Categotry Archives: Sprache – Schreibhandwerk

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Liane Fehler: Gedanken zum Thema Kreativität – Zusammenhang zwischen Sprache und Denken

Heute möchte ich anhand eines Videos auf ein paar Themen Bezug nehmen, die während unserer Treffen zu unserem Frühjahresseminar oder auch bei „Lesen und Schreiben“ eine Rolle gespielt haben. Dabei geht es fachlich um die Frage: „Welcher Zusammenhang zwischen Sprache und Denken besteht“, aber auch um ganz subjektive Sichtweisen und das Respektieren von anderen Meinungen beispielsweise bei den berühmten Textdiskussionen, die beim letzten Mal, für meine Begriffe, sehr emotional geführt wurden. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Sprache und Denken? Eine Frage, die Alle, die sich der schreibenden Zunft zugehörig fühlen, früher oder später beschäftigt, wird in diesem ... Dies ist eine Vorschau, um dieses Video abzuspielen, bitte in die türkisfarbene Überschrift oder auf das Wort “Weiterlesen” klicken und den Artikel öffnen. Dann sollte ein Player erscheinen.

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Heute möchte ich anhand eines Videos auf ein paar Themen Bezug nehmen, die während unserer Treffen zu unserem Frühjahresseminar oder auch bei „Lesen und Schreiben“ eine Rolle gespielt haben. Dabei geht es fachlich um die Frage: „Welcher Zusammenhang zwischen Sprache und Denken besteht“, aber auch um ganz subjektive Sichtweisen und das Respektieren von anderen Meinungen beispielsweise bei den berühmten Textdiskussionen, die beim letzten Mal, für meine Begriffe, sehr emotional geführt wurden.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Sprache und Denken? Eine Frage, die Alle, die sich der schreibenden Zunft zugehörig fühlen, früher oder später beschäftigt, wird in diesem Video ab Minute 32 von Vera F. Birkenbihl auf einleuchtende Weise beantwortet. Die Sprache beeinflusst ganz maßgeblich die Grenzen unseres Denkens, wie Sprache geradezu die (subjektive) Wirklichkeit erschaffen kann, wird bei diesem Vortrag deutlich. Im Bereich der Nachrichten und der Politik stellt sich die Frage: „Wann sind Menschen Terroristen, wann hingegen Freiheitskämpfer?“ Im Bereich des Privatlebens wird an einem Beispiel gezeigt, wie Sprache krank machen kann oder wie Sprache Konflikte entschärfen kann, „nur“ durch die Verwendung einer anderen Formulierung.

Beim Betrachten des Videos war ich etwa ab Minute 53 an unsere Gespräche beim Frühjahresseminar erinnert, die sich um den Begriff des „Schwermutes“ aus dem von Andreas vorgestellten Text entspannen; auch an die „Löffel Suppe – Diskussion“ natürlich (die Christian Rempel in seinen Betrachtungen ja auch schon hervorgehoben hat).

Ganz nebenbei gibt es in dem Video etwa ab Minute 27 auch das Angebot einer kleinen Lebenshilfe für „Alptraumgeplagte“. Manche von diesen Träumen werden ja in Texten thematisiert, um damit besser umgehen zu können. Vielleicht gibt es ja bald ganz neue Texte? Enpassant gibt es etliche Hinweise, wie der Zustand von Inspiration und Kreativität gefördert werden kann. Wer gelegentlich unter Schreibblockaden leidet, erfährt womöglich noch ein paar neue Techniken, die helfen können, diesen Zustand zu verändern.

Ich hoffe, ich konnte Euer Interesse wecken und bin gespannt auf mögliche Reaktionen.

Liane Fehler Onlineredaktion

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Sprache und Denken?

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BR ALPHA – Sendung 8 – Kreativität (mit Vera F. Birkenbihl)

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http://www.youtube.com/watch?v=in3flxryQYg

 

Gerhard Jaeger: „Ein paar Worte zur Erzählzeit“ aus einem Schriftwechsel

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*…”Obwohl, die Sache mit der Erzählzeit ist relativ simpel. In Prosa: Du schreibst auf einer Seite eine Episode, deren Handlung sich über einen Zeitraum von 10 Jahren erstreckt. Das ist high Speed! Will sagen, wenn der Erzählzeitraum 1,5 Jahre betragen würde und Du eine Geschichte schreibst, die 8 Seiten umfasst, dann ist es ja logisch, die nachgestellten Szenen werden langsamer erzählt. Vielleicht wird auf 3 Seiten ein fünfminütiges SICH IN DIE AUGEN SCHAUEN beschrieben, dann lässt der Erzähler sich Zeit. Das Tempo wird gedrosselt. Die Bedeutung der Szene wird durch ­ihre Umfänglichkeit gesteigert. Das Tempo in der Erzählung erfährt einen Wechsel – gutes Stilmittel. Im Gedicht kannst Du mit einem Zeilenbruch Ähnliches forcieren­.”

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Lars Steger: Wörter bezeichnen Weg und Ziel

also ist es schon ein Unterschied, ob ich meiner Freundin eine Bergbesteigung, Wanderung oder einen Spaziergang vorschlage. Und wir sollten uns einig sein, was wir unter dem jeweiligen verstehen. Sonst ist Ärger vorprogrammiert. Auch für mich allein: Denn wenn ich mir vorher klarmache, was es werden soll, wähle ich danach allein schon Verpflegung und Schuhwerk. Deshalb machen „Schubkästen“ manchmal Sinn. Schon mehrfach hatten wir uns solche Schubkästchen in Seminaren vorgenommen – Sonnet, Haiku & Tanka, Adaptionen - mit mehr oder weniger produktivem Erfolg … nun trug Hagen Ludwig von „Nottekunst“ eine neue Aufgabenstellung an uns heran: Im Februar werden sich im Atelier in Wünsdorf-Bücherstadt bildende Künstler zu einem einwöchigen Workshop zum Thema „Collagen“ treffen. Die Ergebnisse sollen dort ausgestellt werden – zur Vernissage oder Finissage wünscht er sich eine Lesung mit Collagen-Texten von uns und vielleicht auch Musik-Collagen. Die Grenzen zur Montage sieht er als fließend an. Am produktivsten für die Diskussion, was literarische Collage bzw. Montage ist, erschienen mir die Definitionen aus dem „Schülerduden Die Literatur“. Collage wird hier erklärt mit: „[[…] französisch „das Leimen, das Ankleben"]: aus der bildenden Kunst in den Bereich der modernen Literatur übertragene Bezeichnung 1. für die Technik der zitierenden Kombination von meist nicht zusammengehörigem vorgefertigtem sprachlichem Material; 2. für die derart entstandenen literarischen Produkte. Zunächst wurde die Bezeichnung Collage meist gleichbedeutend mit der bis dahin üblichen Bezeichnung f. Montage gebraucht. Ende der 60er Jahre setzte sie sich, v. a. für größere literarische Formen, immer mehr durch. Unter dem Einfluss kubistischer Bildcollagen entstanden die ersten literarischen Collagen im Futurismus, Dadaismus und Surrealismus. Die Collage ist oft Teilelement im modernen Roman, z. B. bei J. Joyce („Ulysses", 1922, deutsch „Ulysses", 1927) und A. Döblin („Berlin Alexanderplatz", 1929).“ [Schülerduden Die Literatur. Dudenverlag. Mannheim / Wien / Zürich 1989. 2. überarb. Aufl., S. 92; Hervorhebung d.A:] Noch interessanter finde ich die Erläuterung der Montage: “[[…] französisch, von monier „hinaufbringen, aufstellen" (eigentlich „aufwärtssteigen")]: in der Filmtechnik Bezeichnung für die Verbindung zweier oder mehrerer Einstellungen durch einen Schnitt oder eine Blende. Durch die Montage bekommt jede Einstellung erst ihre eigene Bedeutung im Gesamtzusammenhang der filmischen Aussage, wenn z. B. bei S. M. Eisenstein die Montage bewusst als Ausdrucksmittel eingesetzt wird: Durch die Kollision von Bildern aus unterschiedlichen Wirklichkeitsbereichen (Tötung aufständischer Arbeiter - Schlachtung eines Ochsen im Film „Streik", 1925) wird der Zuschauer schockartig zu der vom Regisseur beabsichtigten Deutung des Geschehens geführt. Dagegen wird besonders in Unterhaltungsfilmen der sogenannte „unsichtbare Schnitt", d. h. der möglichst unauffällige Übergang von einer Einstellung zur anderen, bevorzugt, damit der Fluss der Erzählung nicht durch reflexionsauslösende Bildkombinationen gestört wird. Der Begriff „Montage", aus der Filmtechnik übertragen auf die Literatur, bezeichnet die bewusste Zusammenfügung von sprachlich, stilistisch und auch inhaltlich unterschiedlichen Textteilen. Die Funktionen der Montage sind vielfältig: die Spannbreite reicht von der Erzielung vordergründiger Überraschungseffekte über die ästhetische Provokation (z. B. im Dadaismus) bis zum Versuch in Romanen, die verschiedenen Bereiche und Ebenen der Wirklichkeit unter sich durchsichtig und durchlässig zu machen. Die Montagetechnik findet sich in allen Gattungen der modernen Literatur, in der Lyrik (G. Benn, H. M. Enzensberger), in der Erzählprosa (A. Döblin, „Berlin Alexanderplatz", Roman, 1929), im Drama (P. Weiss, „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats ...", 1964) und im Hörspiel. Bis Mitte der 60er Jahre wurden Montage und Collage etwa synonym verwendet, seither setzte sich zunehmend die Bezeichnung Collage durch.“ [ebenda S. 286f.] Mir scheint der heutige Gebrauch von Collage und Montage mit der aus der Filmgeschichte bekannten Spannbreite des letzteren Begriffs ganz gut abgesteckt. Die Betonung von Bildkollisionen und unterschiedlichem Wirklichkeitsmaterial (wie im Futurismus, Dadaismus und Surrealismus) würde ich heute in jeder anderen als der Filmform eher als Collage bezeichnen. In der Montage dagegen scheint mir die Einheit des Gesamten, der unauffällige Übergang der Einzelteile stärker. Nichtsdestotrotz bleiben fließende Übergänge, die aber schon interessant sind, wenn es um die Wirkungsstrategie des Werkes geht. Beide Begriffe lösen für mich auch z.gr.T. unseren Streit um die Adaption. Viele der unter dieser Aufschrift verpackten Texte können nämlich sehr wohl als Montage oder Collage gelten. Es werden fremde Text-Materialen für ein eigenes Ganzes genutzt – mit, gegen oder zumindest abweichend von Intentionen des Ausgangsmaterials. Eine Gattungsänderung ist hier nicht nötig. Die Beschneidung, Erweiterung, Neuordnung, Umdeutung des Materials dagegen geradezu Konzept. Exkurs I: Wenn dabei der Anspruch besteht einen Dialog mit dem Ursprungsmaterial einzugehen, dieser also in gewisser Weise Thema des Textes ist, scheint es mit nur umso wichtiger, dass dessen Material, soweit es im Text selbst sichtbar ist, als Vorlage erkennbar wird. Exkurs II: Lange habe ich allerdings mit dem Beispiel Georg Büchner gerungen: Der hat seine Vorlagen auch nicht kenntlich gemacht, scheinbar schamlos abgeschrieben - beim „Lenz“ und „Dantons Tod“, bis mir aufging: Das sind nun wirklich Adaptionen – aus (Wissenschaftlichem) Tagebuch bzw. Rede-Protokollen wird literarische Fiktion. Betrachtet man sich unter diesem Blick die letzten GeWa und die Angebote im Sommer-Seminar, finden sich bereits einige Beispiele für Collage bzw. Montage. Christians Texte bieten da sehr verschiedene Umgangsweisen mit den Original-Texten: Zur Essenz verknappend, Gegenentwürfe anbietend, den eigenen Text aus (mehr oder weniger vielen) Motiven entwickelnd. Lianes Vorworte fallen mir ein. Collage pur. Aber es muss auch nicht immer zitiert werden: Mein „Stillleben“ im GeWa 112 würde ich ebenfalls als Collage ansehen. Weil hier verschiedene Wirklichkeitsbereiche gegeneinander gesetzt werden. Das soll dem Leser sehr wohl bewusst werden. Fremdmaterial ist für beide Begriffe nicht Grundvoraussetzung. Eisensteins Bilder entstanden ja auch alle unter seiner Regie für den jeweiligen Film. In diesem Sinne sind viele unserer Texte Collagen, zumindest aber Montagen. Vielleicht kramt ihr mal unter diesem Gesichtspunkt in euren Mappen oder lasst euch anregen, einen solchen Text zu schreiben. Oder vielleicht entsteht einer direkt zu entsprechenden Bildern? Vielleicht schaffen wir sogar gemeinsam einen Werkstattbesuch? Ein Besuch in der Bunker-Bücher-Waldstadt, im Atelier „Nottekunst“ bei Hagen und Sylvi und in der umliegenden Ex- Militär-Brach-Landschaft lohnt sich allemal.

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also ist es schon ein Unterschied, ob ich meiner Freundin eine Bergbesteigung, Wanderung oder einen Spaziergang vorschlage. Und wir sollten uns einig sein, was wir unter dem jeweiligen verstehen. Sonst ist Ärger vorprogrammiert. Auch für mich allein: Denn wenn ich mir vorher klarmache, was es werden soll, wähle ich danach allein schon Verpflegung und Schuhwerk. Deshalb machen „Schubkästen“ manchmal Sinn.

Schon mehrfach hatten wir uns solche Schubkästchen in Seminaren vorgenommen – Sonnet, Haiku & Tanka, Adaptionen – mit mehr oder weniger produktivem Erfolg … nun trug Hagen Ludwig von „Nottekunst“ eine neue Aufgabenstellung an uns heran: Im Februar werden sich im Atelier in Wünsdorf-Bücherstadt bildende Künstler zu einem einwöchigen Workshop zum Thema „Collagen“  treffen. Die Ergebnisse sollen dort ausgestellt werden – zur Vernissage oder Finissage wünscht er sich  eine Lesung mit Collagen-Texten von uns und vielleicht auch Musik-Collagen. Die Grenzen zur Montage sieht er als fließend an.

Am produktivsten für die Diskussion, was literarische Collage bzw. Montage ist, erschienen mir die Definitionen aus dem „Schülerduden Die Literatur“. Collage wird hier erklärt mit: „[[…] französisch „das Leimen, das Ankleben“]: aus der bildenden Kunst in den Bereich der modernen Literatur übertragene Bezeichnung 1. für die Technik der zitierenden Kombination von meist nicht zusammengehörigem vorgefertigtem sprachlichem Material; 2. für die derart entstandenen literarischen Produkte. Zunächst wurde die Bezeichnung Collage meist gleichbedeutend mit der bis dahin üblichen Bezeichnung f. Montage gebraucht. Ende der 60er Jahre setzte sie sich, v. a. für größere literarische Formen, immer mehr durch. Unter dem Einfluss kubistischer Bildcollagen entstanden die ersten literarischen Collagen im Futurismus, Dadaismus und Surrealismus. Die Collage ist oft Teilelement im modernen Roman, z. B. bei J. Joyce („Ulysses“, 1922, deutsch „Ulysses“, 1927) und A. Döblin („Berlin Alexanderplatz“, 1929).“ [Schülerduden Die Literatur. Dudenverlag. Mannheim / Wien / Zürich 1989. 2. überarb. Aufl., S. 92; Hervorhebung d.A:]

Noch interessanter finde ich die Erläuterung der Montage: “[[…] französisch, von monier „hinaufbringen, aufstellen“ (eigentlich „aufwärtssteigen“)]: in der Filmtechnik Bezeichnung für die Verbindung zweier oder mehrerer Einstellungen durch einen Schnitt oder eine Blende. Durch die Montage bekommt jede Einstellung erst ihre eigene Bedeutung im Gesamtzusammenhang der filmischen Aussage, wenn z. B. bei S. M. Eisenstein die Montage bewusst als Ausdrucksmittel eingesetzt wird: Durch die Kollision von Bildern aus unterschiedlichen Wirklichkeitsbereichen (Tötung aufständischer Arbeiter – Schlachtung eines Ochsen im Film „Streik“, 1925) wird der Zuschauer schockartig zu der vom Regisseur beabsichtigten Deutung des Geschehens geführt. Dagegen wird besonders in Unterhaltungsfilmen der sogenannte „unsichtbare Schnitt„, d. h. der möglichst unauffällige Übergang von einer Einstellung zur anderen, bevorzugt, damit der Fluss der Erzählung nicht durch reflexionsauslösende Bildkombinationen gestört wird. Der Begriff „Montage“, aus der Filmtechnik übertragen auf die Literatur, bezeichnet die bewusste Zusammenfügung von sprachlich, stilistisch und auch inhaltlich unterschiedlichen Textteilen. Die Funktionen der Montage sind vielfältig: die Spannbreite reicht von der Erzielung vordergründiger Überraschungseffekte über die ästhetische Provokation (z. B. im Dadaismus) bis zum Versuch in Romanen, die verschiedenen Bereiche und Ebenen der Wirklichkeit unter sich durchsichtig und durchlässig zu machen. Die Montagetechnik findet sich in allen Gattungen der modernen Literatur, in der Lyrik (G. Benn, H. M. Enzensberger), in der Erzählprosa (A. Döblin, „Berlin Alexanderplatz“, Roman, 1929), im Drama (P. Weiss, „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats …“, 1964) und im Hörspiel. Bis Mitte der 60er Jahre wurden Montage und Collage etwa synonym verwendet, seither setzte sich zunehmend die Bezeichnung Collage durch.“ [ebenda S. 286f.]

Mir scheint der heutige Gebrauch von Collage und Montage mit der aus der Filmgeschichte bekannten Spannbreite des letzteren Begriffs ganz gut abgesteckt. Die Betonung von  Bildkollisionen und unterschiedlichem Wirklichkeitsmaterial (wie im Futurismus, Dadaismus und Surrealismus) würde ich heute in jeder anderen als der Filmform eher als Collage bezeichnen. In der Montage dagegen scheint mir die Einheit des Gesamten, der unauffällige Übergang der Einzelteile stärker. Nichtsdestotrotz bleiben fließende Übergänge, die aber schon interessant sind, wenn es um die Wirkungsstrategie des Werkes geht.

Beide Begriffe lösen für mich auch z.gr.T. unseren Streit um die Adaption. Viele der unter dieser Aufschrift verpackten Texte können nämlich sehr wohl als Montage oder Collage gelten. Es werden fremde Text-Materialen für ein eigenes Ganzes genutzt – mit, gegen oder zumindest abweichend von Intentionen des Ausgangsmaterials. Eine Gattungsänderung ist hier nicht nötig. Die Beschneidung, Erweiterung, Neuordnung, Umdeutung des Materials dagegen geradezu Konzept.

Exkurs I: Wenn dabei der Anspruch besteht einen Dialog mit dem Ursprungsmaterial einzugehen, dieser also in gewisser Weise Thema des Textes ist, scheint es mit nur umso wichtiger, dass dessen Material, soweit es im Text selbst sichtbar ist, als Vorlage erkennbar wird.

Exkurs II: Lange habe ich allerdings mit dem Beispiel Georg Büchner gerungen: Der hat seine Vorlagen auch nicht kenntlich gemacht, scheinbar schamlos abgeschrieben – beim „Lenz“ und „Dantons Tod“, bis mir aufging: Das sind nun wirklich Adaptionen – aus (Wissenschaftlichem) Tagebuch bzw. Rede-Protokollen wird literarische Fiktion.

Betrachtet man sich unter diesem Blick die letzten GeWa und die Angebote im Sommer-Seminar, finden sich bereits einige Beispiele für Collage bzw. Montage. Christians Texte bieten da sehr verschiedene Umgangsweisen mit den Original-Texten: Zur Essenz verknappend, Gegenentwürfe anbietend, den eigenen Text aus (mehr oder weniger vielen) Motiven entwickelnd. Lianes Vorworte fallen mir ein. Collage pur. Aber es muss auch nicht immer zitiert werden: Mein „Stillleben“ im GeWa 112 würde ich ebenfalls als Collage ansehen. Weil hier verschiedene Wirklichkeitsbereiche gegeneinander gesetzt werden. Das soll dem Leser sehr wohl bewusst werden. Fremdmaterial ist für beide Begriffe nicht Grundvoraussetzung. Eisensteins Bilder entstanden ja auch alle unter seiner Regie für den jeweiligen Film.

In diesem Sinne sind viele unserer Texte Collagen, zumindest aber Montagen. Vielleicht kramt ihr mal unter diesem Gesichtspunkt in euren Mappen oder lasst euch anregen, einen solchen Text zu schreiben. Oder vielleicht entsteht einer direkt zu entsprechenden Bildern?

Vielleicht schaffen wir sogar gemeinsam einen Werkstattbesuch? Ein Besuch in der Bunker-Bücher-Waldstadt, im Atelier „Nottekunst“ bei Hagen und Sylvi und in der umliegenden Ex- Militär-Brach-Landschaft lohnt sich allemal.


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