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Ich alt gewordener
Prediger der Liebe
verbrenne nun
mein Fleisch
aus Mittelmaß
seh im Spiegel
fast die Knochen
schimmern
lach mir zu
doch oft lach
ich mich aus
20.April 2012
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Ich alt gewordener
Prediger der Liebe
verbrenne nun
mein Fleisch
aus Mittelmaß
seh im Spiegel
fast die Knochen
schimmern
lach mir zu
doch oft lach
ich mich aus
20.April 2012
Ode an ein hartes Wesen
Die Wortfeile
möchte ich setzen
Dir ans stählerne Ohr
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Vielleicht fallen*
ein paar Späne*
in die Muschel*
vielleicht gäbe es dann*
ein wenig*
Gekuschel
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
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Wie könnte man besser auf dieses Heft einstimmen, als mit einer Collage von euren Texten, die zeigen, wie nah wir beieinander sind und doch so verschieden? Ich hoffe, dass ihr euch hier wiederfindet und erkennt, wie in diesem ganzen, liebevoll gestalteten GeWa von Susann und Lars.
Einmalig ist jeder.
Bevor wir mit unserer Einzigartigkeit verschwinden, wird die Wortfeile angesetzt – erzählen wir, vom Hiersein, das viel ist und das uns seltsam angeht und auch weil wir spüren, dass uns das Hiesige braucht; binden wir den Sommer, wie einen großen bunten Strauß und riechen doch schon den Schnee und sehen den Wind, der sein Stakkato in unseren Gedankensand schreibt – unfassbar tausendabertausendweit tragen uns unsere Gedanken. Wir müssen laufen, über die weite offene Landschaft, mit dem Gewicht der alltäglichen Dinge; über den niedrigen Sonnenweg, durch einen Novembersturm, der den kahlen Apfelbaum zaust; erkennen dabei, die Verstrickung der kleinen und großen Geschichte. Richten noch mit Hoffnung eine Ode ans stählerne Ohr eines harten Wesens.
Wir wandern durch die stille Nacht, stapfen durch weiße Pracht und schweben bis der Nebel fällt herab und Blaue Lichter tanzen uns zauberhafte Lieder.
Einmalig ist jeder. Wir hören von der Apokalypse eines Menschen und seiner Seele können der Sprache und den „Windungen“ eines Gehirns auf Abwegen folgen. Wundern uns möglicherweise noch, warum das kleine Schwarze in die Autoverwertung muss. Aber nicht so sehr, denn wir wissen, dass es zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, die nicht einfach zu begreifen sind.
Also, lassen wir den literarischen Ballon in die Höhe fliegen und hoffen, dass er nicht platzt, sondern wir mit ihm sacht über Wolken gleiten und wie die Täubchen in einem gemütlichen Kuschelnest landen. Dort träumen wir vom Muschel-Rauschen und geben der Liebe neue Namen und wünschen sie werde und bleibe, für uns alle, bis an die Grenzen aller Zeit. Amen
Liane Fehler
Geboren 1953 in der Heldenstadt
heldenhaft Physik studiert
dann promoviert
sich selbst zum Dichter gekürt
abserviert
schließlich privatisiert
ein Handwerker nur
der auffasst, gestaltet, hat seins
Heute am Stadtrand der Hauptstadt
Gedichtladen Waltersdorf:
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lebt in Berlin
1948 in Prenzlauer Berg geboren, nach dem Abitur zunächst Maschinenbau studiert,
1975 – 1978 Studium Literatur und Kunst in Leipzig
danach Arbeit an Bildern und Gedichten
Publikationen im Verlag „Neues Leben“ in Zeitschriften und Zeitungen
Literaturkritiken u.a. in “Sinn und Form“
Studienaufenthalte 1982 Ukraine Erdgastrasse im Raum Ivanow Frankowsk, 1994 Griechenland Kreta, 1998 Italien Toskana, 2002 und 2007 Sizilien, 2010 Kuba
Ausstellungen im Zeitraum von 1982 bis 2012 verschiedene Ausstellungen,
in letzter Zeit 2004 Berlin Fa. Springer, 2005 bis 2007 Berlin in Arztpraxen, Kneipen, 2010, 2011 und 2012 im MGH König Wusterhausen seit 2007 Verkaufsausstellung im Naturkosmetikladen „Lotte“ Prenzlauer Berg.
Auszug aus einem Briefwechsel
Guten Morgen und einen erfolgreichen Tag, lieber Oke.
Vielen Dank für die Glückwünsche. Man muss ja nicht nachrechnen, wie viele Weihnachtsbäume man noch schmücken wird nach hinten raus und bis zur seligen Auffahrt. Ohne das lebt es sich lustiger. Ich habe Deine Gedichte gelesen und versucht ihnen näher zu kommen. Dabei sind mir Schlüsselwörter aufgefallen, die für die Erschließung des Textes wichtig sind. Da konnte ich nicht anders, musste Hand anlegen, als Maler und Poet. Habe mir aus Deinem Text eine Lesart gepinselt. Nee, nee, wissenschaftlich ist das nicht und ob es Gültigkeit besitzt, müsste der Leser/Hörer entscheiden. Aber: Es ist meinem Sprachempfinden geschuldet und meinem Hang nach (Sinn)Bildern zu suchen. Auch ein Gedicht hat Bildebenen. So rücke ich mir Worte in den Vordergrund (an den Zeilenanfang, in ein Reimschema, oder in die Pointe) denen ich eine tragende Funktion aufbürde. In die Mittelebene gehören Zeichen, Metaphern, Symbole. Damit können die Verben auf dem Wege zum Sinnigen reisen. Den Texthintergrund erhellen die Stimmung, Klang, Rhythmik, Farbe, Licht, Befindlichkeit. So ist der Schreibanlass geborgen im bildhaften (Sprach)Raum. Wenn’s funktioniert, ist man im Bild. Das sind dann die klarsten Stunden….
Danke für die Texte. Wann bekomme ich mehr Herr Mime?
Herzliche Grüße
An Euch und alle Poeten
Gerhard
Loslassen
Mit allen*
Sinnen*
Sinnlos*
Sinn loslassen*
Lass sein*
LOS!
l’ amor
Bretagne 2013
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endgültig, sagt sie
dreht sich und blickt
endgültig, sagt er
dreht sich und blickt
zum Meer
endgültig, denkt er
hört keine Stimme
endgültig sein Schatten
am Strand
Endgültig allein
mit all dem
Sand
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Titelbild der Anthologie : “Zwischen den Zeiten 1990-2000″;
hrsg. von Eitel Kunst e.V.,
Peter-Segler-Verlag, 2003, 2. Aufl., ISBN 978-3-931445-07-2)
Hinweis: Dieser Artikel wird momentan auf der Startseite unseres Blogs gehalten, weil derzeit die Herausgabe einer neuen Anthologie vorbereitet wird, die an diese erste Anthologie literarisch anknüpfen will. Wer also die Entwicklung der einzelnen Autoren nachvollziehen möchte, kann sich mit beiden Ausgaben, die zusammen einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren umspannen, ein umfassendes Bild machen.
sieht
hinter die kostüme,
vorhänge, kulissen
hört
zwischen den sätzen
das ungesagte
sagt,
was er erfuhr,
ihm nahe stehenden
und weist
die schultern gen himmel
auf die drei andern
(aus: “Zwischen den Zeiten 1990-2000″ (Anth.); hrsg. von Eitel Kunst e.V.,
Peter-Segler-Verlag, 2003, 2. Aufl., ISBN 978-3-931445-07-2)