
Welt braucht


du schläfst schlecht
es ist krieg
im übernächsten land
zwei meter entfernt
sondersendungen
eilmeldungen posts tweets
zentimeter vor den augen
die worte schüsse
die bilder bluten
nächte um die ohren geschlagen
schwarze vorhänge
der tag draußen so weit weg
du so weit weg
wir auf dem selben sofa
trauern fragen hoffen
reden worüber wir nichts wissen
wogegen wir nichts tun können außer
dem klopfenden frühling die tür öffnen
die beete vorbereiten
vernunft säen
isabel arndt

Liebe Eitle Künstler und Freunde der UnDichter, im Juni macht „Lesen & Schreiben“ eine Sommerpause. Für die folgenden Termine lade ich Euch in Absprache mit den anderen Organisatoren ein für: - Montag, 11. Juli 2022, ab 17 Uhr zum L&S–Balkon-Gespräch in Potsdam bei mir - Montag, 8. August 2022, ab 17 Uhr zum L&S-Garten-Gespräch in Potsdam bei sibyll, - 2. bis 4. September 2022 (Fr - So) zu den Schloss-Gesprächen in Jahnishausen/Sachsen, mit Mitgliederversammlung Interessenten melden sich bitte bei mir für weitere Informationen und damit wir planen können unter buecherasyl-lars@gmx.de.Soweit technisch möglich werden wir auch versuchen, wieder eine Video-Konferenz für Teilnehmer von außerhalb einzurichten. Bitte gebt rechtzeitig Bescheid, wenn Ihr plant zu kommen, und auch, wenn ihr sicher zu bestimmten Terminen nicht könnt! Auf ein baldiges Wieder-Sehen, -Lesen, -Hören! Bis dahin viele poetische Ideen wünscht Euch – Lars Steger
Uwe Tellkamp hat sein neues Buch „Der Schlaf in den Uhren“ herausgebracht. Marlen Hobrack schreibt dazu in der Wochenzeitung „Freitag“, Ausgabe 19/2022:
„Zwar reichen die Ereignisketten bis in das Jahr der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 und damit in die nahe Gegenwart. Aber die Vergangenheit erscheint als magischer Fluchtpunkt. (…) Man könnte nun meinen, dass die Gegenwart entlang der Ereignisse der Vergangenheit verhandelt wird. Das Gegenteil geschieht, Tellkamp dreht die Uhren rückwärts. Das Wendenarrativ wird im Licht der Gegenwart erneuert. Vielleicht ist nicht nur Tellkamp wie magisch auf die Wendejahre bezogen, vielleicht unterliegt die ostdeutsche Gegenwartsgesellschaft einem kollektiven Wiederholungszwang.“
(Entdeckt von Andreas Schrock)




Wolowez Sept. 1983 Das Holzschiff ankert im Tal die Kirche näher heran rücken die Hütten Schatten fallen in aufgeweichte Wege Schmatzen im Lehm Gänsefüsse geschnattert wird das Ave Mariea über die abgegraste Kirchwiese den Flechtzaun durchschreiten die Tiere näher zu Gott wollen sie offen steht die Pforte der Arche herreinspaziert ihr Gänse bald geht`s ab in den Himmel Gerhard Jaeger

Bogorodschany Sept. 1983 Texte zur Ukraine
Wenig heller als schales Bier
der Morgen
Sonnenlicht fließt ins Labyrinth
der Baracken
Der Sommer stürzt hinter Lastautos
in Staub
lustige Fahnen, Knoblauch und Schnaps
Bauleute
spielen auf, es platzt
die Erde
ein guter Ton
das Gasrohr
geduzt wird es von jedem
verheilt die Grasnarbe
unter der Haut
mehr wird bleiben
als Flüche und Geld
Gerhard Jaeger, Berlin-Heinersdorf

Beobachtung: Andreas Schrock