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Vierecke – magisch – bestimmen mein Sein,
lassen mich sehen und sperren mich doch ein,
machen mich ängstlich, einsam und klein.
Vierecke lassen mich die ganze Welt sehen,
mit meinen Gedanken auf Reisen gehen,
doch den Körper in Gefangenschaft vergehen.
Vierecke lassen mich die Sinne begießen,
betäubte Sinne aus mir heraus fließen,
mein Ich dahinter im Dunkeln verschließen.
Vierecke, versperrt mit Holz und Scheiben,
zerbrechliches Glas zwingt mich, drinnen zu bleiben,
dem Stillstand statt dem Leben zu verschreiben.
Vierecke, vor denen ich sitze und stehe,
hinter denen ich Licht und Freiheit sehe,
durch die ich doch nicht aufs Leben zu gehe.
Vierecke, die mir Freiheit vorspiegeln,
mein Herz und meine Gefühle aufwiegeln,
doch Seele und Verstand versiegeln.
Vierecke lassen mich immer einsamer sein,
und statt mich von ihnen zu befrei´n,
starre ich mich in den Abgrund hinein.
Ja. Die Vierecke lassen mich vieles sehen,
doch halfen sie mir nie zu verstehen,
dass es wichtig ist, sie zu hintergehen,
um im wahren Leben zu bestehen.
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
Hätte ein Dreieck nicht noch weniger Ecken?
Dazu auch statt vier nur drei der Strecken
So ließe sich wohl der Autor necken
Doch zum Glück trifft man selten die Gecken
Die solcherlei Assoziationen wecken
Denn unhintergehbar ist das Geviert
Das den Raum mit Glase und Holze ziert
Des Dichters Gedanken zu Hauf gebiert
Wenn man nur genugsam durch sie gestiert
Und das Sinnen zum Sinngedichte wird