Categotry Archives: Foto: sibyll maschler

3

sibyl maschler (Foto und Text): Auf den Spuren einer poetischen Gebärde

Auf den Spuren einer poetischen Gebärde Nun bin ich wieder hier, in Lüttenort, im charmant nachlässig gehaltenen Garten und in den einstigen Räumen von Otto Niemeyer Holstein. Früher war es eine vertraute Landschaft für mich, wie Heimat, heute drängt sich ein Museumspavillion auf. Obwohl mich der Kassenbereich mit seinen Katalogen, Karten und dem Kitsch schon seit Jahren verstört, habe ich mich noch immer nicht an ihn gewöhnen können. In den 80-er Jahren hatte ich eine langjährige, sehr gute Freundin, deren Mutter Malerin war, eine freischaffende Künstlerin. Sie fuhr manchmal den alten Holstein besuchen und malte dann dort oben auf Usedom. So kam es, dass auch ich mich mit der Malerei zu beschäftigen begann. Schon bald entdeckte ich Bücher der Worpsweder Künstlerkolonie. Zunächst verschlang ich die „Briefe und Aufzeichnungen“ von Paula Modersohn-Becker. Über sie stieß ich auf Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Heinrich Vogeler… und die Bildhauerin Clara Westhoff, die spätere Frau Rilkes. Die Kunst dieser Schaffenden reduzierte sich absolut auf das Wesentliche und ist somit vergleichbar mit Lyrik.

by

*

sibyl maschler – Foto: Moorgras in Worpswede

*
Auf den Spuren einer poetischen Gebärde

Nun bin ich wieder hier, in Lüttenort, im charmant nachlässig gehaltenen Garten und in den einstigen Räumen von Otto Niemeyer Holstein. Früher war es eine vertraute Landschaft für mich, wie Heimat, heute drängt sich ein Museumspavillion auf. Obwohl mich der Kassenbereich mit seinen Katalogen, Karten und dem Kitsch schon seit Jahren verstört, habe ich mich noch immer nicht an ihn gewöhnen können. In den 80-er Jahren hatte ich eine langjährige, sehr gute Freundin, deren Mutter Malerin war, eine freischaffende Künstlerin. Sie fuhr manchmal den alten Holstein besuchen und malte dann dort oben auf Usedom. So kam es, dass auch ich mich mit der Malerei zu beschäftigen begann. Schon bald entdeckte ich Bücher der Worpsweder Künstlerkolonie. Zunächst verschlang ich die „Briefe und Aufzeichnungen“ von Paula Modersohn-Becker. Über sie stieß ich auf Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Heinrich Vogeler… und die Bildhauerin Clara Westhoff, die spätere Frau Rilkes. Die Kunst dieser Schaffenden reduzierte sich absolut auf das Wesentliche und ist somit vergleichbar mit Lyrik.

Mein damaliger Freund, aus dem Westteil Berlins, schenkte mir das Buch: „Die ersten Maler von Worpswede“. Ich las und schaute ihre Bilder, weniger mit den Augen als mit dem Herzen. Paula Becker rührte mich so sehr an, dass ich nicht mehr an mich halten konnte. Ich begann mit Lesungen in der Medizinischen Fachschule in Halle, wo ich studierte, las in meinem sogenannten Praktikumsbetrieb, der Poliklinik in Potsdam, aber auch in den Jungen Gemeinden, wo ich zu Hause war. Während ich vorlas und schwärmte, wuchs ich immer mehr in die Worpsweder Landschaft hinein, in das schwarze Moor, die windgebeugten Birkenhaine und all die schlichten, dichten Bilder einer Hochkunst. Gleichzeitig entdeckte ich Rainer Maria Rilke. Er war der erste Biograph der Kolonie. Seine Freundschaft mit H. Vogeler hatte zur Folge, dass eine der poesiefernsten Gegenden Europas von einem Hauch beginnender Weltliteratur gestreift wurde.

In einem Potsdamer Antiquariat, der gegenwärtigen Stiftsbuchhandlung am Bassinplatz, ließ sich ohne Umstände so etwas wie ein Rilke-Abonnement organisieren. Ich musste dort lediglich ein paar frankierte und an mich adressierte Postkarten hinterlegen. Wenn dann im Antiquariat ein Buch meines verehrten Dichters zum Weiterverkauf abgegeben wurde, bekam ich eine meiner Postkarten zurück, fuhr wenig später mit dem Bus Richtung Innenstadt und konnte das Exemplar vorzugsweise kaufen. „Duineser Elegien“ 1948, für 4 Mark. „Gedichte“, mit handschriftlichen Genesungswünschen von Helga, 6 Mark; in drei Bänden für 20 Mark. „Erzählungen und Skizzen“ 1963, 10 Mark, alles aus dem Insel-Verlag. Die Erstausgabe von 1913 „Auguste Rodin“ kostete zwar 35 Mark,  enthält dafür aber die wahrhaft grenzüberschreitende Begegnung gleich zweier Künstler des frühen 20. Jahrhunderts. Interessant sind auch „R.M.R. und das Christentum“ aus dem Heliand-Verlag Lüneburg (1949) oder „Rilke in Frankreich“ vom H. Reichner-Verlag (1944). Jedenfalls verfüge ich über elfenbeinfarbene Schätze, Seite für Seite, manche leicht wie durchscheinendes Pergament, die meisten in braunem Leineneinband, die ich nicht missen möchte.

Im DDR-Buchhandel war 1976 im Aufbau-Verlag ein völlig entgegen gesetztes Buch erschienen: „Rilke-Studien; Zu Werk- und Wirkungsgeschichte“. Als Anlass wurden sowohl der 100. Geburtstag als auch der 50. Todestag des Dichters angegeben. Eine sozialistische, würdelose Interpretation, die Analyse entbehrt jeglichen Respekt.

1989 kam die Wende und wenig später die Entscheidung zu einer ersten Reise nach Westdeutschland. Mein Freund und ich einigten sich schnell auf Bremen und Worpswede. Doch es folgten Tage der Ernüchterung. Die touristisch erschlossene Realität deckte sich keinesfalls mit meinen gesammelten Vorstellungen der Vergangenheit. Ich musste feststellen, dass ich mir eine wundersame, lyrische Imagination erschaffen hatte, die kaum einer Wirklichkeit standhalten konnte. Wenig Moor, dafür viel Mais, Kuchenpfade voller Menschen. Dabei hätte ich meine eigenen Bilder so gern unbeschädigt behalten. Um ein kleines Mitbringsel kam ich dennoch nicht umhin. Ich wählte ein Buch über Fritz Mackensen (Worpsweder Verlag 1990; Hamm und Küster). Ein dreiviertel Jahr später planten wir unseren ersten gemeinsamen Urlaub ins Ausland. Es sollte der Zeitraum Weihnachten 1990 bis Neujahr 1991 sein. Mein Freund bevorzugte in der kalten Jahreszeit den warmen Süden, ich jedoch ein traditionelles Weihnachtsfest mit Christbaum und verschneiten Wäldern. Als ich dann aber mein Vorhaben äußerte, mein Leben lang ab und an mal auf den Spuren Rilkes pilgern zu wollen, kamen wir auf Ägypten. Es wurde ein besonderer Urlaub. An den Stränden und in der Wüste las ich Rilke. Ich erschloss ihn mir in verschiedenen Facetten. Dass er eine Tochter mit Clara Westhoff hatte, war mir bekannt. Übrigens steht das Domizil der beiden nicht mehr als Wallfahrtsort zur Verfügung. Es brannte in den 20-er Jahren symbolträchtig ab. Dass Rilke aber noch ein zweites Kind zeugte, sehr viel später und mit einer guten Freundin, und diese dazu drängte, jenes Kind nicht auszutragen, erfuhr ich erst jetzt.

Gleichsam schälten sich Verse, Briefe, Notizen heraus, die immer und immer wieder nach Wiederholung verlangten. „Die Ansprüche, welche die schwere Arbeit der Liebe an unsere Entwicklung stellt, sind überlebensgroß, und wir sind ihnen, als Anfänger, nicht gewachsen. Wenn wir aber doch aushalten und diese Liebe auf uns nehmen als Last und Lehrzeit…, – so wird ein kleiner Fortschritt und eine Erleichterung denen, die nach uns kommen, vielleicht fühlbar sein; das wäre viel. 1904“  oder „… die gute Ehe ist, in welcher jeder den anderen zum Wächter seiner Einsamkeit bestellt. 1901“

Andererseits kauften wir zum Beispiel Kekse in Ägypten, die nicht nur pappig, sondern auch von Wurmspuren durchsetzt waren. Als wir sie einer Eselin füttern wollten, waren wir plötzlich von Kindern umringt und hatten keine Chance mehr, sie dem Tier hinzustreuen.

In Deutschland spürte ich nach und nach Rilke-Abende auf, Kulturveranstaltungen. Im Jahr 2000 lasen z.B. Ulrike Grote und Matthias Fuchs Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Rilke und Claire Goll. Doppel-CD: „Ich sehne mich sehr nach Deinen blauen Briefen“. Und wahrlich, die Stimmen klingen voll Sehnsucht. Es wird in einem feinen Ton der Weihe dialogisch gelesen, zauberhaft, finde ich. Rilke nannte Claire „Liliane“.

Da ich bald auf die evangelische Zeitschrift „Chrismon“ aufmerksam wurde, fand ich 2005 im Kreuz-plus Musik-Verlag die „Geschichten vom lieben Gott“. Man hört darauf die Stimme einer noch jungen Martina Gedeck. Ich mag diese Schauspielerin, nicht zuletzt durch ihre Rollen in „Nachtzug nach Lissabon“ oder „Die Auslöschung“ mit Klaus Maria Brandauer. Martina Gedeck liest Rilkes Geschichten sehr wohl temperiert, einladend, fast gütig. Ebenfalls 2005 erschienen im Audiobuch-Verlag vier Liebesgeschichten, gelesen von Wolf Frass, die jedoch nicht ganz so brillieren. Wirklich gelungene Hervorbringungen sind auch die vier Rilke-Projekt-CDs der Komponisten Schönherz und Fleer. Einigen Interpreten vermögen einen spinn´netzfeinen Traum zu weben. Die anschließende Vermarktung, beispielsweise im Berliner Temporom, erlebte ich jedoch künstlich überladen, fast süßlich und vernebelt. Naja, ich möchte meine Sammlung keinesfalls vollends aufzählen. Wer sich übrigens Hörbücher ausleihen möchte, kann sich gern bei mir melden. Ich würde sie dann zum nächsten Seminar mitbringen. Und falls jemand den Schauspieler Oskar Werner mag, so möchte ich die von ihm eingespielte Doppel-CD auch gern verschenken. Obwohl in sympathisch-österreichischer Mundart gelesen, entspricht die laute, kraftvolle Darbietung von „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ leider gar nicht meinem Geschmack.

Zwischenzeitlich rundete ich mein Wissen durch Reisen nach Paris, München, Spanien und nach Schweden, einem Land von fast schmerzlich grün-blauer Klarheit. Orte, die Rilke aufsuchte und mit seinem Atem durchdrang.

Zu den Hör-CDs seien abschließend lediglich die fast 500 Minuten und somit sechs CDs erwähnt, die benötigt werden, um die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge zu lesen. Zur Erläuterung des Inhalts möchte ich ein kurzes Zitat des Hörmedia-Verlages einstreuen: „Die Aufzeichnungen in seinem Tagebuch offenbaren die Seele eines zerrütteten jungen Mannes, der im Schreiben Zuflucht vor der Wirklichkeit sucht. In seinem einzigen Roman verarbeitet Rilke fulminant die Begegnung mit der Moderne und wendet sich radikal und auf sprachlich eindrucksvolle Weise der Welt menschlicher Erfahrung zu.“  Der Sprecher, Patrick Imhof, liest mit angenehmem Gleichmaß, mit stimmlich ausgewogenen Höhen und Tiefen, so dass der Phantasie der Zuhörenden noch genügend Freiraum für Eigenes bleibt. Er liest mit angepasst wechselndem Tempo. Ich werde nicht müde, die CDs immer mal wieder zu hören, lese aber ebenso gern in meinem guten, alten Buch aus dem Jahre 1958.

Man kann Rilke aber auch auf verschiedenen Kirchentagen begegnen. So hörten wir erst vor einigen Wochen eine Auswahl aus dem „Stunden-Buch“ auf dem Stuttgarter Kirchentag. Der Professor, Theologe und Schriftsteller M. S. Burrows inszenierte poetisch-musikalisch ganz hervorragend mit Prof. Dr. G. Fermor. Mein eigenes Stunden-Buch ist übrigens ein wundervoller Druck in altdeutscher Schrift (1927). Ich stöbere nun mit einem neuen Hintergrund darin.

Während des Bremer Kirchentages 2009 fuhr ich ein weiteres Mal Richtung Worpswede hinaus. Eine ortsansässige Bekannte führte mich, entlang der vielarmigen Wumme, nach Fischerhude, einem Landstrich, welcher der komplette Gegenentwurf des heutigen Worpswedes ist. So wurde ich wieder versöhnt mit dem geliebten, kargen, nördlichen Landstrich, fand Ursprünglichkeit, bemoosten Strohdächer und grasende Tiere.

Langfristig hoffe ich auf politisch befriedete Zeiten in Russland, insbesondere für die Menschen, die dort leben. Denn dann werde ich noch auf der Wolga reisen und das Land ringsum schauen. Und natürlich dürfen die letzten Lebensstationen Rilkes nicht fehlen: Duino bei Triest und der Schweizer Kanton Wallis.

Und was schrieb Rilke eigentlich zur Kunst? „Kunst ist das Mittel Einzelner, Einsamer, sich selbst zu erfüllen. … Wisset denn, daß der Künstler für sich schafft – einzig für sich… Er hat im Innern nicht Raum für seine Vergangenheit, darum gibt er ihr in Werken ein losgelöstes, eigenmächtiges Dasein. Aber nur weil er keine andere Materie weiß als die eurer Welt, stellt er sie in eure Tage. Sie sind nicht für euch. Rühret nicht daran, und habet Ehrfurcht vor ihnen. Tb, S. 35, Mai 1898“

0

sibyll maschler: Die Frau und der Hemul

Die Frau und der Hemul Diese Geschichte beginnt an einem schmalen Landstrich, der zwischen den flach ansteigenden Hügeln, Bergen und Tälern im Osten und den weiten Ebenen des Westens lag. Dieses Land bildete eine Schnittstelle, eine Grenzregion. Die sich westlich erstreckenden Ländereien ...

by

sm IMG_5565

Die Frau und der Hemul

Diese Geschichte beginnt an einem schmalen Landstrich, der zwischen den flach ansteigenden Hügeln, Bergen und Tälern im Osten und den weiten Ebenen des Westens lag. Dieses Land bildete eine Schnittstelle, eine Grenzregion. Die sich westlich erstreckenden Ländereien waren flaches, regloses Brachland, aber die sich östlich ausdehnende Landschaft bewegte sich sanft. Sie atmete in stetem Gleichmaß. Zwar blieben die Hügel, Wiesen und Wälder an ihren Orten, doch hoben und senkten sie sich in gleichmäßigem Rhythmus um etwa einen Fuß. So konnten deren Bewohner ohne Straucheln durch die Landschaft streifen. Jeder Schritt war achtsam. Das Quellwasser schien zu raunen: ´Komm, erfrische dich, trink´. Der Fluss lud zum Baden ein, zum Eintauchen und Fließen an neue Ufer. Vögel erfüllten Bäume und Himmel mit ihrem Gezwitscher und Gesang. Rotkehlchen und Amseln flogen von Grün zu Grün, Lerchen den Wolkenbildern entgegen. Pfauenaugen und Zitronenfalter verbreiteten ringsum Farben und Leichtigkeit. Alles fühlte sich lebendig an, floss warm und weich und stupste vorsichtig das Nächste an. Die Bewohner des Ostens waren wach und sich selber gewahr.

Im Westen dagegen herrschte der Hemul über das Land. Er war unförmig, groß und ausgebeult, gleich riesigen Kartoffelsäcken, die als Masse waberten. Der Hemul war so gewaltig angeschwollen und ausgewuchert, dass das Land unter ihm zu atmen aufgegeben hatte. Es gab zwar hier und da bizarre Gebilde, aber der Hemul hatte sie alle einzeln konserviert. Wundersame Parkanlagen waren mit Klarlack überzogen, kleine Schlösser mit flüssigem Harz. Skulpturen hatte der Hemul mit schweren Holzplatten eingehaust, Papyrusrollen mit Asche beschmiert und Gespräche in Gläser eingeweckt. Der Hemul goss große, schleimgefüllte Eimer über die Ebenen, so dass alle Vorzeit erstarrte. Es war seine Aufgabe, die vergangene Zeit stillzulegen. So gewann er an Macht und vor allem an Gewicht.

Allein das schmale Stück Land und seine unschätzbare Bewohnerin verhinderten, dass der Hemul auf die atmende Seite übergreifen konnte. Denn eine Frau bewohnte diese Knautschzone, diesen Puffer zwischen der Vergangenheit und dem, was ist. Ihr Haar war schulterlang und meist ein wenig zerzaust. Sie trug lange Kleider aus Leinen, blau, beige, weinrot, fast immer einfarbig. Flache, leichte Schuhe ermöglichten ihr einen guten Kontakt mit dem Boden. Es wurde gesagt, die Frau beherberge in ihrer Hütte etwas Blinkendes, Tanzendes, aber keiner wusste, was es wirklich war. Und geflüstert wurde, dass die Frau insgeheim immer wieder einmal versuchen würde, dem Hemul etwas Land abzutrotzen. Dieses Getuschel war dem Hemul nicht verborgen geblieben. Seither war er bemüht, seiner anhaltenden Müdigkeit mit längerem Herumwälzen etwas entgegen zu wirken.

Eines Tages, als sich der Hemul wieder einmal scheinbar satt und träge auf der Ebene ausgebreitet hatte, legte die Frau ihren Pflug an und versuchte in des Hemuls Reich vorsichtig einzudringen. Doch darauf hatte der Hemul nur gewartet. Es kam zu einem heftigen Durcheinander und lautstarkem Streit. Plötzlich ergriff der Hemul einen kleinen, aber sehr kantigen Stein und schleuderte ihn der Frau mitten ins Gesicht. In diesem Moment wurde es dunkel um sie. Die Frau erblindete. Und es breitete sich ein großer Schmerz aus. Unsicheren Schrittes, fast tastend, ging sie in ihre Hütte zurück. Doch nach kurzem Verweilen nahm sie mit festem Griff ihr Zauberschwert, ließ sich von diesem nach draußen führen und erstach den Hemul mit einem Hieb. Gelber Schlamm, mächtige Steine, graugrüner Morast und vieles mehr erbrachen sich über dem Land. Ätzender Gestank breitete sich aus. Es roch nach Schweiß, Blut und Metall, es gluckste und gurgelte und waberte zähflüssig.

Aber irgendwann war die ganze Masse des Hemuls im Boden versickert, der Geruch verzogen und seine nachhallenden Schreie verstummt. Der Nebel verzog sich. Am Himmel konnte es licht werden.

Offen blieb, ob die Frau einen Weg ebnete zwischen dem flachen Land des Westens und den Hügeln, Quellen und Bergen des Ostens. Würde das Dunkle, das Vergangene sich abermals sammeln und zusammenrotten können? Oder wären gar die bunten Wiesen und bewegten Wälder in der Lage den Westen zu befruchten?

Foto und Text von sibyll maschler – Januar 2015

0

sibyll maschler: EinSatz-Gedichte

EinSatz-Gedichte für Pater Reinhard - Ich Ich höre Ich höre im Kloster Ich höre im Kloster auf ...

by

Foto: von Sibyll Maschler

*

EinSatz-Gedichte

*

– für Pater Reinhard –

*

Ich
Ich höre
Ich höre im Kloster
Ich höre im Kloster auf
Ich höre im Kloster auf weisende Wahrheit

*

Nacht
Die Nacht ist
vorgedrungen
zum Denken
und Erfüllen

*

Im Schweigen
Im Schweigen bleiben
Im Schweigen bleiben wir
Im Schweigen bleiben wir einander Geheimnis

*

Selbst
Selbst im dichtesten Wald
bleibt in den Wipfeln
Freiraum
zum Himmel

sibyll maschler: Lyrik und Fotos – Dezember 2014
Erstveröffentlichung des Textes hier im Blog am 11. Dezember 2014.

0

sibyll maschler: Zeiten der Dürre

Zeiten der Dürre des Wartens und der Suche gebären Klarheit

by

Sibyll Maschler Foto: Zeiten der Dürre

*

*

Zeiten der Dürre

des Wartens und der Suche
gebären Klarheit
*
*
Lyrik und Foto von sibyll maschler
*
*
Erstveröffentlichung des Textes hier im Blog am 10. Dezember 2013.
0

sibyll maschler: Echolot

Echolot Worte zögernd abgewogen zwischen Äpfeln und Brot geschnitten zermalmt geschluckt Worte manchmal aufgescheucht wie Vögel ...

by

Foto: von Sibyll Maschler

Foto: von Sibyll Maschler

…………Echolot

Worte
zögernd abgewogen
zwischen Äpfeln und Brot
geschnitten zermalmt geschluckt
Worte manchmal aufgescheucht
wie Vögel
durch helles Lachen
Blicke wechseln Stimmen
im Gewirr
zugeweht
gleich einer Brise
am Straßenrand
ausgelotet
im Gewölbe lauschen
ruht dunkel Leben
in Zwischenräumen
rinnt Wasser tropft hallt wider
danach endlich stufenweiser Aufstieg
im Sonnenlicht schmilzt Reif
unter den Schritten
Stöcke und Steine
im Tal
offenes Glas

Februar 2015
Lyrik und Foto von sibyll maschler

0

sibyll maschler: Alte Vogelskulptur

Alte Vogelskulptur Auf den zweiten Blick fehlen die Spitzen die Enden das Ruder um den Flug zu lenken das Zerbrechliche ...

by

Foto Skulptur von Sibyll Maschler.

*

Alte Vogelskulptur

Auf den zweiten Blick
fehlen die Spitzen
die Enden
das Ruder
um den Flug zu lenken
das Zerbrechliche
gebrochen
was bleibt
ist der Blick
in den Himmel
die Stimme
der Schrei
vom Grunde hinauf

sibyll maschler Text und Foto – 30. Mai 2014

0

sibyll maschler: Abbitte

Wende deinen Blick von mir dann lass meine Hände los unsre Lieder verstummen erhebe deine Schwingen Lieber, fliege endlich fort und nimm deine Seele mit

by

Gewässer Foto von sibyll maschler

*

Wende deinen Blick von mir
dann lass meine Hände los
unsre Lieder verstummen
erhebe deine Schwingen
Lieber, fliege endlich fort
und nimm deine Seele mit

sibyll maschler: Lyrik und Foto – Juli 2014

0

Ein kurzes Porträt: sibyll j. maschler

by

*

*

Mein Name ist Sibyll J. Maschler und mein Jahrgang 1965. Ich bin Audiologie-Phoniatrie-Assistentin, Dipl.-Sozialarbeiterin, Logopädin und Klavierstimmerin sowie Mutter eines wunderbaren Sohnes und einer bezaubernden Tochter.

Es steht geschrieben: `Am Anfang war das Wort. ´, aber für mich könnte es auch heißen: `Am Anfang war das Hören. ´  Ich mag das Wort ebenso wie die Stille, die Sprache genauso wie das Schweigen.

Meine Lieblingsautoren sind Rainer Maria Rilke, Khalil Gibran und Marcel Proust.

Früher hörte ich gern die Beatles, Pink Floyd und Genesis, später André Heller, Leonard Cohen und Astor Piazzolla. Klassik blieb immer. Inzwischen ist die Zeit für Jazz und eigenes Musizieren heran gereift.

Gern würde ich in Skandinavien leben, wären da nicht meine Familie, Freundinnen und Freunde und unsere wundervolle Sprache.

Meinen Unterhalt verdiene ich in einer Wohnstätte für suchtkranke Menschen in Potsdam.

Foto: G.K.
1

sibyll maschler: Haiku Trilogie

Haiku Trilogie von sibyll maschler Aus dem Licht fallen hinein in einen Schatten reichst du mir die Hand ...

by

*
Haiku Trilogie
…..von
sibyll maschler

*
*
* Aus dem Licht fallen
   hinein in einen Schatten
   reichst du mir die Hand

*
*Die Schattenkinder
  wirbeln mit dem Wind hinauf
  mitten in das Licht
*
*
*Die Sonnenkinder
 ziehn am Horizont entlang
 bis ins Schattenland
*
*

sibyll maschler: Texte und Fotos
(Layout – vertikal)

0

Senta Annemarie Krumnauer-Lieb: Roter Mohn

Wie lange musste ich warten, auf Dich, du roter Mohn. Nun blühst du in meinem Garten, ein paar Tage schon. Ein zauberhaftes Leuchten umhüllt dein Blüten Kleid,

by

Mohnblumen-sibyll-maschler

*

*

Foto: sibyll maschler

*

Wie lange musste ich warten,
auf Dich, du roter Mohn.
Nun blühst du in meinem Garten,
ein paar Tage schon.

Ein zauberhaftes Leuchten
umhüllt dein Blüten Kleid,
so kannst du Herzen erreichen,
die noch zum Träumen bereit.


1 2 3 4