liane

2

Liane Fehler: Supernova oder Geduld

wir müssen erst zu Sternen werden wenn wir uns finden im All geht ein Leuchten durch alle Himmel

by

**

*

*

 Foto: halbmond-k quarknet


wir müssen erst
zu Sternen werden
wenn wir uns
finden im All
geht ein Leuchten
durch alle Himmel

*
zur Musik „Adagio“ von Safri Duo

0

Liane Fehler: ausatmen

will diese Liebe rausschreien ausatmen dass der Wind sie trägt der sie mir brachte und der Mond sein Komplize scheinheilig leuchtet er wieder

by

0

Christian Rempels: Literaturempfehlung Alter Schwede

Beide haben wir dieses Buch, womöglich im ehelichen Bett, von den Ehefrauen herüberge­reicht bekommen und für mich ist es die dritte Begegnung mit dem Schwedischen nachdem ich eine Zeitlang August Strindbergs "Am offenen Meer" für das Beste hielt, was mir je empfohlen wurde, Henning Mankell auch nicht schlecht fand und jetzt eben Jonas Jonasson "Der Hundert­jährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand", das Du vorhin bei unserem eher zufälligen Telefonat als genial bezeichnet hast.

by

*

Beide haben wir dieses Buch, womöglich im ehelichen Bett, von den Ehefrauen herüberge­reicht bekommen und für mich ist es die dritte Begegnung mit dem Schwedischen nachdem ich eine Zeitlang August Strindbergs „Am offenen Meer“ für das Beste hielt, was mir je empfohlen wurde, Henning Mankell auch nicht schlecht fand und jetzt eben Jonas Jonasson „Der Hundert­jährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“, das Du vorhin bei unserem eher zufälligen Telefonat als genial bezeichnet hast.

Die Schweden habe ich in meinem damaligen Aufsatz schon ausreichend gewürdigt, wie sie als kleine Nation Erstaunliches hervorbrachten. Nun auch diesen Journalisten, der sich wohl recht und schlecht mit einer Medienconsultingfirma zwanzig Jahre durchgeschlagen hatte und dann mal eben einen Weltbestseller schrieb. Bei Bestsellern ist ja berechtigte Skepsis geboten, denn was die Masse gut findet, ist doch meistens schlecht, aber hier hat die Masse Geschmack bewie­sen, auch wenn sie sicher nur die Hälfte versteht von dem, was Jonasson da zusammengepuzzelt hat.

Nachdem die Schweden so etwa mit dem Dreißigjährigen Krieg der Wikingertradition der brutalen Kriegszüge abgeschworen hatten und sich sowohl technischen Entwicklungen als auch der Psychologie der Partnerbeziehungen unter dem Stern des Individualismus zugewandt hatten, von denen Ibsen, Strindberg und nun auch Mankell zehrten bzw. zehren, wobei letzterer noch die Komponente der Kriminalität entdeckte, melden sie sich mit Jonasson auf der Weltbühne zurück, auf der doch gerade die Versatzstücke der Ideologien gegeben worden waren, die Millionen ins Unglück gestürzt hatten. Diese Weltbühne, geschuldet der Überfütterung mit politischen Details, ist eben eine politische Weltbühne, aber die Genialität des besprochen Romans besteht gerade darin, dass ebendieser Politik eine Absage erteilt wird, auch wenn sie gleichwohl die Bezugsebe­ne bildet, dessen, was wir im Unterricht der modernen Geschichte gelernt haben. Mit diesem Material springt der Autor so um, dass weniger Gründliche jetzt der Meinung sein werden, dass Einstein einen unehelichen Bruder hatte und dass ein umtriebiger Schwede so ungefähr allen Staatsmännern begegnet sei, die die letzten hundert Jahre aufzuweisen hatten.

Dass es mit der Politik zuende gegangen sein könnte, ahnt jeder, der die Wende erlebt hat und die letzten zwanzig Jahre verfolgte oder aber zu der Erkenntnis gelangte, indem er die Politik mehr oder weniger ignoriert hat. Die Alternative, die Jonasson aufmacht, das Leben mit Freunden, Frauchen und dem Bruder Alkohol bringt eine Grundauffassung zum Ausdruck, die tiefer verwurzelt ist als der Wikinger Kriegsgelüste, nämlich dass man es sich gutgehen lassen sollte und ein wenig Selbstzerstörung durch Bruder Alkohol auch nicht schaden kann, denn man will ja, auch wenn man nicht mehr an ein Jenseits glaubt, nicht ewig leben. Dass dieses Leben jenseits von Welterlösung vielleicht ein bisschen dürftig ausfällt und kräftig mit Phantasie zu befeuern ist, ist vielleicht gerade die schwache Seite des Buches, aber doch immerhin ein Anfang von etwas Neuem und wie wollte man mehr verlangen.

Das Apolitische, dass sich darin äußert, dass der hundertjährige Held Allan Karlsson regelmäßig die Ohren zuklappt, wenn ihm jemand etwas von dieser Sorte nahebringen möchte, hat sich Karlsson nicht erst wie andere gewesene Revolutionäre nach entsprechender Lebenszeit zugelegt, sondern gleich als Jugendlicher verinnerlicht, als nämlich sein Vater, der bekennender Sozialist war, nach Russland aufbrach, um die Revolution zu unterstützen und dem dann die Liebe zum Zaren dämmerte, was ihm zu einem ungünstigen Zeitpunkt passierte und ihm daher das Leben kostete. Wie da über den Charismatiker Lenin gesprochen wurde, wollte mir erst gar nicht gefallen. Man kann das Buch auch gut und gerne als antikommunistisch einstufen, was sicher zu einem Gutteil des Welterfolgs beitrug und auf den Olymp der Bestsellerlisten hob. Erinnert man sich aber, dass eigentlich dem Politischen insgesamt eine Absage erteilt wird, wie einem bei weiterer Lektüre klar wird, dann bietet es eben auch eine Alternative an, auch wenn diese zunächst im Faulenzen und Saufen besteht.

Dass die Deutschen die Rassenhetze und Zwangssterilisationen als Mittel zur Bekämpfung schädlicher Elemente nicht gepachtet hatten, wird aus der Anwendung solcher Praktiken in Schweden an dem mittlerweile hundertjährig Gewordenen ebenso deutlich wie an den Plänen der Briten mit der gesamten deutschen Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg so zu verfahren. Überhaupt scheint sich der schwedische Patriotismus darauf zu beschränken, dass man möglichst zurückgezogen in einem Häuschen wohnt mit möglichst einigen geliebten Haustieren. Die Gemeinschaft, die sich im Laufe des Romans aus derart Lebenssatten bildet, wird dann noch überführt in das, was wir früher als Menschengemeinschaft vage angepeilt hatten und was zu einem realeren Teil erreicht war als in Jonassons Vision, die ein wenig kapriziös ist und eigent­lich auch nur mit einer Menge Geld auskommt.

Im Vordergrund des Romans spielt sich ein entschuldbarer Krimi ab mit allen Unterweltak­tivitäten, die das am wenigsten korrupte Land der Welt zu bieten hat, abgesehen vielleicht vom Sex. Existenzen, die hierzulande nicht mehr möglich sind, wo man von der Wilderei in einer verlassenen Bahnstation mitten im Wald oder einer fehlplatzierten Imbissbude oder zum Besten eines zugelaufenen Elefanten leben kann, werden ausgebreitet, wobei sich alles an einem mittels Drogenhandels gefüllten Geldkoffers, den der aus dem Fenster des Altersheims gestiegene Jubilar mehr oder weniger zufällig an sich bringen konnte, entspinnt.

Parallel dazu erfahren wir das chronologisch entwickelte Leben des Allan Karlsson, das ihn um die ganze Welt getrieben hat, wobei der erschwerende Umstand ins Gewicht fällt, dass Schweden in seiner frühentdeckten Friedensliebe ja auch keine Kolonialmacht war, man es also überall mit fremden Mächten zu tun hat, von denen die kommunistische Bewegung nicht die Unbedeutendste war, sondern fast der Aufhänger schlechthin. Karlsson begegnet auf dieser Reise abwechselnd unbedeutenden und sehr bedeutenden Menschen, die er aber alle über einen Leisten schlägt und nach Sympathie und Trinkfestigkeit, was fast das Gleiche ist, bewertet. Er selbst ist ja auf jeden Fall sympathisch, ein Schwede eben, der nicht unnötig lamentiert – ein Wikinger eben – der sich auch nicht unnötig den Kopf zerbricht, wenn man dem Kommenden gemütlich zuwarten kann, und der etwas von Sprengstoff versteht, der wohl spektakulärsten der schwedischen Entdeckungen (siehe Nobelpreis). Abstinenz als den Inbegriff der unguten Lebensweise erträgt er höchstens mal fünf Jahre im Gulag, wofür der schwedische Superman, ganz ohne unnötige Rachegedanken, mal eben eine ganze Stadt ausradiert. Dabei befolgt er die Maßgabe, dass die sinnreiche Erfindung von Explosionsstoffen möglichst gegen Sachen wie Brücken, die man doch mit ein wenig Schweiß immer wiederherstellen kann, eingesetzt wird und möglichst nicht gegen Menschen, auch wenn es gerade mal den General Franco getroffen hätte, der sich als erster Prominenter im näheren Umgang als passabel erweist wie auch wenig später der Kommunistenjäger Truman, der dicke Churchill und andere, die allesamt besser wegkommen als ihre kommunistischen Antipoden, die er auch alle „trifft“, als einem schon klar ist, dass das Ganze ja ein „Schelmenroman erster Güte“ ist, wie der Spiegel nach dieser Werkschau herausfand.

Das ist also eine grandiose Fiktion und man weiß wieder mal nicht, was man davon seiner Bildung zuschlagen kann oder wo man dem Einfallsreichtum Jonassons auf den Leim ging. Wie der Krimi im Vordergrund des Romans, ist das aber so gut gemacht, dass man nicht bereut, dass man aus der Geschichte kaum etwas dazulernt, sondern prächtig (ein Lob an die Übersetzung) unterhalten ist. Auch wenn im Detail einiges nicht stimmt und das Ganze eine Lachnummer ist, sind die Fakten so kunstreich arrangiert und im Wesentlichen ja dennoch verbürgt, dass es kein Fehler sein kann, dem Autor seine Genialität zu bescheinigen und die Mühe zu würdigen, die dieses Buch gemacht haben muss, dass alles so wunderbar zusammenpasst. Wo es andere gerade mal zu einem Actionverwirrspiel bringen und einen grandiosen Showdown zusammenzimmern, machen uns die friedliebenden Schweden vor, dass man auch ohne Völkermord und folgender jahrzehntelanger Agonie etwas zu sagen haben kann in der Literatur.

Den Rechercheaufwand, den der gewesene Medienconsultingmann getrieben haben muss, ist, trotz der Griffe in die Trickkiste, die er meisterhaft beherrscht, immens. Die lebensphilosophische Bedeutung ist es aber auch. Jetzt soll er an seinem zweiten Buch arbeiten und man darf gespannt sein, ob sich der 52-jährige noch zu weiteren Höhen aufschwingen kann.

C.R. 18.7.2013

0

Liane Fehler: Novemberherz – Novemberheart

Novemberherz erzählst von Liebe Wortgemälde alle Gedanken fliegen auf Deine verstummten Schreie fallen mir vor die Füße Zeit hängt überm Zaun

by

 *

   Foto: sonnenstrahlen-k
   http://quarknet.de/himmels-fotos.php

*
erzählst von Liebe
Wortgemälde
alle Gedanken
fliegen auf

Deine verstummten
Schreie
fallen mir vor die Füße
Zeit hängt überm Zaun

tanze um den Stein
in dem Du bist
noch hör ich das Lächeln
in Deiner Stimme

suche Wahres
in Tagträumen
schlaflosen Nächten
Sehnsucht mit Dir
den Wind zu überholen

singe an
gegen die Stille
die meinen Mut frisst

entschwunden
in die Novemberfarben
Dein Schatten
mit meiner Hoffnung

11.Mai 2012

Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN  978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)

1

smt: Im Abgrund

Ich trag´ den November im Herzen, plötzlich ist es dunkel und grau. Im Kopf toben Gewitter und Schmerzen, Gefühle sind spröde und rau.

by

*

Ich trag´ den November im Herzen,
plötzlich ist es dunkel und grau.
Im Kopf toben Gewitter und Schmerzen,
Gefühle sind spröde und rau.

Herz unter Glocke hämmert hart und dumpf,
langsam entschwinden Hoffnung und Licht.
Gedanken werden lähmend und stumpf,
dichter Nebel verdeckt die Ufersicht.

Ein Schrei kämpft sich die Kehle hinauf,
die nackte Angst stärkt seinen Drang,
doch Scham und Verzweiflung hemmen den Lauf
und nehmen dem Ruf nach Hilfe den Klang.

Düstere Leere breitet sich um mich aus,
ich steh` einfach regungslos mittendrin
mein Selbst dringt immer weniger hinaus
Bis ich einfach unsichtbar für andere bin.

Und meine Seele, wund, geschunden
verhärtet, wird gegen Glück immun.
Hunger lässt die Verzweiflung sich munden,
der Durst wird gestillt aus dem Tränentaifun.

Den Geist umwunden mit rostigen Ketten
Trübt sich der einst klare Blick nach vorn.
Der letzte Wunsch – mich selbst zu retten,
wann geht auch der mir noch verlor´n?

Vor dem Ende kommt Resignation – und bleibt,
kaum noch Bewegung in unendlich gedehnter Zeit,
nichts ist mehr da, was mich vorwärts treibt,
droh´zu ersticken in innerer Einsamkeit.

Das Leben geht weiter, läuft an mir vorbei.
Menschen auch. Warum hält mich keiner auf?
Heißt mich willkommen, sagt nicht Good-bye,
reicht mir die Hand, baut mich wieder auf.

Ich schaff´s nicht allein, bin mir selbst zu schwer,
stecke fest, brauch´ Hilfe beim ersten Schritt.
Gehst Du zum Licht, komm` ich hinterher
und halbe bald von alleine mit.

Gerhard Jaeger: Von den Flügeln, dem Fliegen, dem Tanz und dem Mond – Rezension zu Gedichten von Liane Fehler

by


Es macht Spaß die Gedichte und Texte von Liane Fehler zu lesen. Die vorliegende Auswahl ihrer Arbeiten umfasst 35 Texte. Schon vorweg lässt sich sagen, hier schreibt eine junge Frau, zu deren Handwerk und Ausdruckskraft eine oft humorvolle Poetik in lyrischen Bildern  gehört.

Dabei greift sie auf originelle Weise auch auf eine Metaphorik aus dem Türkisch- Orientalen zurück, verwendet geschickt mythologische Begriffe. So beispielsweise im Gedicht “Auferstehung klemmt“, in dem Phönix, Goliath und die Meduse auftauchen. Da gibt es das Gedicht mit dem Titel “Arabeske“ in dem gesagt wird:

 

Arabeske

heißt mein wildes Pferd

es trug mich im Teufelsritt

durch den Frühling

in den Sommer

bis zu dieser Nacht

gelange durch die Gärten

„de Aranjuez“

auf die Mondsichel

weiches Licht fließt

auch auf die

allein träumenden

über die traurigen, großen Kinder

die erwachsen tun …..

 

Auf schwebt ein Aroma des Fremdseins, des Märchenhaften. Man ist unterschwellig an Geschichten aus 1000&1 Nacht oder an den Zauber der Alhambra erinnert. Sicher kommt der Autorin beim Aufspüren solcher Szenen zu Gute, dass sie sich im Vorfeld mit dem Nachdichten von Lyrik und Liedern dichtender Sängerinnen aus dem Gebiet des vorderen Orients –( eine Reise durch 300 Jahre), befasst hat.

Asche und Sand…Phönix…nehm ich die Flügel…schweb für Momente…Flügelschuh…alle Gedanken fliegen auf…als Gestirne die eigene Bahn ziehen…ich schwebe für Momente…Die Kette der Zitate aus unterschiedlichen Zeilen und Gedichten von Liane Fehler ließe sich mühelos weiter führe. Flügel und fliegen, haben wir eventuell auch solche Wünsche?

Vielleicht ist es das, was einem beim Lesen erreicht, vielleicht aber auch die Rhythmik einiger ihrer Texte. Gut, in den Nachdichtungen jener Sängerinnen des Orients erklang zwangsläufig melodisches. Das ist erfasst worden und ins eigene Dichten integriert. Aufgefallen sind mir die liedhaften Gedichte, Viva la Vita, Minuten rieseln, Dideldum und der Schattenengel. Ja, “SCHATTENENGEL“ (flügellahm flügelschwer) müssen sich erheben. Schattenengel fliegen.

Liedhaftigkeit und Sprachphantasie haften dem Text an. Vielleicht ist das Wort: SCHATTENENGEL nicht neu, hier aber ist es eine Herausforderung, die vielfach aufgreifbar ist. Liane Fehler ist wählerisch, wenn es um die Wahl der Worte geht. Es fallen ihr schlicht –schöne Dinge ein: Novemberherz,  kaltblau, nachtblau, das Orakel der Welt, sattle den Frosch….

 …sattle den Frosch, dieses Gedicht verdient hervorgehoben zu werden.

 

Sattle den Frosch

 

hab meine Erwartungen

verfüttert am Teich

werfe auch

die nicht gesagten Worte

hinterher

 

Tränenblick

presst die Ohnmacht

aus dem Körper

 

suche ein Vehikel

für mein ICH

will fort

sattle den Frosch

und hüpfe

von dannen

 

Tränenblick, Ohnmacht, verfütterte Erwartungen, ach welch Seelenschmerz, dann aber eine so selbstironische Wendung, liebenswerte Bescheidenheit und humorvolle Abkehr. An dieser Stelle ist alles gesagt.

 

Man findet bei der Autorin interessante Ansätze im Spiel mit Inhalt und Form. Im Text Ellipse geht das gut. Die Textsammlung lässt einen Reifeprozess erkennen. Wenn anfänglich Textschwächen auffallen, so verblassen diese in den neueren Gedichten.

Was nun macht diese Textschwächen aus? Texte wie Phönix oder Seebrücke Lubmin könnten auch Kurzprosa sein. Ein prosaischer Satzbau ist den Strophen nicht sonderlich dienlich. Fragwürdig erscheinen mir auch jene Texte, in denen Liane Fehler binsenweise Sinnsprüche und Lebensweisheiten einbaut. Im Tanz auf dem Grab heißt es: Gebet um Erlösung und Kraft/ zum Weiterleben. Ähnlich verrieselt das End des Textes Seebrücke Lubmin: …ich danke der Kraft, die dies erschaffen hat. Da wird das Bild verlassen und kommentiert.  Schade, denn in den Anfängen dieser Texte war Bildhaftes und Licht. Auch das Gedicht Orakel der Welt leidet an dem Misstrauen der zuvor geschaffenen Bildhaftigkeit. Mich stören denn auch solche Zeilen…Momente lang den Sinn sehen…ja welchen denn? Eine nebulöse Floskel über die man stolpert, so wie man einem schönen Menschen nicht verfällt, wenn man nicht mehr über sein Aussehen erfährt als: schön.

Aber Liane Fehlers Texte sind durchweg ehrlich, schlicht und immer ums Hoffen bemüht. Verwundert es da, dass sich dem Fliegen das Tänzchen zugesellt?

Wir tanzen in Texten: Tanz auf dem Grab, Viva la Vita, Novemberherz und oft steigt auch der Mond aus den Zeilen der Autorin. Sinnbildhaftes das genauso den Kosmos  herruft. Das Grosse, welches über uns sein könnte oder ist, wird besungen, oder angerufen. Stilistische Schwachpunkte einiger Gedichte werden manchmal vom Thematischen überrumpelt. Sinnlichkeit wird in vielen Strophen konkret und es sei mir gestattet dem Ende zu aus zu atmen mit dem Text von Liane Fehler:

 

Ausatmen

 

will diese Liebe

rausschreien

ausatmen

dass der Wind sie trägt

der sie mir brachte

und der Mond

sein Komplize

scheinheilig

leuchtet er wieder

und lacht

 

…lacht manchmal auch aus Spaß am Lesen, am Lesen solcher Gedichte. Mal sehen, was Liane Fehler noch dichten wird darauf freuen darf man sich sicher.

Gerhard Jaeger
Im August 2013

 

 

2

Christian Rempel: Erinnern

Vergessen ist wohl, dass ich Physiker war Vergessen ist wohl auch der russische Zar Vergessen wir, dass wir vergessen haben Vergessen wir auch, uns an Worten zu laben Die erzählen von längst vergangenen Tagen Als Helios noch saß auf dem Sonnenwagen Und Atlas das Himmelsgewölbe hielt Als Odysseus auf die Freier gezielt Das waren noch Sagen, von denen man träumt Haben wir denn nicht grad das Erinnern versäumt?

by

Vergessen ist wohl, dass ich Physiker war
Vergessen ist wohl auch der russische Zar
Vergessen wir, dass wir vergessen haben
Vergessen wir auch, uns an Worten zu laben
Die erzählen von längst vergangenen Tagen
Als Helios noch saß auf dem Sonnenwagen
Und Atlas das Himmelsgewölbe hielt
Als Odysseus auf die Freier gezielt
Das waren noch Sagen, von denen man träumt
Haben wir denn nicht grad das Erinnern versäumt?

*
C.R. 3.8.2013

4

Gerhard Jaeger: Nur Engel klopfen leise an – Schattenengel lII

Schattenengel lII 2.8.2013 Bad Sonnenburg Ich tauche, Dunkelheit diese Stiege, mir voraus die Furcht, steigt in mir aber ein Leuchten, ja?

by


*

2.8.2013 Bad Sonnenburg

Ich tauche, Dunkelheit
diese Stiege, mir voraus
die Furcht, steigt

in mir aber
ein Leuchten, ja?

du mit offenem Haar
du mit den Kleidern
der Einsamkeiten
du mit dem Lippenrot
der Sehnenden
du und der Aromaduft
der Hoffnung

Dunkelsein, die Stiege
mir folgt die Furcht
leise ein Klopfen
von leiser Hand
damals an jene Tür
ein Klopfen jetzt
in meiner Brust

mein Engel
Du

 Aus der Anthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015 (ISBN  978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)

1 96 97 98 124