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Wie immer die Wellen neu
Buhnen furchen die See
der Wind jagt Sandkristallspeere
der Regen ein Heer
von Faustschlägen eiskalter Zwerge
mir ins Gesicht, treibt langsam
die Kälte durch den Stoff
aber ich gehe
gegen Süden
der Strand gehört mir
allein
Bilder finden
die die alten Frauen
schon gefunden haben
die lange vor mir da waren
gemeinsam
längst auf dem Weg
zu den Häusern
in meinem Rücken
ja Anna, die Landschaft
wird wieder ein Motiv
für einen, der
nur die Hoffnung
auf Hoffnung hat
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Lars Steger: Südlich von Neuendorf
Wie immer die Wellen neu Buhnen furchen die See der Wind jagt Sandkristallspeere der Regen ein Heer von Faustschlägen eiskalter Zwerge mir ins Gesicht, treibt langsam die Kälte durch den Stoff aber ich gehe gegen Süden der Strand gehört mir allein Bilder finden die die alten Frauen schon gefunden haben die lange vor mir da waren gemeinsam längst auf dem Weg zu den Häusern in meinem Rücken ja Anna, die Landschaft wird wieder ein Motiv für einen, der nur die Hoffnung auf Hoffnung hat * *Mai 22, 2013 by
Das halte ich gerade bei der Ostsee für recht zweifelhaft, wo wir doch schon befürchten müssen, dass die Kreidefelsen, die C.D. Friedrich so schön auf Leinwand gebannt hat, bald nicht mehr zu sehen sind. Gerade die Ostseeküste dürfte für den stetigen Wandel stehen, der sich mal mehr mal weniger sichtbar einfach so vollzieht, ohne dass Menschenhand etwas dagegen tun könnte… in etwa so, wie das Abschmelzen der Polkappen.
…die „alte Frauen“ stören mich trotzdem, selbst wenn man mal die oben beschriebene geografische Betrachtung außen vor ließe, denn dann wären es nicht nur die Frauen sondern generell alle Menschen, die bereits vor uns dort waren. Frauen, Männer, Kinder… nein, trotzdem. Je mehr ich darüber nachdenke: die ganze Sache funktionierte nur, wenn man das Gesehene auf „das Wasser“ und nicht den sich ständig verändernden Strand reduzieren würde. Und selbst da frage ich mich, ob das Wasser immer gleich ist.
Für mich sind die alten Frauen schon selbst das Bild. Es fällt im Urlaub doch immer wieder mal auf, dass es schon Menschen gegeben haben muss am Ostseestrand, als die Dichter bilder- und motivsuchend als Teil eines Touristenstroms noch nicht dort entlangstampften. Diese Ureinwohner müssen auch irgendetwas gesehen haben und vermutlich das Gleiche, was das lyrische „Ich“ jetzo wahrnimmt. Welch Aufschwung des Geistes ist es aber, wenn man, die alten Frauen höchstens hinter sich wissend, zu der Erkenntnis gelangt, dass sie dasselbe schon vorher gesehen haben müssen. Gehört das nicht in Verse gegossen?
Dass die Message „Hoffung“ ist, ist mir schon klar. Aber ich verstehe das „Bild“ mit den Bildern der alten Frauen trotzdem nicht. Und offensichtlich kann es mir auch niemand erklären. Dann könnte man es ja auch weglassen.
Die Message ist doch eher:
Hoffnung auf Hoffnung
wurde wieder ein Motiv
liege ich da schief?
*lol*
wie sagt man’s im Haiku?:
Die Bilder finden
die die die alten Frauen
vorher gefunden
das stellt es doch fast klar, oder?
Hierfür müssen wir ein neues Schildchen an unser Schubladenschränkchen kleben: „Stotter-Haiku“
Da hinein und fertig!
Eine Frage: Welche Bilder haben die alten Frauen schon vor dem lyrischen Ich gefunden?