiegel der Wasser
schau in den leuchtenden Himmel
beide gehen

geh immer
mit den Schatten, die wachsen
mit dem Laub, das schwindet
weiter

immer weiter
bis in den Punkt, in dem Himmel und Wasser
bis dahin , du ahnst es und gehst
weiter, immer weiter

immer zu
in eine Richtung,
in der Abschied und Begegnung zusammentreffen

bis dahin geh
und sing und lach
immer näher

immer näher
gestern zogen die Vögel
gestern kehrten sie heim

einen wirst du treffen
der dich nimmt für immer
ihn verpaßt du
nicht

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Gerhard Jaeger: Ich sah das Land zu Bette gehen (Liedtext)

Ich sah das Land zu Bette gehen Wälder legten ein Nachtkleid an Felder krochen in Nebeldecken

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*
Ich sah

das Land
zu Bette gehen
Wälder
legten
ein Nachtkleid an

Felder
krochen
in Nebeldecken

Allerlei Getier,
allerlei Getier
blinzelte stadtwärts
Allerlei Getier, allerlei Getier
spitzte die Ohren

Katzen
umschlichen
Häuser
Augen
durchstachen
Rauch,

weil der ja gerade so aufstieg
lautlos sternenwärts
weil der ja gerade so aufstieg
lautlos sternenwärts

und weil
Laternen ansprangen
und hinter Fenster
kam Licht
konnte ich etwas sehen
ja, das wusch sich rein
konnte ich etwas sehen
ja, das wusch sich rein

und hatte soviel Ruhe,
als der
Nachtzug
vorüber fuhr
es hatte soviel Ruhe
als der
Nachtzug
vorüber fuhr

Text und Musik: Gerhard Jaeger         a-moll

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Gerhard Jaeger: Monochrom

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blauer Schnee
blauer Rauch
blaue Mondnacht
blauer Mond lacht
blauer Schneemann auch
blau sein Bauch
blau sein Gesicht
blau der ganze Wicht
aus blauem Schnee
*
ach kalte Nacht
durch die ich geh’
mit Blaulicht und Schnee
*
Ich – ein blauer Mann, einer,
der auch frieren kann
*
Blauer Schnee
Schnee so blau
*
schau
alles blau

Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN  978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)

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