Jenny Dlugaiczyk: Collage 1
Jenny Dlugaiczyk: Collage 1 . Wer die Collage im Original sehen möchte, sie befindet sich in der Galerie im Atelier "Nottekunst" in Wünsdorf in der Gutenbergstr.3a, 15806 Zossen / Waldstadt.
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Mein Sockel
ist verlassen
die dort
einst stand
verschwand
beobachtet
mit Abstand
und fand
die Inschrift
hat viel Pathos
malt ein
Strichmännchen
dazu
Juhu!
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
Foto: Heuwiese-k
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Spaziergang
Ich laufe abends einen Weg entlang. Ein Wohlgeruch von Heu steigt mir in die Nase. Die Erinnerung an Omas Heuboden überfällt mich. Das würzige Aroma lässt mich nicht los. Wenn ich ein Schaf wäre, so würde ich so eine Mahlzeit genießen. Plötzlich erkenne ich, dass ich fleißig Heu in meinem Kopf wende. Es muss wohl an der Dämmerung liegen.
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Der Text wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
*Am Rand des Wirtschaftsweges steht ein Baum. Die obere Hälfte der Krone ist ohne Blätter. Er ist kleiner als die anderen Bäume. Wie abgeschnitten vom Grün ragen seine dürren Zweige in den Himmel. Durch sie scheint rosarot die Abendsonne. Irgendetwas stand seiner Entfaltung im Wege. Aber er trotzt dem Zerfall, der ihn erwartet.
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Foto: Sonnenuntergang
http://quarknet.de/sonnenuntergang-fotos.php
Die Spiegel verhangen
die Uhren angehalten
mein Ich zerfließt
im Schatten
der lautlos
durchs Zwielicht
wandert
Dämonen der Vergangenheit
klappen vor mir auf
wie Pappkameraden
Ich sehe mich
durch eure Augen
erfinde mich, wandle mich
und wachse ins Licht
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
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An der Wiese
Ich gehe zwischen Feld und Wiese. Die Grillen zirpen. Von weit her höre ich Vogelgezwitscher. Fern kommt der Waldrand mir nah. Die Vogelbeeren sind kräftig rot. Das Grün der Bäume variiert in unterschiedlichen Tönen. Von fern sieht man die Berge im Dunst schimmern. Ein Falter setzt sich auf eine Blüte und trinkt Nektar.
Ob er wohl auch die Aussicht genießen kann?
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Foto: Kaisermantel auf Klette quarknet.de/schmetterlinge.
*Foto: blick-vom-bentayga-k quarknet
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Komm lass uns miteinander sprechen
der Mund von dir die Zunge von mir
bereisen wir alles zusammen
die Berge von dir die Wüste von mir
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Lass uns im Sommer auf den Almen gehn
Lass uns die Meere durchziehen
Lass uns die Wahrheiten sagen
der Mund von dir die Zunge von mir
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Lassen wir die Liebe ins Feuer fallen
die Glut von dir – die Asche von mir
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Übersetzung und Nachdichtung aus dem Türkischen