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Filmkritik

Das Kino ist rammelvoll, wo seit Weihnachten der Til Schweiger Film

„Honig im Kopf“ läuft. Schon die 14 Uhr Vorstellung ist fast ausverkauft. Natürlich gibt es auch da erst mal Werbung und dann das Logo Warner Bros., dass man denkt, man ist im falschen Film, der ja eigentlich ein deutscher sein sollte.

Eigentlich dreht sich der Film nur um eine Vierpersonenfamilie, in der der Opa (Dieter Hallervorden) Alzheimer vom Feinsten hat. Der Til Schweiger gibt den Sohn dieses Opas und Jeanette Hain seine Frau. Die eigentliche Hauptperson neben dem Opa ist allerdings die im Film elfjährige Enkelin, die Tiltochter Emma spielt.

Da der Opa so ziemlich alle Register eines Alzheimerkranken zieht, vom Wohnungsbrand bis hin zur geschmissenen Sommerparty, weil er da gleich mal das Feuerwerk auslöst und die Szene in einen Kriegs­schauplatz verwandelt, wofür die Schwiegertochter anfangs wenig Verständnis zeigt, aber sich so nach und nach hineinfindet, liegt es nahe, dass er weniger bei den Erwachsenen, als vielmehr bei der Enkeltochter Anklang und Verständnis findet. Das mag die tiefere Wahrheit sein, dass Kinder viel unkomplizierter mit solchen Gebrechen umzugehen verstehen und eine eigentliche Zuwendung zu diesen Ältesten eben nur von den Jüngsten zu erwarten steht. Wie das jeweilige Chaos, das natürlich Kinder auch nicht im Griff hätten, dann immer wieder beseitigt wird, davon schweigt der Schweigerfilm natürlich und man muss wohl auch einräumen, dass so viel Capriziosität mit derartigen Sachschäden auch nur Wohlsituierte überstehen können.

All die Schäden in Form demolierter Wohnungseinrichtung oder zerfah­rener Autos wird natürlich, so das Kalkül des erfolgreichsten deutschen Filmemachers, durch die Geld­schwem­me in die Kinokassen mit Leichtigkeit ausgeglichen. Der Zuschauer hat also immerhin etwas für’s Auge, gerade als Opa und Enkelin eine malerische Reise nach Venedig antreten, die nicht ohne abenteuerliche Zwischenfälle abgeht.. Da begegnen den beiden immer wieder Menschen, die ihnen weiterhelfen, die Verständnis dafür haben, dass sich ein Opa, der derart von der Rolle ist, im normalen Leben bewegt. Auch das mag der Traumfabrik geschuldet sein, wie auch die Tatsache, dass das entfleuchte Duo Opa-Enkeltochter im gleichen Nobelhotel und unmittelbar den suchenden Eltern benachbart Quartier nimmt. Man hat solche etwas abgegriffenen Kniffe schon gern, denn man ist ja schließlich im Kino.

Es kommt aber auch echte Rührung auf, als Emma, mal wieder auf der Suche nach verlaufenen Großvater, sich in die Fluten des Lido stürzt, zu ihm schwimmt, und gerade das der Moment ist, wo er selbst seine Prinzessin nicht mehr erkennt.

 Bis dahin konnte man staunen, auch ein bisschen lachen und dann kommen auch noch die Tränen der Rührung, kann man denn mehr im Kino erwarten?

Christian Rempel im Waltersdorfe
11.1.2015