Tag Archives: Krieg und Frieden.

Unterm Kaiserbild

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Unterm Kaiserbild

da sitzt du nun
und nähst aus grobem Zeug den Helden das Gewand
den Bruderrock zum letzten Säbeltanz in dem die gleichgemachten
sich zuckend winden dann im Takt der Feuergarben und fallen
einzeln doch zuletzt auf kalten Boden

da sitzt du nun
denkst an die uniformen Taschen, an all die Kinderbilder, all die Liebsten
die sie einmal tragen und die so oft in letzten Ruhestätten lichtlos mit vergehen
beschmutzt mit allem was sich denken lässt und dem
was nur die Helden kennen

da sitzt du nun
und hast mit diesem Ehrenzwirn dein Wochensoll erfüllt
wie viele deiner Werke werden später sauber in den Schränken hängen
wenn nachts die Heldenhäupter
Trost in Frauenschößen suchen

da sitzt du nun
ein Maßschneider in seiner Werkstatt dem Kriegsdienst anbefohlen
und dienst doch nur dem Geist der Zeit auf deine Weise
Helden sind das Spielzeug alter Männer
damit Opfer sinnvoll scheinen gibt man ihnen Ehre, Flasche und Gewehr

nein,
du bist kein Held
du bist ein Meister deiner Zunft
und sitzt nun da seit Stunden unbewegt
an diesem Feierabend

Oskar Löffelschuh, März 2021 

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Dorit Brückner: Der Krieg

Der Krieg In Deutschland gibt es keinen Krieg Doch ! Er sieht nur heute anders aus ! Die Waffen sind die gleichen. Bomben, Granaten, Geschütze, abgefeuert von den Bodentruppen. Sie brauchen heute nicht mal Tarnanzüge! Sie sind legitimiert, Sie sind in ihrem Recht. Sie heißen heute: Lobbyisten Banken Triton Ttip Medien Zeitarbeit Gesetzgeber Wohin kann ich fliehen ?

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Der Krieg

In Deutschland gibt es keinen Krieg
Doch ! Er sieht nur heute anders aus !
Die Waffen sind die gleichen.
Bomben, Granaten, Geschütze,
abgefeuert von den Bodentruppen.
Sie brauchen heute nicht mal Tarnanzüge!
Sie sind legitimiert,
Sie sind in ihrem Recht.
Sie heißen heute:

Lobbyisten
Banken
Triton
Ttip
Medien
Zeitarbeit
Gesetzgeber

                Wohin kann ich fliehen ?

Dorit Brückner

Andreas Schrock: Die Lücke

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Ach, wissen Sie, das Mikrofon
ist aus, nicht wahr? Ich hab es mit
den Nazis, nur ein bißchen.
So ein bißchen war ich, Mädchen,
im BDM, Sie Feingeist.

Ach, wissen Sie, mein Mann,
starb einen schönen Tod,
`nen schnellen, nach dem Frühstück,
auf der Bank, vorm Haus.

Und so aktiv noch bin ich,
mit achtzig. Aber schnell
muß es gehen. Schnell
und schön: der Tod, das Leben.
Und keine Lücke, bitte!

Ach, wissen Sie, die Lücke
ist ja nicht totzukriegen
im Leben, unsereins
hat immer was zu stopfen,
wie’n Zahnarzt, so am Stuhl.

Ach, Sie! Ich fall’ nicht aus der Welt,
nicht in den Sack,
nicht in den Pfuhl.

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