Categotry Archives: Lyrik von Gerhard Jaeger

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Gerhard Jaeger: Das Alte

altert und wird älter und wird zahmer und wird kälter und wird lahmer So altert es dahin, fragt niemand nicht nach einem Sinn, altert und wird älter und wird schriller und wird kälter und wird stiller so altert es es bleibt Schweigen Gott sei Dank Nach dem letzten Wort: Mensch Altes nun bist du fort

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altert und wird
älter und wird
zahmer und wird
kälter und wird
lahmer

So altert es
dahin, fragt
niemand nicht nach einem
Sinn,

altert und wird
älter und wird
schriller und wird
kälter und wird
stiller

so altert es
es bleibt Schweigen
Gott sei Dank
Nach dem letzten Wort:

Mensch Altes
nun bist du
fort

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Gerhard Jaeger: „Verspielt“

Verspielt komm schlaf bei mir vielleicht diese Nacht vielleicht diese Stund komm schlaf mit mir schlaf mich gesund geh, wach auf gewiß der Spruch gewiß der Bruch des andern Wort ach scher dich fort ich bin erwacht du bist neben mir es strahlt der Morgen ich möchte sorgen das macht mir Sorgen morgen, morgen, na ja du bist nicht mehr da

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komm schlaf bei mir
vielleicht diese Nacht
vielleicht diese Stund
komm schlaf mit mir
schlaf mich gesund

geh, wach auf
gewiß der Spruch
gewiß der Bruch
des andern Wort
ach scher dich fort

ich bin erwacht
du bist neben mir
es strahlt der Morgen
ich möchte sorgen
das macht mir Sorgen

morgen, morgen, na ja
du bist nicht mehr da

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Gerhard Jaeger: Erwachen II

Erwachen II hinein ins hohe Gras fährt Stahlblau die Klinge klingt die Sense senst und stiehlt was das Gras fällt Gefallenes auf dem Anger Blicke fallen hin auf den Weg ins Tor den Kreuzen entgegen Sense jeder Schnitt ein Vorwurf jeder Vorwurf ein Schnitt

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Erwachen II

hinein ins hohe Gras
fährt Stahlblau
die Klinge klingt
die Sense senst und
stiehlt was
das Gras fällt
Gefallenes auf dem Anger
Blicke fallen hin
auf den Weg
ins Tor
den Kreuzen entgegen

Sense
jeder Schnitt
ein Vorwurf
jeder Vorwurf
ein Schnitt

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Gerhard Jaeger: Erwachen I

Erwachen I über schiefe Kreuze hinaus der Weg fliegt zum Tor es ist geöffnet von ... bis der Anger voller Zelte aus Dorfmusik und Verwilderung derweil die Gärten ein Dschungel für Hummeln Blüten landen mit ihrer Stille überall

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über schiefe Kreuze
hinaus der Weg
fliegt zum Tor
es ist geöffnet
von … bis der Anger
voller Zelte aus Dorfmusik
und Verwilderung
derweil die Gärten
ein Dschungel für Hummeln
Blüten landen
mit ihrer Stille
überall

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Gerhard Jaeger: Frustrutsche, eine Landschaft

Frustrutsche, eine Landschaft aufwärts stieg der Frust türmte vom Bauch zur Kehle in den Schädel kreisen wollte er unterm blauen Tuch, wolkenlos hing es herab zur Deichschräge in die schiefe Ebene Landschaft Der Raubvogel kreist augenblicklich, stürzt in die Tiefe. – Jetzt die Rutsche runter rutscht Frust. Vom Turm, aus dem Schädel durch den Bauch. Ach was weiß denn ich er sinkt in den Fluß, gluckst unter kleine Wellen, verstrudelt nordwärts Graugänse im Keilflug kommen uns entgegen

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Frustrutsche, eine Landschaft

aufwärts stieg der Frust
türmte vom Bauch zur Kehle in den Schädel
kreisen wollte er unterm blauen Tuch,
wolkenlos hing es herab
zur Deichschräge in die schiefe Ebene
Landschaft

Der Raubvogel kreist augenblicklich,
stürzt in die Tiefe. – Jetzt
die Rutsche runter rutscht Frust.
Vom Turm, aus dem Schädel
durch den Bauch. Ach was weiß denn ich
er sinkt in den Fluß, gluckst unter
kleine Wellen, verstrudelt nordwärts
Graugänse im Keilflug
kommen uns entgegen

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Gerhard Jaeger: Loutro

Loutro blaues Wasser färbt Zeiten unter den Klippen die nachts in dunkle Träume ragen kein Stein bleibt verborgen kein Stein bleibt unberührt Licht ist da, da ist der Meeresatem mit duftenden Mythen im Gestein Ziegen, die blöken immer zum Geläut der Glöckchen und alle Geschöpfe springen ins Blau, das von allen Göttern geschaffen die Wasser waschen Zeiten aus zur Zeit

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blaues Wasser
färbt Zeiten
unter den Klippen
die nachts in dunkle Träume ragen

kein Stein bleibt verborgen
kein Stein bleibt unberührt
Licht ist da, da ist
der Meeresatem
mit duftenden Mythen

im Gestein
Ziegen, die blöken immer
zum Geläut der Glöckchen
und alle Geschöpfe
springen

ins Blau, das
von allen Göttern
geschaffen

die Wasser waschen
Zeiten aus
zur Zeit

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Gerhard Jaeger: Eisig schäumt es in der Bucht

Eisig schäumt es in der Bucht das ist der Bogen festgemacht zwischen den Wellen krummgeblasen das ist der Bogen gepeitscht vom Sand und sonnengbleicht manchmal auch schaurig beladen mit Leibern oder mit Eis das ist der Bogen zwischen Dunkel und Licht, aufgefüllt mit Salz Muscheltang und dem fischigen Aroma geschliffener Steine das ist der Bogen diese gekrümmte Linie in deiner Hand

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Eisig schäumt es in der Bucht

das ist der Bogen
festgemacht zwischen den Wellen
krummgeblasen

das ist der Bogen
gepeitscht vom Sand
und sonnengbleicht
manchmal auch
schaurig beladen
mit Leibern
oder mit Eis

das ist der Bogen
zwischen Dunkel und Licht,
aufgefüllt mit Salz
Muscheltang und
dem fischigen Aroma
geschliffener Steine

das ist der Bogen
diese gekrümmte Linie
in deiner Hand

 

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Gerhard Jaeger: Eisblauer Augenblick

Eisblauer Augenblick im Februar 1997 woher kommen denn die Träume und warum ausgerechnet zu dieser Zeit etwas schärft zwischen dem Untergang der Nacht und dem aufgehenden Morgen. Noch ist es die silbrig kalte Himmelsklinge, noch sind die Sterne da, leuchtende Pupillen ein Herabstarren aus der endlosen Eiszeit, schon eingefroren im See das Herschauen der Liebsten, im Raureifmantel auf bleichen Wiesen ein Lufthauch trägt noch immer den Atem ihres Kusses Schlittschuhlauf auf vereister Seele die grau und stumm ist wie der See umringt kahles Geäst im Winterhimmel. Gott, der aus dem Jenseits herrscht und das Schweigen schickt über Wälder in den ich ihr Antlitz vergaß selten kam es mir so nah

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Eisblauer Augenblick im Februar 1997

woher kommen denn die Träume
und  warum ausgerechnet zu dieser Zeit

etwas schärft
zwischen dem Untergang der Nacht
und dem aufgehenden Morgen.
Noch ist es die silbrig kalte Himmelsklinge,
noch sind die Sterne da, leuchtende Pupillen
ein Herabstarren aus der endlosen Eiszeit,

schon eingefroren im See
das Herschauen der Liebsten,
im  Raureifmantel auf bleichen Wiesen
ein Lufthauch trägt
noch immer den Atem ihres Kusses

Schlittschuhlauf auf vereister Seele
die grau und stumm ist wie der See umringt
kahles Geäst im Winterhimmel. Gott, der
aus dem Jenseits herrscht und

das Schweigen schickt
über Wälder in den ich
ihr Antlitz vergaß

selten kam es mir
so nah

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Gerhard Jaeger: Der Traum, die Erinnerung

Der Traum, die Erinnerung Ach zwei Maschinen rattern in meiner Brust vorwärts dreht der Traum dieser Antrieb der anspringt vor dem blassen Morgen welche Bilder aber mischt er unter die Rätsel der Visionen welche Düfte verfangen sich bevor der Himmel blaut und nur im Innersten klingen Stimmen und nur im Fernsten wachsen Innigkeiten aus dem Atem des Dunkelseins rückwärts schalten Bilder hasten nach dem Halt fördern aus dem Versunkensein das Lautlose zum vertrauten Klang milchiger Wärme, honiggelb – der harte Blick der Liebe die trifft auf mechanisches Abschalten

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Der Traum, die Erinnerung

Ach zwei Maschinen rattern
in meiner Brust

vorwärts dreht der Traum
dieser Antrieb der anspringt
vor dem blassen Morgen

welche Bilder aber
mischt er unter
die Rätsel der Visionen
welche Düfte verfangen sich
bevor der Himmel blaut

und nur im Innersten klingen Stimmen
und nur im Fernsten wachsen Innigkeiten
aus dem Atem des Dunkelseins

rückwärts schalten Bilder
hasten nach dem Halt
fördern aus dem Versunkensein
das Lautlose zum vertrauten Klang
milchiger Wärme, honiggelb –

der harte Blick der Liebe

die trifft auf mechanisches
Abschalten

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