Categotry Archives: Lars Steger
Lars Steger: Mein Drama – eine Nachdichtung
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Mein Drama
In Russland war ich Deutscher und Ganz
Und in Deutschland russischer Iwan
Hier wie dort ist mein Schicksal Ausländer-Sein
Ich bin nicht Johann und bin nicht Iwan
Ich bin nicht deutsch, aber ich, und nicht russisch
Zwei Kulturen habe ich
Schweigend sitzen alte Frauen auf der Bank
So schmückt mich das Leben
Ich lebe immer in Unfreiheit
Und die Seele glüht in der Asche
Doch ich bin nicht die meines Schicksals
Ich bin durch die Sklaverei Herr der Erde
Beherbergt von „Mutter Deutschland“
Zerhackt I C H zu Hälften
Das ist jetzt mein Drama
Ich bin nicht Johann und bin nicht Iwan
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„Mein Drama“ ist die Nachdichtung eines Textes von Jochen Hartung und wurde von Lars Steger ins Deutsche übertragen.
Lars Steger: abendbrandlöcher
abendbrandlöcher in grauen teppichwolken fremde reden stumm*
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abendbrandlöcher
in grauen teppichwolken
fremde reden stumm
Lars Steger: krumme wege nachts
krumme wege nachts das ufer lag im nebel heut erst seh ich uns
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krumme wege nachts
das ufer lag im nebel
heut erst seh ich uns
fast brandbraun
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fast brandbraun verblüht
sonnenblumen im regen
das herbstmorgenfeld
Lars Steger
Lars Steger: die nackte erde
die nackte erde geliebtes hartes lager beim lesen für euch*
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die nackte erde
geliebtes hartes lager
beim lesen für euch
Lars Steger: stille steht am see
stille steht am see das letzte boot fest vertaut kranichrufe fern*
stille steht am see
das letzte boot fest vertaut
kranichrufe fern
Lars Steger: die stille zerdröhnt
die stille zerdröhnt nachts hör ich die autobahn wie eine säge*
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die stille zerdröhnt
nachts hör ich die autobahn
wie eine säge
Lars Steger: nach dem zweiten glas
nach dem zweiten glas schon will ich mit dir hier still zum see laufen nachts*
nach dem zweiten glas
schon will ich mit dir hier still
zum see laufen nachts
Lars Steger: Haikus
still steh’n laternen doch die baumschatten schwimmen nebel zieht uns zu plötzlich lebten wir in einem novemberland freien leeren blicks dieselbe sonne unbekanntes licht beim abschied brennt uns noch immer sternenstill die zeit ziehn sehn, auf briefkästen nachts Gedichte schreiben asche und feuer wenn nur unsere worte noch warten im wind der mond ist im see nicht sichel, nur ein schillern die schatten schwimmen unterm wolkenbrand herauf ziehen die wetter hörst du gerede an der landstraße die kraniche fliegen auf wenn du für sie hältststill steh’n laternen
doch die baumschatten schwimmen
nebel zieht uns zu
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plötzlich lebten wir
in einem novemberland
freien leeren blicks
dieselbe sonne
unbekanntes licht beim abschied
brennt uns noch immer
sternenstill die zeit
ziehn sehn, auf briefkästen nachts
Gedichte schreiben
asche und feuer
wenn nur unsere worte
noch warten im wind
der mond ist im see
nicht sichel, nur ein schillern
die schatten schwimmen
unterm wolkenbrand
herauf ziehen die wetter
hörst du gerede
an der landstraße
die kraniche fliegen auf
wenn du für sie hältst
