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Einfaches Erkennen
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Du hast gelacht
Ich bin
aufgewacht
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Einfaches Erkennen
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Du hast gelacht
Ich bin
aufgewacht
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altert und wird
älter und wird
zahmer und wird
kälter und wird
lahmer
So altert es
dahin, fragt
niemand nicht nach einem
Sinn,
altert und wird
älter und wird
schriller und wird
kälter und wird
stiller
so altert es
es bleibt Schweigen
Gott sei Dank
Nach dem letzten Wort:
Mensch Altes
nun bist du
fort
komm schlaf bei mir
vielleicht diese Nacht
vielleicht diese Stund
komm schlaf mit mir
schlaf mich gesund
geh, wach auf
gewiß der Spruch
gewiß der Bruch
des andern Wort
ach scher dich fort
ich bin erwacht
du bist neben mir
es strahlt der Morgen
ich möchte sorgen
das macht mir Sorgen
morgen, morgen, na ja
du bist nicht mehr da
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Erwachen II
hinein ins hohe Gras
fährt Stahlblau
die Klinge klingt
die Sense senst und
stiehlt was
das Gras fällt
Gefallenes auf dem Anger
Blicke fallen hin
auf den Weg
ins Tor
den Kreuzen entgegen
Sense
jeder Schnitt
ein Vorwurf
jeder Vorwurf
ein Schnitt
über schiefe Kreuze
hinaus der Weg
fliegt zum Tor
es ist geöffnet
von … bis der Anger
voller Zelte aus Dorfmusik
und Verwilderung
derweil die Gärten
ein Dschungel für Hummeln
Blüten landen
mit ihrer Stille
überall
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Frustrutsche, eine Landschaft
aufwärts stieg der Frust
türmte vom Bauch zur Kehle in den Schädel
kreisen wollte er unterm blauen Tuch,
wolkenlos hing es herab
zur Deichschräge in die schiefe Ebene
Landschaft
Der Raubvogel kreist augenblicklich,
stürzt in die Tiefe. – Jetzt
die Rutsche runter rutscht Frust.
Vom Turm, aus dem Schädel
durch den Bauch. Ach was weiß denn ich
er sinkt in den Fluß, gluckst unter
kleine Wellen, verstrudelt nordwärts
Graugänse im Keilflug
kommen uns entgegen
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blaues Wasser
färbt Zeiten
unter den Klippen
die nachts in dunkle Träume ragen
kein Stein bleibt verborgen
kein Stein bleibt unberührt
Licht ist da, da ist
der Meeresatem
mit duftenden Mythen
im Gestein
Ziegen, die blöken immer
zum Geläut der Glöckchen
und alle Geschöpfe
springen
ins Blau, das
von allen Göttern
geschaffen
die Wasser waschen
Zeiten aus
zur Zeit
Eisig schäumt es in der Bucht
das ist der Bogen
festgemacht zwischen den Wellen
krummgeblasen
das ist der Bogen
gepeitscht vom Sand
und sonnengbleicht
manchmal auch
schaurig beladen
mit Leibern
oder mit Eis
das ist der Bogen
zwischen Dunkel und Licht,
aufgefüllt mit Salz
Muscheltang und
dem fischigen Aroma
geschliffener Steine
das ist der Bogen
diese gekrümmte Linie
in deiner Hand
Eisblauer Augenblick im Februar 1997
woher kommen denn die Träume
und warum ausgerechnet zu dieser Zeit
etwas schärft
zwischen dem Untergang der Nacht
und dem aufgehenden Morgen.
Noch ist es die silbrig kalte Himmelsklinge,
noch sind die Sterne da, leuchtende Pupillen
ein Herabstarren aus der endlosen Eiszeit,
schon eingefroren im See
das Herschauen der Liebsten,
im Raureifmantel auf bleichen Wiesen
ein Lufthauch trägt
noch immer den Atem ihres Kusses
Schlittschuhlauf auf vereister Seele
die grau und stumm ist wie der See umringt
kahles Geäst im Winterhimmel. Gott, der
aus dem Jenseits herrscht und
das Schweigen schickt
über Wälder in den ich
ihr Antlitz vergaß
selten kam es mir
so nah
Der Traum, die Erinnerung
Ach zwei Maschinen rattern
in meiner Brust
vorwärts dreht der Traum
dieser Antrieb der anspringt
vor dem blassen Morgen
welche Bilder aber
mischt er unter
die Rätsel der Visionen
welche Düfte verfangen sich
bevor der Himmel blaut
und nur im Innersten klingen Stimmen
und nur im Fernsten wachsen Innigkeiten
aus dem Atem des Dunkelseins
rückwärts schalten Bilder
hasten nach dem Halt
fördern aus dem Versunkensein
das Lautlose zum vertrauten Klang
milchiger Wärme, honiggelb –
der harte Blick der Liebe
die trifft auf mechanisches
Abschalten