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Viva la vida 7 (Lied)
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Musik, Komposition und Darbietung: Gerhard Jaeger
Text: Liane Fehler.
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Musik, Komposition und Darbietung: Gerhard Jaeger
Text: Liane Fehler.
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Text, Musik, Komposition und Gesang: Gerhard Jaeger
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Anthologie unDichternebel: 2001 – 2015.
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Löwenzahn
Immerzu muss ich warten
Das Goldei flirrt im Tiefblau
Wäscheinseln im Gras
Immerzu muss ich warten
Handtücher um braungebirgige Schultern
Haut im Tortenspeck
Immerzu warten, hier
kommt gar nichts
weg, ich steige
von Maisprossen hoch
zum Septembersteg, aber
warten muss ich immerzu
im Katzenfell des Sommers
kraulen und bürsten
Trockenheit, Wind
den Haaren aus, aber
warten muss ich
kreuzen mit bauchigen Segeln
Badegeschrei splittert
ins Himmelsauge
der Apfel
einmal wird er stichig
einmal stehle ich
mich vom Platz
dann habe ich genug
vom ewigen Frühling
dem Warten
immerzu
2011
Ode an ein hartes Wesen
Die Wortfeile
möchte ich setzen
Dir ans stählerne Ohr
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Vielleicht fallen*
ein paar Späne*
in die Muschel*
vielleicht gäbe es dann*
ein wenig*
Gekuschel
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
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lebt in Berlin
1948 in Prenzlauer Berg geboren, nach dem Abitur zunächst Maschinenbau studiert,
1975 – 1978 Studium Literatur und Kunst in Leipzig
danach Arbeit an Bildern und Gedichten
Publikationen im Verlag „Neues Leben“ in Zeitschriften und Zeitungen
Literaturkritiken u.a. in “Sinn und Form“
Studienaufenthalte 1982 Ukraine Erdgastrasse im Raum Ivanow Frankowsk, 1994 Griechenland Kreta, 1998 Italien Toskana, 2002 und 2007 Sizilien, 2010 Kuba
Ausstellungen im Zeitraum von 1982 bis 2012 verschiedene Ausstellungen,
in letzter Zeit 2004 Berlin Fa. Springer, 2005 bis 2007 Berlin in Arztpraxen, Kneipen, 2010, 2011 und 2012 im MGH König Wusterhausen seit 2007 Verkaufsausstellung im Naturkosmetikladen „Lotte“ Prenzlauer Berg.
Auszug aus einem Briefwechsel
Guten Morgen und einen erfolgreichen Tag, lieber Oke.
Vielen Dank für die Glückwünsche. Man muss ja nicht nachrechnen, wie viele Weihnachtsbäume man noch schmücken wird nach hinten raus und bis zur seligen Auffahrt. Ohne das lebt es sich lustiger. Ich habe Deine Gedichte gelesen und versucht ihnen näher zu kommen. Dabei sind mir Schlüsselwörter aufgefallen, die für die Erschließung des Textes wichtig sind. Da konnte ich nicht anders, musste Hand anlegen, als Maler und Poet. Habe mir aus Deinem Text eine Lesart gepinselt. Nee, nee, wissenschaftlich ist das nicht und ob es Gültigkeit besitzt, müsste der Leser/Hörer entscheiden. Aber: Es ist meinem Sprachempfinden geschuldet und meinem Hang nach (Sinn)Bildern zu suchen. Auch ein Gedicht hat Bildebenen. So rücke ich mir Worte in den Vordergrund (an den Zeilenanfang, in ein Reimschema, oder in die Pointe) denen ich eine tragende Funktion aufbürde. In die Mittelebene gehören Zeichen, Metaphern, Symbole. Damit können die Verben auf dem Wege zum Sinnigen reisen. Den Texthintergrund erhellen die Stimmung, Klang, Rhythmik, Farbe, Licht, Befindlichkeit. So ist der Schreibanlass geborgen im bildhaften (Sprach)Raum. Wenn’s funktioniert, ist man im Bild. Das sind dann die klarsten Stunden….
Danke für die Texte. Wann bekomme ich mehr Herr Mime?
Herzliche Grüße
An Euch und alle Poeten
Gerhard
l’ amor
Bretagne 2013
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endgültig, sagt sie
dreht sich und blickt
endgültig, sagt er
dreht sich und blickt
zum Meer
endgültig, denkt er
hört keine Stimme
endgültig sein Schatten
am Strand
Endgültig allein
mit all dem
Sand
brandige Abende
feucht das Fell
Schmeichelkater
neblige Erwartungen
Gardinen um meine Stirn
Apfelaroma huscht vorbei
rotbackig
Kleider des Sommers
im Spätsein September
Licht geht und kommt
will Schatten werfen
ein Augenzwinkern
bevor Sonne ertrinkt
in einem Glühen
brennend
als wäre es
mein
(Tregastel Sommer 2013 sie kocht nie das was ich essen will Zicke)
ruft der Alte
sie zuckt nicht
nur die Möwe schreit
der Magen gluckst
das Meer gluckst
und geht wie sein Atem
Wasser nimmt es und
spuckt es
aus
ruft der Alte
gleich geht die Sonne unter
Kiesel rollen
hart wie rohe Kartoffeln
Wolken schwimmen
wie Eierschaum zart
der Himmel färbt sich hummerrot
leer Teller auf dem Tisch
versalzen die See, der Kiesel, das Sein
es ist traurig, es ist fies
es gibt Gries
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
Was macht im Leben Sinn:
Gut, lieb oder schön –?
Na ja
Sinnvoll ist auch
einander
zu verstehen
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Foto: Spielfigur
http://quarknet.de/sonstige-spiele.php
Es macht Spaß die Gedichte und Texte von Liane Fehler zu lesen. Die vorliegende Auswahl ihrer Arbeiten umfasst 35 Texte. Schon vorweg lässt sich sagen, hier schreibt eine junge Frau, zu deren Handwerk und Ausdruckskraft eine oft humorvolle Poetik in lyrischen Bildern gehört.
Dabei greift sie auf originelle Weise auch auf eine Metaphorik aus dem Türkisch- Orientalen zurück, verwendet geschickt mythologische Begriffe. So beispielsweise im Gedicht “Auferstehung klemmt“, in dem Phönix, Goliath und die Meduse auftauchen. Da gibt es das Gedicht mit dem Titel “Arabeske“ in dem gesagt wird:
Arabeske
heißt mein wildes Pferd
es trug mich im Teufelsritt
durch den Frühling
in den Sommer
bis zu dieser Nacht
gelange durch die Gärten
„de Aranjuez“
auf die Mondsichel
weiches Licht fließt
auch auf die
allein träumenden
über die traurigen, großen Kinder
die erwachsen tun …..
Auf schwebt ein Aroma des Fremdseins, des Märchenhaften. Man ist unterschwellig an Geschichten aus 1000&1 Nacht oder an den Zauber der Alhambra erinnert. Sicher kommt der Autorin beim Aufspüren solcher Szenen zu Gute, dass sie sich im Vorfeld mit dem Nachdichten von Lyrik und Liedern dichtender Sängerinnen aus dem Gebiet des vorderen Orients –( eine Reise durch 300 Jahre), befasst hat.
Asche und Sand…Phönix…nehm ich die Flügel…schweb für Momente…Flügelschuh…alle Gedanken fliegen auf…als Gestirne die eigene Bahn ziehen…ich schwebe für Momente…Die Kette der Zitate aus unterschiedlichen Zeilen und Gedichten von Liane Fehler ließe sich mühelos weiter führe. Flügel und fliegen, haben wir eventuell auch solche Wünsche?
Vielleicht ist es das, was einem beim Lesen erreicht, vielleicht aber auch die Rhythmik einiger ihrer Texte. Gut, in den Nachdichtungen jener Sängerinnen des Orients erklang zwangsläufig melodisches. Das ist erfasst worden und ins eigene Dichten integriert. Aufgefallen sind mir die liedhaften Gedichte, Viva la Vita, Minuten rieseln, Dideldum und der Schattenengel. Ja, “SCHATTENENGEL“ (flügellahm flügelschwer) müssen sich erheben. Schattenengel fliegen.
Liedhaftigkeit und Sprachphantasie haften dem Text an. Vielleicht ist das Wort: SCHATTENENGEL nicht neu, hier aber ist es eine Herausforderung, die vielfach aufgreifbar ist. Liane Fehler ist wählerisch, wenn es um die Wahl der Worte geht. Es fallen ihr schlicht –schöne Dinge ein: Novemberherz, kaltblau, nachtblau, das Orakel der Welt, sattle den Frosch….
…sattle den Frosch, dieses Gedicht verdient hervorgehoben zu werden.
Sattle den Frosch
hab meine Erwartungen
verfüttert am Teich
werfe auch
die nicht gesagten Worte
hinterher
Tränenblick
presst die Ohnmacht
aus dem Körper
suche ein Vehikel
für mein ICH
will fort
sattle den Frosch
und hüpfe
von dannen
Tränenblick, Ohnmacht, verfütterte Erwartungen, ach welch Seelenschmerz, dann aber eine so selbstironische Wendung, liebenswerte Bescheidenheit und humorvolle Abkehr. An dieser Stelle ist alles gesagt.
Man findet bei der Autorin interessante Ansätze im Spiel mit Inhalt und Form. Im Text Ellipse geht das gut. Die Textsammlung lässt einen Reifeprozess erkennen. Wenn anfänglich Textschwächen auffallen, so verblassen diese in den neueren Gedichten.
Was nun macht diese Textschwächen aus? Texte wie Phönix oder Seebrücke Lubmin könnten auch Kurzprosa sein. Ein prosaischer Satzbau ist den Strophen nicht sonderlich dienlich. Fragwürdig erscheinen mir auch jene Texte, in denen Liane Fehler binsenweise Sinnsprüche und Lebensweisheiten einbaut. Im Tanz auf dem Grab heißt es: Gebet um Erlösung und Kraft/ zum Weiterleben. Ähnlich verrieselt das End des Textes Seebrücke Lubmin: …ich danke der Kraft, die dies erschaffen hat. Da wird das Bild verlassen und kommentiert. Schade, denn in den Anfängen dieser Texte war Bildhaftes und Licht. Auch das Gedicht Orakel der Welt leidet an dem Misstrauen der zuvor geschaffenen Bildhaftigkeit. Mich stören denn auch solche Zeilen…Momente lang den Sinn sehen…ja welchen denn? Eine nebulöse Floskel über die man stolpert, so wie man einem schönen Menschen nicht verfällt, wenn man nicht mehr über sein Aussehen erfährt als: schön.
Aber Liane Fehlers Texte sind durchweg ehrlich, schlicht und immer ums Hoffen bemüht. Verwundert es da, dass sich dem Fliegen das Tänzchen zugesellt?
Wir tanzen in Texten: Tanz auf dem Grab, Viva la Vita, Novemberherz und oft steigt auch der Mond aus den Zeilen der Autorin. Sinnbildhaftes das genauso den Kosmos herruft. Das Grosse, welches über uns sein könnte oder ist, wird besungen, oder angerufen. Stilistische Schwachpunkte einiger Gedichte werden manchmal vom Thematischen überrumpelt. Sinnlichkeit wird in vielen Strophen konkret und es sei mir gestattet dem Ende zu aus zu atmen mit dem Text von Liane Fehler:
Ausatmen
will diese Liebe
rausschreien
ausatmen
dass der Wind sie trägt
der sie mir brachte
und der Mond
sein Komplize
scheinheilig
leuchtet er wieder
und lacht
…lacht manchmal auch aus Spaß am Lesen, am Lesen solcher Gedichte. Mal sehen, was Liane Fehler noch dichten wird darauf freuen darf man sich sicher.
Gerhard Jaeger
Im August 2013