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Eisschollenstrom
Strom aus Licht
aus Weite und Flut
über die Nähte der Auen
über die Ufer aus
damals und heute
aus Blut und Flucht
über die Wasser
getrieben vom Wahn
her und hin
das Rauschen
einzig überflügelt
vom roten
Milan
Das klingt, wie Heimweh und doch schön.
Ja, ein bisschen Heimweh ist dabei. Aber hauptsächlich doch Weitsicht. Man spricht zwar immer von Verklärung, aber tatsächlich sieht man aus der Ferne auch Vieles klarer, als wenn man direkt davorstehen würde.
Christian hat dieses Gedicht auf seiner Seite erwähnt. Nachdem ich das hier lese, finde ich glatt, dass die Oder einen ganzen Zyklus verdient hätte. Sie ist ja nicht nur Eisschollenstrom, Flut und abgesoffene Häuser. Sie ist auch Radeln, Spazieren oder Inlineskaten auf dem Weg unterm Damm, Angeln in den Oderlöchern, die nach der Flut wieder voller Fische sein werden, viel mehr Vogelarten als nur der Milan (unzählige Störche), Mücken, fettes Gras bis zu den Hüften hier, dort kurzgefressen von blökenden Schafen, kleine Restaurants wie das in Zollbrücke, Grenzsstädte – vereint und doch geteilt, Brücken, eine Fähre … ja. Definitiv. Viel mehr.