Categotry Archives: Christian Rempel

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Christian Rempel: Die Wende – ein Lyrikbeitrag – Audio

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Christian Rempel: Aufforderung

Aufforderung Herbst, Du siehst Dir gar nicht ähnlich viel Wärme noch – ist ungewöhnlich der Wind bleibt aus, wo bleibt er nur? wie viele Blätter noch im Parcours Solln wir die Bäume selber schütteln das letzte Blatt herniederrütteln? Sie eigenhändig kolorieren willst Du uns an der Nase führen? Nun herbstle doch mal, fang schon an dass man daran dann sehen kann: Die Natur weiß, was sie tut der Mensch tut ihr nur selten gut C.R. 2.11.2014

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Herbst, Du siehst Dir gar nicht ähnlich
viel Wärme noch – ist ungewöhnlich
der Wind bleibt aus, wo bleibt er nur?
wie viele Blätter noch im Parcours

Solln wir die Bäume selber schütteln
das letzte Blatt herniederrütteln?
Sie eigenhändig kolorieren
willst Du uns an der Nase führen?

Nun herbstle doch mal, fang schon an
dass man daran dann sehen kann:
Die Natur weiß, was sie tut
der Mensch tut ihr nur selten gut

C.R. 2.11.2014

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Christian Rempel: Rezension zum Roman “Léon und Louise” von Alex Capus

Liebe Eitle Künstler und Freunde des Eitel Kunst e.V., bei unseren beiden letzten Treffen zu “Lesen und Schreiben” im Juni und auch im Juli wurde unter anderem über den Roman “Léon und Louise” von Alex Capus gesprochen, den Gerhard wärmstens empfahl. Und damit auch weitere Fürsprecher dieses Werkes auf den Plan rief. Christian hat nicht lange gezögert und sich dem Buch umgehend gewidmet. An seinen Gedanken läßt er uns teilhaben. Unter Kolumne KW24 “Französischer Exkurs” auf seiner Website Gedichtladen Waltersdorf könnt ihr in die Materie einsteigen, falls eurer Interesse geweckt wurde. Liane Fehler Onlineredaktion

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Liebe Eitle Künstler und Freunde des Eitel Kunst e.V.,

bei unseren beiden letzten Treffen zu “Lesen und Schreiben” im Juni und auch im Juli wurden unter anderem über den Roman “Léon und Louise” von Alex Capus gesprochen, den Gerhard wärmstens empfohlen und damit auch weitere Fürsprecher dieses Werkes auf den Plan gerufen hatte. Christian hat nicht lange gezögert und sich dem Buch umgehend gewidmet. An seinen Gedanken lässt er uns teilhaben. Unter Kolumne KW24 “Französischer Exkurs” auf seiner Website Gedichtladen Waltersdorf könnt ihr in die Materie einsteigen, falls eurer Interesse geweckt wurde.

Liane Fehler Onlineredaktion

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Christian Rempel: Feedback zum GeWa 119

Was mir die Nummer 119 besonders lesenswert gemacht hat, unser Erzähltalent Andreas mit seiner Geschichte vom geschichtslosen Bürgermeister Raschke, der ein Russenobjekt sein eigen nennt, wohl auch schon etwas in die Jahre gekommen ist, was man daran merkt, dass er sich immer wieder über seine Tränensäcke fährt. Ich habe das gleich mal ausprobiert, schließlich bin ich ja auch schon etwas älter und habe festgestellt, dass man eher geneigt ist, sie mit den Mittelfingern in kreisenden Bewegungen zu massieren, als wolle man sie wegdrücken. Das genau zu beschreiben ist umständlich und rückt diese unwillkürliche Bewegung, die sowohl Müdigkeit wie einen Rest von Eitelkeit ausdrückt, zu sehr in den Mittelpunkt, aber "darüberfahren" trifft es auch nicht ganz. Immerhin machen die Wiederholungen die Geschichte so schön verständlich und bildhaft und liefern zum Schluss sogar noch die Pointe. Also "Abreißen" und immer wieder "Abreißen" steht für das, was sonst Überlegung sein könnte, "danach sehen wir weiter", wobei man sich die tränensäckeunterlegten Augen vorstellt, wie sie dann "weitersehen". C.R. 22.7.2014

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Was mir die Nummer 119 besonders lesenswert gemacht hat, unser Erzähltalent Andreas mit seiner Geschichte vom geschichtslosen Bürgermeister Raschke, der ein Russenobjekt sein eigen nennt, wohl auch schon etwas in die Jahre gekommen ist, was man daran merkt, dass er sich immer wieder über seine Tränensäcke fährt. Ich habe das gleich mal ausprobiert, schließlich bin ich ja auch schon etwas älter und habe festgestellt, dass man eher geneigt ist, sie mit den Mittelfingern in kreisenden Bewegungen zu massieren, als wolle man sie wegdrücken. Das genau zu beschreiben ist umständlich und rückt diese unwillkürliche Bewegung, die sowohl Müdigkeit wie einen Rest von Eitelkeit ausdrückt,  zu sehr in den Mittelpunkt, aber „darüberfahren“ trifft es auch nicht ganz. Immerhin machen die Wiederholungen die Geschichte so schön verständlich und bildhaft und liefern zum Schluss sogar noch die Pointe. Also „Abreißen“ und immer wieder „Abreißen“ steht für das, was  sonst Überlegung sein könnte, „danach sehen wir weiter“, wobei man sich die tränensäckeunterlegten Augen vorstellt, wie sie dann „weitersehen“.

C.R. 22.7.2014

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Christian Rempel: Hornveilchen

Blütenblätterchen flattern im Wind, Sprühregenschauer gehen herab. Da ist schon Wärme, die Luft ist lind, sieht man von nächtlichen Frösten ab.

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Foto: quarknet.sonstige-zierpflanzen

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Hornveilchen

Blütenblätterchen flattern im Wind,
Sprühregenschauer gehen herab.
Da ist schon Wärme, die Luft ist lind,
sieht man von nächtlichen Frösten ab.

Die vielen Blüten laden uns ein,
wollen mehr – als ein Dasein fristen,
sind nicht vom Gelde der falsche Schein,
als ob sie um ihren Eindruck wüssten.

Lass nur die Farben recht zu Dir dringen,
atme die Düfte, die bald schon vergehn,
spüre den Hauch nun von Frühlingsschwingen.

Lass Dir Gefühle zu Kopfe steigen,
üb Dich, nach schönen Mädchen zu sehn,
und jede Sekunde mach Dir zu Eigen.

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C.R. 9.5.2014


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Chronik 2012 – Christian Rempel: Dichterseminar erinnert

14 UnDichter trafen sich 2012 zu einem Seminar auf dem Campingplatz "Sonnenland" nahe Moritzburg und die meisten waren eigens aus Berlin angereist. Der Tagungsort war ein Bungalow, in dem die meisten auch wohn­ten, während es einige vorzogen zu zelten. Das Vorbereitungskomitee, bestehend aus den drei Dresdner Mitgliedern des Vereins, hatte einen Plan an die Wand geheftet und sich dankenswerter Weise um die ganze Organisation gekümmert. Der Plan erwies sich allerdings bald als Makulatur, weil die völlige Abwesenheit eines Kollektivzwangs sich als Freibrief für beliebiges Kommen und Gehen erwies.

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14 UnDichter trafen sich 2012 zu einem Seminar auf dem Campingplatz „Sonnenland“ nahe Moritzburg und die meisten waren eigens aus Berlin angereist. Der Tagungsort war ein Bungalow, in dem die meisten auch wohn­ten, während es einige vorzogen zu zelten.

Das Vorbereitungskomitee, bestehend aus den drei Dresdner Mitgliedern des Vereins, hatte einen Plan an die Wand geheftet und sich dankenswerter Weise um die ganze Organisation gekümmert. Der Plan erwies sich allerdings bald als Makulatur, weil die völlige Abwesenheit eines Kollektivzwangs sich als Freibrief für beliebiges Kommen und Gehen erwies.

So wurden die Tagesstunden mehr oder minder vertan und erst abends wurden die Faulen fleißig und diskutierten die Texte, die zu einem Gutteil schon veröffentlicht waren im sog. GeWa, dem Publikationsorgan der Undichter.

Um der Theorie Genüge zu tun, hatte Ger­hard einen Vortrag zum allgegenwärtigen Thema Sprache ausgearbeitet, in dem man sich vielleicht mehr Sprachbeispiele ge­wünscht hätte, weil man sonst Gefahr läuft, das über das Theoretisieren eigentlich nichts hängen bleibt.

An meinem Beitrag über Adaptionen ent­brannte eine heiße Diskussion über das, was man in die Werke anderer hineinlesen kann. Man hat aber gar nicht das Gefühl, dass sie eine Anregung zum eigentlichen Thema gewesen wäre, weil man wenig geneigt ist, mir in solchen Anre­gun­gen zu folgen.

Eine Geschichte von bestrickender Schlicht­heit hatte Sibyll auf Lager, deren katastro­phales Ende aber ein bisschen im Dunkeln blieb. Frank S. hatte seine Lebensgeschichte weiterentwickelt, so dass darin schon das Potenzial eines Romans erahnt wird und er Beifall erhielt.

Liane hatte die Produktion einer kleinen CD vorzuweisen, die in ihren Sprachmelodien so schön ist, dass einem der Sinn gar nicht danach steht, diesen kompakten Genuss durch eventuelle Geräusche oder Musik zu unterbrechen. Dennoch ging ein Vorschlag in genau diese Richtung.

Es wurden gleich Pläne geschmiedet, ob man etwas ähnliches nicht vom ganzen Verein statt einer erneuten Anthologie produzieren könnte, aber die Vielfalt der Stimmen, die sonst so bereichert, könnte einem solchen Vorhaben im Wege stehen, weil dann die dynamische Harmonie, die das Ein-Mann-und-eine­-Frau-Werk von Liane auszeichnet, nicht mehr gegeben wäre.

Als letzten Beitrag habe ich die Eindrücke aus einem Buch über Janusz Korczak vorgetra­gen, die sich kritikwürdiger Weise gleich um zwei Themen drehten: Die Rolle der Kollektivität und der Lebensenergie in der Erziehung, denn Korczak war nun mal Pädagoge, und die Rolle des Wahnsinns für die Gesellschaft.

Man wollte die Diskussion auf ein Minimum beschränken und konnte so auch nicht bei der Frage anlangen, ob denn nun auch die UnDichter ein Kollektiv sind, das dann freilich den Nachteil hätte, dass eben keinerlei Dis­ziplin herrscht und man den Sinn darin sieht, mit möglichst wenig eigener Angriffsfläche die anderen abzubürsten, sich aber auch in keiner Weise gegenüber vergleichbaren Ver­einigungen behaupten muss. Meine These: Es gibt keine Bewertung noch einen Wettbe­werb mehr zwischen den Kollektiven.

Andreas S. hielt den Korczak-Aufsatz für ein Manifest und war doch in seiner letzten eigenen Ar­beit von den Gedanken einer ge­wissen Manuela inspiriert und beim Vorlesen von diesem Werk bis zu Tränen gerührt. Diese Auto­rin zählt zu den Verschollenen der Undichter. Den Text hatte ihr keiner zugetraut und schon auf Größen wie Hölderlin getippt.

In unserem (darf ich den Pluralis Majestatis hier ausnahmsweise mal verwenden, der doch eigentlich nur Gemeinschaftssinn sein möchte, noch lieber Kollektivsinn, auf den aber keiner mehr Rücksicht nimmt, wie es aussieht) weitgefassten Sinn von Adaption war selbst dieser Text von Andreas also Adaption. Er hat also ein Kunstwerk mit einem Kunstwerk beantwortet. Sein eigenes wird viel höher bewertet und entspricht also viel mehr UnDichter-Geschmack, aber sollte man dann den Ausgangspunkt der verschol­lenen Manuela nicht vielfältiger nutzen, denn Andreas hat nicht die eigene, sondern ihre Geschichte so gerührt. Könnten wir auf diesem Wege nicht erfahren, an welcher Stelle Andreas berührt sein möchte oder zu berühren ist, können wir uns dieses Erlebnis nicht auch selber erschließen?

Nicht jeder hat die Sehnsucht nach Disziplin, sonst würde sie wohl eingehalten, nicht jeder sucht einen Auftrag des Kollektivs, sonst würde man sich vielleicht öfter selbst einer der anstehenden Aufgaben aktiv widmen oder solche definieren helfen. Nicht jeder liebt mehr das Kollektiv, sondern verkommt lieber in seinem Individualismus. Das Problem der Kollektivität ist ganz nah dran an uns und ein erster Schritt wäre vielleicht, wenn jeder, der sich dazu in der Lage sieht, eine Adap­tion auf den Text der verschollenen Manuela schreibt, auch um sich damit einem Vereins­mitglied zu nähern, das sehr bewegt davon war und ist – ihm zu helfen.

Werfe ich oder werfen wir
das Wir in die Waagschale
die gar nichts zu wiegen hat
eher erwägen möchte
erwägen wir das Wir?
Nähern wir uns dem neben uns
versuchen wir seinen Geist zu atmen?
Versuchen wir als UnDichter zu antworten?
Wusstet ihr schon
das wäre der Anfang – die Adaption!

Im Waltersdorfe 19.8.2012

 

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Chronik 2014: “Eitel Kunst e.V. – eine Sammlung UnDichter” 24 Jahre – eine Collage

Fotocollage: "Vierundzwanzig Jahre im Zeichen der Eule" Hinweis: Dies ist eine Vorschau, um diesen Artikel in voller Größe sehen zu können, bitte in die türkisfarbene Überschrift oder auf das Wort “Weiterlesen” klicken und den Artikel öffnen.

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eine Zeichnung von Olaf Zernick

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Fotocollage: „Vierundzwanzig Jahre im Zeichen der Eule“

Die Eulen (mit Narrenkappe) auf einem geschlossenem Buch sind Zeichnungen von Olaf Zernick und wurden zum Symbol des Vereins. Die Collage aus 24 Teilen wurde zusammengestellt von Liane Fehler.

 

 

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         auf dem Titel ein Bild "Ganz oben" von Gerhard Jaeger  


Mein Blick auf 24 Jahre Vereinsleben mit einer Collage aus 24 Fotos.
Dieses letzte Foto „Alles ok!“ von smt soll symbolisch für das vor uns liegende 25. Jahr stehen.

Es gibt “Eitel Kunst e.V. – eine Sammlung ­UnDichter” nunmehr seit vierundzwanzig Jahren. Aus diesem Grund habe ich mit dieser Foto-Collage: „Vierundzwanzig Jahre im Zeichen der Eule“ versucht durch die Auswahl von Zeichnungen und Fotos mit Motiven, die aus meiner Sicht für unsere Gemeinschaft, für unser Vereinsleben stehen können, dem Medium Blog angemessen, ein größeres Bild, bestehend aus vielen Kleineren zu zeigen. Dies ist eine persönliche Annäherung an dieses Thema. Sicher gibt es auch andere Sichtweisen.

Quellen:
Die Zeichnungen der Eulen wurden von Olaf Zernick gefertigt. Diese Eulen dienen schon seit Jahren als Logo unseres Vereines und tauchen an verschiedenen Stellen hier im Blog oder in unserem Heft Gedankenwasser immer wieder auf.
Alle verwendeten Fotos der Collage sind bereits im Blog veröffentlicht. Die Fotos sind von Andreas Schrock, smt, die Porträitfotos sind von Gerhard Jaeger, Christian Rempel, Sibyll Maschler und Liane Fehler selbst. Es wurden Titelfotos der „Gedankenwasser“ mit den Heft-Nummern 82, 85/86 und 113 verwendet. Die Collage „Remember“ ist eine Gemeinschaftsarbeit von Susann Schulz und Liane Fehler unter Verwendung einiger Fotos von Andreas Schrock.

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Christian Rempel (Foto und Text): Pfingsten

Zählst zu den langen Feiertagen, der heilige Geist steigt von oben herab, bald geht's dem Frühling an den Kragen, der Sommer schneidet ihm bunte Zöpfe ab. Am Fenster sitzt ein weißes Täubchen und gurrt von Liebe, ist dies der Geist? Gibt Erdbeertorte mit Sahnehäubchen, der Habicht am blauen Himmel kreist. ...

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Zählst zu den langen Feiertagen,
der heilige Geist steigt von oben herab,
bald geht’s dem Frühling an den Kragen,
der Sommer schneidet ihm bunte Zöpfe ab.

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Am Fenster sitzt ein weißes Täubchen
und gurrt von Liebe, ist dies der Geist?
Gibt Erdbeertorte mit Sahnehäubchen,
der Habicht am blauen Himmel kreist.

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Wo bleibt nur der geistvolle Täuberich?
Ließ er sein weißes Täubchen im Stich?
Der Habicht, hat er ihn schon aufgefressen?

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Was hülfe uns alle Weisheit im Leben,
wenn sich noch traurige Dinge begäben
und wir es bei bloßen Worten belässen.

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C.R. 4.6.2014

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Chronik März 2014 – Christian Rempel: Ganz wie zu Hause (Betrachtungen zu unserem Frühjahresseminar)

Unser Seminar begann wie immer mit etwas Verspätung. Am Freitag traf als letztes der Hauptakteur Christian Hohberg ein, mit einem ganzen Satz von Instrumenten und mehreren Büchern, in denen er seine Texte aufgezeichnet hat. Fast für jedes Lied greift er zu einer anderen, dafür passenden Gitarre und hat wie ein richtiger Spielmann dann auch noch Flöte und Munti dabei. Nebenher sagt er, dass er schon richtiger Rentner ist, sieht auch nicht jünger aus mit weißem Wallehaar und einer gewissen Zerstreutheit. Wenn das entsprechende Lied und das passende Instrument dann aber erst mal gefunden ist, bringt er es wirklich profes­sionell rüber. Er hat sich schon durch das halbe Land gesungen und alles an ihm ist nah und heimelig. Man kann sich vorstellen, wie er einen Kneipenbesuch kulturell anreichern kann, denn die Bierflasche fehlt auch nicht bei seinem Auftritt. In manchen Liedern lässt er symbolisch den Hut herumgehen, aber das überwiegend aus UnDichtern bestehende Publikum bleibt eisern und übersieht den Wink mit dem Zaunpfahl. Ein neues Gedankenwasser macht auch wieder die Runde. Andreas und Bettina Schrock, wenn auch kein Paar mehr, zeichnen dafür verantwortlich. Manche Texte daraus sind eher zum Hören und so wird fast der ganze Inhalt im Laufe des Seminars noch einmal zu Gehör gebracht. Da steht es freilich schon auf dem Papier und die Passion, alles noch mal zu zerpflücken und Verbesserungsvorschläge zu machen, muss daher ins Leere gehen. Manchmal geht die Interpretation auch weit über das Gedruckte hinaus, wie bei meinem Gedicht »Frühlings Erwachen«, das auf Sächsisch einfach der Brüller ist. Mein Vortrag unter Mitwirkung von Liane über das »Wohl und Wehe von ebooks« rief weniger Kontroversen hervor als erwartet. Ich war zwar selbst ein bisschen verunsichert, als ich am Tag vor dem Vortrag bemerkt hatte, dass wohl alle Informationen über den Lesefort­schritt und was man so hervorhebt, irgendwie gespeichert sind, aber der allgemein im Verein ausgeprägte Verfol­gungswahn brach sich nicht Bahn, weil wohl schlicht kaum ein ebook Leser unter den UnDichtern ist. Apropos Wahn und Bahn. Die Reimerei ist ja immer unterschwelliges Thema bei der Dichterei, aber momentan hat man es mehr mit der Alliteration. So »waberte« es nur so von »wallenden, wüsten Wolken«. Frank, der in Nachtarbeit noch ein überreichliches Mahl für die Teilnehmer bereitet hatte, versuchte dabei alle Rekorde zu schlagen. Aber auch die logischen Kniffe haben es der heimeligen Gesellschaft angetan und es entbrannte die sog. »Löffeldiskussion«, ob es nämlich, wenn man gerade unter anderem »jeden Löffel Suppe« bedichtet hat und anschließend feststellt, dass sie sämtlich schon dem Gestern angehören, morgen noch einen Löffel Suppe geben könnte oder es sich um ein Endzeitgedicht handeln müsste. Von der Autorin selbst wurde die so erdiskutierte philosophische Dimension nur mit schweigendem Staunen bedacht. Man fühlte sich zu Hause im MGH in KW, bis in die Nächte hinein, von denen ich allerdings nichts sagen kann, denn ich gehe wie die meisten Fastrentner mit den Hühnern ins Bett. Christian Rempel im Waltersdorfe 31.3.2014

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Unser Seminar begann wie immer mit etwas Verspätung. Am Freitag traf als letztes der Hauptakteur Christian Hohberg ein, mit einem ganzen Satz von Instrumenten und mehreren Büchern, in denen er seine Texte aufgezeichnet hat. Fast für jedes Lied greift er zu einer anderen, dafür passenden Gitarre und hat wie ein richtiger Spielmann dann auch noch Flöte und Munti dabei. Nebenher sagt er, dass er schon richtiger Rentner ist, sieht auch nicht jünger aus mit weißem Wallehaar und einer gewissen Zerstreutheit. Wenn das entsprechende Lied und das passende Instrument dann aber erst mal gefunden ist, bringt er es wirklich profes­sionell rüber. Er hat sich schon durch das halbe Land gesungen und alles an ihm ist nah und heimelig. Man kann sich vorstellen, wie er einen Kneipenbesuch kulturell anreichern kann, denn die Bierflasche fehlt auch nicht bei seinem Auftritt. In manchen Liedern lässt er symbolisch den Hut herumgehen, aber das überwiegend aus UnDichtern bestehende Publikum bleibt eisern und übersieht den Wink mit dem Zaunpfahl.

Ein neues Gedankenwasser macht auch wieder die Runde. Andreas und Bettina Schrock, wenn auch kein Paar mehr, zeichnen dafür verantwortlich. Manche Texte daraus sind eher zum Hören und so wird fast der ganze Inhalt im Laufe des Seminars noch einmal zu Gehör gebracht. Da steht es freilich schon auf dem Papier und die Passion, alles noch mal zu zerpflücken und Verbesserungsvorschläge zu machen, muss daher ins Leere gehen. Manchmal geht die Interpretation auch weit über das Gedruckte hinaus, wie bei meinem Gedicht »Frühlings Erwachen«, das auf Sächsisch einfach der Brüller ist.

Mein Vortrag unter Mitwirkung von Liane über das »Wohl und Wehe von ebooks« rief weniger Kontroversen hervor als erwartet. Ich war zwar selbst ein bisschen verunsichert, als ich am Tag vor dem Vortrag bemerkt hatte, dass wohl alle Informationen über den Lesefort­schritt und was man so hervorhebt, irgendwie gespeichert sind, aber der allgemein im Verein ausgeprägte Verfol­gungswahn brach sich nicht Bahn, weil wohl schlicht kaum ein ebook Leser unter den UnDichtern ist.

Apropos Wahn und Bahn. Die Reimerei ist ja immer unterschwelliges Thema bei der Dichterei, aber momentan hat man es mehr mit der Alliteration. So »waberte« es nur so von »wallenden, wüsten Wolken«. Frank, der in Nachtarbeit noch ein überreichliches Mahl für die Teilnehmer bereitet hatte, versuchte dabei alle Rekorde zu schlagen.

Aber auch die logischen Kniffe haben es der heimeligen Gesellschaft angetan und es entbrannte die sog. »Löffeldiskussion«, ob es nämlich, wenn man gerade unter anderem »jeden Löffel Suppe« bedichtet hat und anschließend feststellt, dass sie sämtlich schon dem Gestern angehören, morgen noch einen Löffel Suppe geben könnte oder es sich um ein Endzeitgedicht handeln müsste. Von der Autorin selbst wurde die so erdiskutierte philosophische Dimension nur mit schweigendem Staunen bedacht.

Man fühlte sich zu Hause im MGH in KW, bis in die Nächte hinein, von denen ich allerdings nichts sagen kann, denn ich gehe wie die meisten Fastrentner mit den Hühnern ins Bett.

Christian Rempel im Waltersdorfe

31.3.2014

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Christian Rempel: Frühlings Erwachen – Foto: Pfirsichbaum von Susann Schulz

Erhebe Dich, Du müder Erdengeist und sage mir, was Du zu sagen weißt. Red' mir von Blümchen und vom Holden von des Holunders weißen Dolden. Und red' auch von Dir selbst, wie Du geschäftig waltest jedes Jahr, mich stets vor neue Rätsel stellst, mich hinführst, wo ich niemals war. Auch von der lieben Liebe schweige nicht, dann will an Dich ich diese gleichfalls wenden. Auf dass der Damm des großen Schweigens bricht und sich was regt in totgeglaubten Lenden. Die Bäche füll' mit Wassern von Gedanken, erwach aus Winters Agonie, bring Linderung dem leider Kranken, dem ein graus Schicksal nicht verzieh. Du nennst Dich Auferstehung, ich sag Geist zu Dir. C.R. 28.1.2014

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Das Foto:”Pfirsichbaumblüte” ist von Susann Schulz.

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Foto: Pfirsichbaumblüte von Susann Schulz

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Erhebe Dich, Du müder Erdengeist
und sage mir, was Du zu sagen weißt.
Red‘ mir von Blümchen und vom Holden
von des Holunders weißen Dolden.

Und red‘ auch von Dir selbst,
wie Du geschäftig waltest jedes Jahr,
mich stets vor neue Rätsel stellst,
mich hinführst, wo ich niemals war.

Auch von der lieben Liebe schweige nicht,
dann will an Dich ich diese gleichfalls wenden.
Auf dass der Damm des großen Schweigens bricht
und sich was regt in totgeglaubten Lenden.

Die Bäche füll‘ mit Wassern von Gedanken,
erwach aus Winters Agonie,
bring Linderung dem leider Kranken,
dem ein graus Schicksal nicht verzieh.

Du nennst Dich Auferstehung,
ich sag Geist zu Dir.

C.R. 28.1.2014

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