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Liebe Eitle Künstler und Freunde der UnDichter,
hiermit möchfe ich auf das „Fest der Stille“, welches wieder auf dem Dorfplatz in Waltersdorf am Sonntag dem 6. Dezember 2015, also dem 2. Advent, stattfinden wird, hinweisen.
Ein besonderer Höhepunkt für Kinder und alle Junggebliebenen wird vermutlich die Aufführung eines Kasperletheaterstückes „Der vermaledeite Zapfen“ beim 5. „Fest der Stille“ in Waltersdorf, inszeniert von unserem Vereinsmitglied Christian Rempel, sein.
Worum geht es in dem Kasperletheaterstück?
„Der Weihnachtsmann hat verschlafen und Kasper und Gretel sitzen traurig und streitsüchtig daheim am Tisch. Es ist schon der 25. Dezember und kein Weihnachtsmann ist zu sehen, er muss verschlafen haben. Wer hat nur Schuld daran? Kasper und Gretel kommen dem Übeltäter auf die Schliche.“
Quelle: aus dem Programmheft des Festes der Stille
Spieler: Veronika Protz und Christian Rempel, Assistenz: Jonas Wegner,
Bühnenbild: Eberhard Rauchfuß, Puppen: Bastelgruppe des JUSEC
Hier die wichtigen Daten auf einen Blick:
▶ Kasperle-Theaterstück „Der vermaledeite Zapfen“ / Fest der Stille in Waltersdorf
▶ Wann: am Sonntag dem 6. Dezember 2015 dem 2. Advent
▶ Beginn: ca 16:00 Uhr
▶ Wo: Veranstaltungsort des Festes der Stille ist der Dorfplatz in Waltersdorf
Ich wünsche viel Vergnügen!
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Liane Fehler Onlineredaktion
Vom Raub der Gedanken
Im Himmelsblau Gedanken schweigen
was aufstieg, ist dort bald zerschellt
sogar gebildet ward im Reigen
ein Sinnen von der großen Welt
Doch jeder Faser rasch beraubt
Gedankenfaser seines Saums
starrt jener, trotz der Stirn umlaubt
auf‘s Sinnbild eines leeren Raums
Und ahnt er doch, dass Nebeldünste
noch in den meisten Hirnen wabern
des Aberglaubens feinst Gespinste
sie selbst nicht denken, lieber labern
Wenn ihm gegeben Räsonieren
und er nur pur die Wahrheit spräche
und klopfte er an alle Türen
ein Tränenstrom hervor ihm bräche
So ändert’s nichts am Himmelsblau
das der Erklärung nicht bedarf
sind Tränen nicht nur eine Schau
worüber man den Mantel warf
Des Schweigens und des Unverstands
man wird ein Taschentuch ihm reichen
fast scheint mir, jener Mann verwand’s
ist still geworden ohne gleichen
C.R. 9.8.2015
Aug‘ in Aug‘
L&S am 14.10. in der Bibliothek Wildau
Dass schriftlicher Gedankenaustausch, wie etwa über den Blog oder unser GeWa nicht alles ist, sondern es auch der persönlichen Begegnung, eben auf Augenhöhe bedarf, war nicht nur meine persönliche Bilanz vom Herbstseminar, sondern ist auch die Idee der Veranstaltung Lesen&Schrei¬ben, die ja monatlich stattfindet. Um auch Außenstehenden oder Interessierten einen Eindruck davon zu vermitteln, seien ein paar Zeilen gestattet.
Der Verein hat sich ja der brandaktuellen Thematik Flucht verschrieben, und wie Annett gestern mitteilen konnte, steht die Einbringung der diesbezüglichen Ernte mit einem speziellen Fluchtheft aus eigenen Federn unmittelbar bevor.
Es waren anfänglich sieben Teilnehmer, und als der Vereinsvorsitzende Lars die obligatorische Frage stellte, wer denn etwas mitgebracht hätte, gingen fast alle Hände hoch. Dann wurde durch Lars selbst mit einem Gedicht der Einstieg gefunden, in dem es um neue Zäune und Mauern ging, die errichtet werden, wo wir doch unsere eigene erst vor einem Vierteljahrhundert losgeworden sind. Es geht eine starke lyrische Besorgnis von der gegenwärtigen Situation aus, die ja nun auch nicht mehr vor unseren Grenzen Halt gemacht hat. Man assoziiert neue Schießbefehle und beschäftigt sich ganz allgemein mit dem Tod, dem ein anderes, älteres Gedicht von Lars gewidmet war.
Alles lässt sich nicht aus dem Gedächtnis reproduzieren, aber dass auch Sucht eine Flucht sein kann und dass man sich manchmal vor der Flut irgendwelcher apps kaum noch retten kann, wurde unter anderem vom Dichterpaar Annett und Frank thematisiert. Ein sehr schönes Gedicht von Annett beschäftigte sich auch mit dem Tempogegensatz, der im Austreiben der Wurzeln unserer brandenburgischen Kiefern im sprichwörtlich kargen Boden und dem Hindurchdüsen vermittelst Automobilen besteht. Gerhard hatte dann noch die Idee einer Symbiose zweier Liedtexte anzubieten, eines sehr bekannten mit einem weniger bekannten, und der Effekt der gegenseitigen Aufwertung war wirklich verblüffend.
Dann mussten einige weg, es waren auch schon etwa anderthalb Stunden vergangen, und es wurde noch eine Frage erörtert, die man wohl mehr dem Schriftlichen anheimstellen sollte und auch daher rührt. Dann kam noch Liane, die ja mit dem Blog, auch aufgrund technischer Schwierigkeiten, oft ihre liebe Not hat und es trotzdem immer wieder bewältigt. Dann war auch schon Aufbruchs¬stimmung angesagt und es sind sicher fast alle mit Gefühl nach Hause gefahren, etwas Angenehmes erlebt zu haben, auch wenn die Fetzen manchmal ein bisschen fliegen. Aber es ist ja kein Verein zur gegensei¬tigen Beweihräucherung, sondern manchmal gehen die Auffassungen ganz schön auseinander und man sich dann nach einiger Zeit doch immer wieder mit Respekt begegnet.
Wem das eine Einladung ist, das nächste Mal dabei sein zu wollen, das nächste Treffen ist am 11.11. in der Bibliothek Wildau, allerdings nicht schon 11:11 Uhr, sondern 319 Minuten später.
Christian Rempel
Schriftführer
Von der Worte tieferem Sinn
Redlich- oder Lauterkeit
der eine hat’s zu jeder Zeit
dem andern beides oft entgeht
der Hahn dagegen immer kräht
Auf dem Seminar und schon vorher hatte ich es mit der Bezeichnung des „lauteren Flüchtlings“ versucht. Natürlich kommt redlich von reden und lauter von Laut. Wenn einem die Schranken der Sprache gesetzt sind, und nach Liane gibt es ja nicht einmal ein Wörterbuch Suaheli-Deutsch, ist es mit der Redlichkeit etwas schwieriger. Auch ist diese Bezeichnung durch das abgedroschene „Üb immer Treu und Redlichkeit“ etwas verbraucht und bezeichnet drittens zusätzlich etwas wie Loyalität gegenüber der Gesellschaft, in der der Flüchtling ja mit Not gerade erst angekommen ist und noch kein solches Verhältnis entwickelt haben kann. Lauter sein ist dagegen eine Nuance verschieden und erfordert nicht, dass man sich in bündiger Rede artikuliert oder diese steht, sondern eben nur der Laut, die einfache Gefühlsäußerung, in welcher Sprache auch immer, sein kann oder nicht einmal das erfordert. Lauter ist also um vieles persönlicher. Gleichzeitig grenzt es sich von der fast schon fordernden und etwas pädagogischen Ehrlichkeit ab, ohne diese Tugend hier schmälern zu wollen. Lauterkeit hat eine poetische Aura, die sich hoffentlich nicht so schnell verbrauchen wird. Doch da wenig Aussicht besteht, dass der Begriff des „lauteren Flüchtlings“ eine stehende Redewendung wird, ist eine Inflation des Begriffes Lauterkeit auch nicht zu befürchten.
In diesem Sinne wollte ich die letzten Verse meines Gedichts „Flucht von allüberall“ verstanden wissen:
Die Lauterkeit gilt es zu prüfen
Dein Gefühl prüfe selbst
Christian Rempel 8.9.2015
Was sage ich?
und was sage ich lieber nicht. Ich verheimliche nichts, aber manches könnte mir zu nahe kommen, manches gehört sich auch nicht oder könnte in den falschen Hals geraten. Wenn ich schlaflose Nächte habe, sollte ich das vielleicht lieber in ein lyrisches Ich verpacken und reifen lassen.
Dann kommen vielleicht Zeilen wie bei Gerhard Gundermann heraus (s. in diesem Blog):
Und nachts macht diese Stadt ´über uns die Luken dicht,
und wer den Kopp zu weit oben hat,
der find` seine Ruhe nicht.
Wenn ich in Wut geraten bin, sollte ich überlegen, ob meine Reaktion einen künstlerischen Wert haben könnte, eine poetische Gebärde sein könnte, wie Sibyl es ausdrückte. Eine Gebärde hat auch etwas von Konzentration, ist nicht einfach ein Gebaren. Sie kann sich nicht nur in Worten, sondern auch in einem Blick, einer Geste ausdrücken, die uns nur im persönlichen Kontakt zu Gebote stehen und den wir deshalb auch so pflegen sollten, wie den schriftlichen Gedankenaustausch. Aber im Zentrum bleibt jenes Einzelne, Einsame („für sich allein sein“), diese Rilke‘schen Kunstdefinition, die Sibyl in ihrem Aufsatz an den Schluss stellt. Vieles, was bei ihm fast als Pose rüberkommt, erfurchterhei¬schend, ist durchaus berechtigt, wenn man es eben kann. Ob man es kann, entscheidet nicht mal die urfröhliche Runde in 25 Jahren, die Gerhard antizipiert, wir auch jetzt nicht, was wir wohl wissen sollten, und vielleicht wird sich die Nachwelt auch nicht dieser Mühe unterziehen, denn berufen fühlen sich viele und wer ist schon ein Berufener oder eine Berufene.
Hüten wir also alles, in dem etwas vielleicht Entdeckenswertes liegen könnte.
Grottenschlechtes kann ja getrost verworfen werden, das hebe auf, wer es für wert hält.
Im Unbestimmten
Christian
Rilke und die „Landschafterei“
Bevor sich Gerhard mitteilte, nun in die Fluchtproblematik und Schattenreiche einzutauchen, deren erstere uns demnächst dichterisch und multimedial beschäftigen wird, wies er mich noch auf einen genialen Text, wie er sagte, hin, nämlich die Einleitung zu „Worpswede“, eine Arbeit des noch ganz jungen und völlig unbekannten Rilke. Diesen Text über die Malerei und die dortigen Maler findet man im Internet. Im Folgenden nun ein als Appetitmacher gedachter Abriss:
Kein Wort könnte man sich anders gesetzt und empfunden vorstellen. Man liest Rilkes „Worpswede“ einmal, zweimal und dreimal und entdeckt immer wieder Neues, noch nicht ganz Erfasstes. Der Impuls war da, sich der Natur zuzuwenden, in der man in der Kindheit jeweils noch unbewusst zu Hause war und der man sich, so man ein Künstler geworden, „unter Aufwendung eines gesammelten Willens“ wieder zuwendet. Er zieht die Linie nach, auf der sich die Natur von einem Nebending des Bildes, wo es wie „die Anfangsworte eines Ave Maria“ erklang, bis hin zur „Landschafterei“ entwickelte, die dennoch ein Schattendasein an den Akademien führe. Es ergoss sich aus diesen also ein Strom junger Leute, die nicht mehr nur Burgen und Schlösser, eigebettet in Berge und Wald und darüber den Himmel malen wollten oder eben Portraits, sondern ihren eigenen Teil der Natur, die doch der menschlichen so gleichgültig und groß gegenübersteht, im Worpsweder Moor zu suchen ausgingen, einer Landschaft, in der jeder Tag und jede Stunde anders ist, wenn man nur hinzusehen versteht.
Fünf Maler beschreibt er, die sich dort, jung wie sie waren, eine gemeinsame Heimstatt gesucht hatten, vergleicht ihre Arbeiten mit Musik, Dichtung und Gärtnerei, lässt die „Malweiber“, die es meist erst postum zu Berühmtheit gebracht haben, außen vor und führt ein Wortgerüst auf, das es mit den Gemälden aufnehmen kann. Ein besonderer Leckerbissen ist die Beschreibung Otto Modersohns, des Dichtermalers, der so lange der Natur eine ganz eigene Sprache ablernt, bis er sie dann endlich ganz unbewusst zu gebrauchen versteht.
1895, nur sechs Jahre nach der Entdeckung Worpswedes durch die Künstler, war es dann so weit, dass ihnen auf der Münchner Kunstausstellung ein eigener Saal eingeräumt wurde und sie zu der Entdeckung der Ausstellung wurden. Dennoch waren es nicht die Landschaftsbilder, die sie am meisten reüssieren ließen, sondern die große goldene Medaille erhielt ein Werk Fritz Mackensens „Gottesdienst im Freien“, das dieser als Monumentalbild unter vielen Mühen und Entbehrungen erstellt hatte. Man kann ja auch nicht von der Hand weisen, dass es um vieles schwieriger ist, Menschen zu malen, als nach der Natur. Um wieviel schwieriger ist es noch, sich in einen Wortsattel zu schwingen und eine Lanze für die unterbewertete Kunst der Landschafterei zu brechen, das Geschaute erneut zu erschauen und für den Worpsweder Frühling dann Worte zu finden, wie dass er „mit dem Rostbraunwerden des Gagelstrauches fast wie ein Herbst beginnt, bis die unbe-schreiblich hellen Grüns der Birken wie Knabenstimmen einfallen.“
Christian Rempel
Im Waltersdorfe 18.8.2015
Sommerseminar
Vom ersten Moment an eine behutsame, ja freundschaftliche Atmosphäre bei unserem Treffen in Bestensee. Nach der Hektik der letzten Ereignisse, die fast noch in einer Notverlegung der Veranstaltung geendet hätten, war auch schon so etwas da, wie leichte Erschöpfung.
Dorit Brückner, die neu in unserem Kreis ist, auch wenn sie schon lange malerisch und dichterisch tätig ist und ein Berufsleben als Psychologin hinter sich hat, gestaltete den Freitagabend. Alle hatten sich fast pünktlich eingefunden, auch wenn das MGH in Bestensee auf keinem Navi zu finden ist. Man konnte sich durchfragen. Dorit war sehr gespannt auf unsere Meinung zu den, den Bildern gewidmeten Gedichten. Manchmal ließen sich Beziehungen herstellen, manchmal waren die Bilder stärker, manchmal auch die Schriftform. Als sich die Zuhörerschaft dann nach einer Stunde gelegentlich auflöste, wie das bei uns nicht selten üblich ist, wusste sie das Publikum etwas zur Ordnung zu rufen und zur Höflichkeit zu mahnen. Auch praktizierte sie das direkte Ansprechen von Personen aus unserem Kreis, um genau dessen Meinung zu erfahren. Das waren schon ein bisschen Neuheiten von einem Neuling in unserem Kreis, aber wir sahen auch, dass manchmal die Würde des Alters noch eine Facette hinzufügen kann, wo es wirklich nicht immer ganz rücksichtsvoll zugeht.
Nebenbei war das Ausschneiden der Aufkleber für das neue GeWa angesagt, in das dann auch noch die Klammern gehämmert werden konnten und es somit zur allgemeinen Erbauung bereitstand. Liane und ich hatten sich erst einen Tag vorher entschlossen, das neue Heftchen doch noch zum Seminar herauszubringen und es war uns nicht leicht gefallen, es voll zu bekommen und dazu noch unter ein Motto zu stellen, nämlich den „schriftlichen Meinungsaustausch“. Diesen zu entwickeln, ist ein von manchen unDichtern anerkanntes Ziel, auch wenn über dessen Nützlichkeit kontroverse Auffassungen herrschen. Ich für meinen Teil, der ich diesen schriftlichen Austausch bevorzuge, musste feststellen, dass trotz der luziden Form, um die ich mich bemühe, dadurch auch ein bisschen eine „theoretische Beziehung“ zu Personen und dem Verein entstehen kann, die man erst wieder durch den freundschaftlichen Umgang miteinander beheben kann.
Am Sonnabend ging es dann, trotz der Probleme, die immer noch schwelten, erst einmal in die Textarbeit, und das sogar bei relativ pünktlichem Beginn. Nun scheint die Diskussionszeit in einem umgekehrten Verhältnis zur Länge der Gedichte zu stehen, so dass man sich dann fast zwei Stunden an einigen 10-Zeilern aufhielt. Die Hypothese des lyrischen Ichs, sorgfältig geschieden vom Autor, macht es ja auch nicht immer leicht, Gedichte zu entschlüsseln. Nach zwei Texten von Jenny ging es dann mit einiger Verzögerung in die Mitgliederversammlung, nachdem als Zünglein an der Waage der Beschlussfähigkeit auch noch Olaf auf einen Sprung vorbeikam. Sie wurde dann auch zügig absolviert, wobei auch die Probleme von Austrittsgedanken einiger zur Sprache kamen. Da wurden dann freilich auch Rationalitätsgedanken in die Runde geworfen und dass wohl jeder, der Probleme sieht oder hat, auch für sich selbst sprechen können sollte. Der Vorstand wurde einstimmig in seiner Arbeit bestätigt und wird nun für mindestens ein Jahr in der gleichen Besetzung weiteragieren.
Bis dahin waren wir also noch gar nicht zum Thema „Flucht“ gekommen, aber die Atmosphäre war sehr wohltuend. Ich hatte einen kleinen, wieder etwas theoretischen Beitrag zu „Vertreibung“ vorbereitet, der dann aber wegen der oben beschriebenen, manchmal zu verzeichnenden Auflösungserscheinungen dann doch noch unterbrochen werden musste und das Feedback ließ auch nicht erkennen, wie nützlich er wohl gewesen sein mag. Dann hatte Frank P. noch ein paar seiner geistreichen, originellen und manchmal etwas rätselhaften Gedichte auf Lager und wir waren auch schon etwas mehr drin in der Fluchtproblematik. Zur Vervollständigung muss gesagt werden, dass Gerhard Malzeug bereitgestellt hatte und nebenher ein paar bildliche Darstellungen entstanden. Er selbst hat sogar die Boots-People ins Bild gebracht. Einige verabschiedeten sich zur Nachtruhe oder nach Hause und ein kleiner Kreis saß noch bis in die Morgenstunden, dass Lars die LKWs der benachbarten Großbäckerei Wahl ausrücken hörte. Dort hatte man die Nacht offenbar noch nützlicher verbracht, nur eben vergessen, uns ein paar Brötchen vorbeizubringen.
Am Sonntag dann ab zehn immer noch Textarbeit, das Thema Flucht war eigentlich nur in Lianes Beitrag über ihre vielfältigen Begegnungen mit Asylbewerbern präsent. Annett und Frank hatten es auf sich genommen, das Catering zu managen, was ohne Kochplatte oder gar Küche und dem nächsten Wasserhahn zwei Treppen tiefer, nicht ganz einfach war. Da sich unser Konferenzraum in der dritten Etage befand, war dann auch entsprechend viel herunterzuschleppen. Glücklich gingen wir nach dem als viel zu kurz empfundenen Treffen dann wieder auseinander.
Die Bedingungen waren nicht optimal, aber überwiegend bestand die Meinung, dass diese Art Seminar mit Übernachtung vor Ort doch die bessere Form ist, als wenn noch große Fahrwege bevorstehen an jedem Tag. Deshalb wollen wir auch die kommenden Seminare in dieser Form durchzuführen versuchen.
Ich hoffe, dass meine Zeilen auch für die, aus den verschiedensten Gründen ferngebliebene andere Hälfte des Vereins, einerseits einen Eindruck vermitteln und andererseits hoffentlich noch mehr Zuspruch für die kommenden Seminare hervorruft. In den Wald von Bestensee setzten wir allerdings keinen Fuß, so viel Luft sollten wir uns in Zukunft gönnen, dass es auch nicht zu anstrengend wird.
Christian Rempel 7. September 2015
Schriftführer
Heinriche im Ilsental
Der Kaiser Heinrich, immer helle
macht sich auf zu jener Stelle
wo Prinzess Ilse jammerschade
allein genießt ihr täglich Bade
Nur selten trifft sie ein Voyeur
das letzte Mal, als dies Malheur
ihr zustieß, fand sie es famos
ihr Pech, es war der Förster bloß
Doch dieses Mal im Ilsentale
des Wasser fließt nicht in die Saale
sondern mehr der Weser zu
naht sich ein Kaiser und ich tu
Als entginge mir sein lüsternd Blick
der Kaiser hat ´nen Frauentick
nicht ist er aus auf die Belohnung
die Ilsen birgt in ihrer Wohnung
Im kreuzgeschmückten Ilsenstein
es reizt ihn mehr ihr schlankes Bein
und ihre Brüste, ihre weißen
die ganz Glückseligkeit verheißen
Das Kreuz ganz oben, das ich meine
mit schlotternd Knien stand dort Heine
der ob der religiösen Regung
ganz stille ward und die Bewegung
Der Wasser, stürzend erst, dann schleichend
über kleine Kiesel streichend
uns wahrgenommen und fixiert
auf Ilsen nun und Heinrich stiert
Doch um nicht indiskret zu sein
lässt er die beiden bald allein
denn kaiserliche Sprosse zeugen
will selbst der Dichter nicht beäugen
Und hat er nicht auch oft geküsst
weil er doch selbst ein Heinrich ist
zwar nicht ein Kaiser oder Fürst
an Goethen Dich erinnern wirst
Sie alle liebten auch nach Kräften
und den geschlechtlichen Geschäften
Tribut sie zollten, ja das schon
doch übten sie auch Diskretion
C.R. 30.7.2015