Der Regen trommelt
plätschert, klickert
tröpfelt
gluckst und gurgelt
ein Klangteppich
der mich schweben läßt
in die Ruhe
schauckelt eine Melodie
Ich lausche
ein Herzschlag stimmt mit ein
Tag Archives: Lyrik
Licht und Schatten – sieben Gedichte
Liane Fehler: Licht und Schatten Licht und Schatten Die Spiegel verhangen die Uhren angehalten mein Ich zerfließt im Schatten der lautlos durchs Zwielicht wandert. Dämonen der Vergangenheit klappen vor mir auf wie Pappkameraden Ich sehe mich durch eure Augen erfinde mich, wandle mich und wachse ins LichtIch habe hier sieben Gedichte von Lyrikern und Lyrikerinnen unseres Vereins zum Thema Licht und Schatten zusammen in einem Artikel vereint.
Reihenfolge der Gedichte:
Liane Fehler: Licht und Schatten
Lars Steger: mein haus wirft schatten
Dorit Brückner: Lichtblick
Dorit Brückner: Die Schatten
Lars Steger: baumschatten wandern
smt: Schattenengel – Der Beginn
Liane Fehler: Schattenengel – Antwort
Liane Fehler: Licht und Schatten
Licht und Schatten
Die Spiegel verhangen
die Uhren angehalten
mein Ich zerfließt
im Schatten
der lautlos
durchs Zwielicht
wandert.
Dämonen der Vergangenheit
klappen vor mir auf
wie Pappkameraden
Ich sehe mich
durch eure Augen
erfinde mich, wandle mich
und wachse ins Licht
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel”
2001 – 2015 (ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
Lars Steger: mein haus wirft schatten
mein haus wirft schatten
ins rötliche morgenlicht
im frühfrost gesang
Dorit Brückner: Lichtblick
Lichtblick
Der Wald hat mich verwandelt.
Ich lerne in Stille zu verweilen. –
Dann wird sie beredet!
Das Säuseln des Windes in den Kronen
Das Ächtzen der Stämme
Das Knacken des Astes
Das Herunterfallen eines Kienapfels
Sie verändern ihre Sprache!
Der Geruch der Nadeln
Der Geruch der Rinden
Der Geruch der Gräser
Der Geruch des Mooses
Sie liegen schmackhaft auf der Zunge !
Die Ameisen kitzeln meine Hände
Die Käfer schillern in Regenbogenfarben
Die Sonne findet ihren Weg zur Lichtung
Die Strahlen treiben ihr Spiel mit Licht und Schatten
Ein Vogel singt ein neues Lied !
Dorit Brückner: Die Schatten
Die Schatten
Ein Wind weht durch mein Herz,
schwanger mit schicksalhaften Dingen.
So fasst mich an, was ich nicht fassen wollte.
Wie ein Tor in die Ferne öffnet sich
was doch immer schon in mir war.
Die Dinge haben ihren Seelenwinkel verlassen.
Auf schweren Schatten liegt nun Licht.
Bin umzingelt von tragischen Gestalten.
Der Kern meiner Sicherheit ist zernagt.
In bitterer Breite stehe ich, zeitabwärts fließend
vor meiner herbeigeschleppten Moral.
Langsam tröpfelnd fließt sie an mir herab.
Sichtbar werden :
Vergessenes
Verbanntes
Geleugnetes
Verdrängtes
Projiziertes
Lars Steger: baumschatten wandern
baumschatten wandern
wie netze übers wasser
im licht des mondes
smt: Schattenengel – Der Beginn
Da stehst Du nun vor mir ganz still,
hübsche Augen, so groß und weit.
Schreck im Gesicht und Mitgefühl.
Ich hauch´ Dir zu: Es tut mir leid,
dass ich Dir vor die Füße fiel.
Um Dich herum die Zeit verfließt,
doch Du bist salzsäulenstarr.
Dein tränenfeuchter Blick ergießt
sich auf das, was einst Leben war
und vor Dir sein Dasein beschließt.
Ich weiß, es war ein Zufall nur,
keiner hörte den stillen Schrei.
Dennoch will ich glauben stur,
Du kamst allein für mich vorbei
Und folgtest meiner Seelenspur.
Du bist so unschuldig und rein,
wie Du vor Leben quillst,
hüll´ Dich mit meinem Geiste ein,
grad als Du gehen willst,
will nun Dein Schattenengel sein.
Das Gedicht wurde veröffentlicht in der Jubiläumsanthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015
(ISBN 978-3-941394-40-7 / Osiris Druck Lpz.)
Liane Fehler: Schattenengel – Antwort
Antwort – für smt
Schattenengel blau
hast die Nacht
getrunken
flügelschwer
flügellahm
zu mir herab
gesunken
Ich spürte längst
Deine Gegenwart
wie Du mir folgtest
auf meinen Wegen
Ich sah im Spiegel
Dich und mich
ein Herzschlag nur
ein Atem
Wir gingen gemeinsam
durch verbranntes Land
vorbei an Ruinen
an Feuerstellen
wir lagen beide
in Asche und Sand
Dich bei mir zu wissen
zur Zeitenwende
ein Glücksversprechen
ein Lebensfunke
wir teiln uns die Flügel
und Hand in Hand
schaun wir ins Morgen
und fliegen…
Fliegen dorthin!
Frühjahr 2012
Aus der Anthologie: “unDichterNebel” 2001 – 2015 (ISBN 978-3-941394-40-7 /
Osiris Druck Lpz.)
Liane Fehler: Sehnsuchtsferne
Sehnsuchtsferne
dies Land –
Hafen meiner Seele
mit Pinienduft gemalt
meeresblau klingt es in mir
lebensfroh
ein Hall
der mich als Melodie
erweckt
2015
Das Foto ist von Lars Steger
und entstand an der Türkischen Riviera.
Liane Fehler: Regenluft
Regenluft strömt kühl
in aufgeheizte Räume
frisch und belebend
der Körper lächelt leise
endlich wieder tief atmen
Lars Steger: Haiku – Alter Ego – Zufälle
Alter Ego – Zufälle
um mitternacht die
nähe des flusses riechen
wie alt muss man sein.
meines großvaters
chrysanthemen – erinnern
glückliche kindheit
zwischen den fenstern
sucht die fliege den ausweg
ihren tag leben
schon wieder schimmert
der spielplatz durch die blätter
spätsommerglitzern
Jahnishausen
kinderklettertraum
doppelstämmiger ginko
traumweiter weltblick
für pete, joan und harry
wie klare wasser
worte sagen und singen
ewig dies strömen
Malack Silas und Libella Hoge – Yazar – Bild: “Die Schönheit des Herbstes” und das Gedicht „Oktobergolden“ in Deutsch, Englisch und Kisuaheli – Shahiri kwa lugha ya Kiswahili / Poesie in Suaheli
Oktobergolden
lachen leuchtende Bäume
Herzrotgefunkel
Herzrotgefunkel
leuchten lachende Bäume
Oktobergolden
Octobergolden
glowing red trees laugh
heart red sparkling
Heart red sparkling
laughing trees shine
Oktobergolden
Oktoba ya dhahabu
Miti yang’aa ni furaha
Rangi nyekundu yametameta
Rangi yang’aa na kumeta meta
Kwa furaha, miti yang’aa na kumetameta
Oktoba, mwezi wa dhahabu.
Die Texte „Oktobergolden” sind von Libella Hoge -Yazar in Deutsch und Englisch; die Übersetzung und Nachdichtung in die Sprache Kisuaheli übernahm Malack Silas: „Oktoba ya dhahabu“
Lars Steger: wie klare wasser
für pete, joan und harry wie klare wasser worte sagen und singen ewig dies strömenfür pete, joan und harry
wie klare wasser
worte sagen und singen
ewig dies strömen
Oskar Löffelschuh: Unterm Kaiserbild
Unterm Kaiserbild da sitzt du nun und nähst aus grobem Zeug den Helden das Gewand den Bruderrock zum letzten Säbeltanz in dem die gleichgemachten sich zuckend winden ...Unterm Kaiserbild
da sitzt du nun
und nähst aus grobem Zeug den Helden das Gewand
den Bruderrock zum letzten Säbeltanz in dem die gleichgemachten
sich zuckend winden dann im Takt der Feuergarben und fallen
einzeln doch zuletzt auf kalten Boden
da sitzt du nun
denkst an die uniformen Taschen, an all die Kinderbilder, all die Liebsten
die sie einmal tragen und die so oft in letzten Ruhestätten lichtlos mit vergehen
beschmutzt mit allem was sich denken lässt und dem
was nur die Helden kennen
da sitzt du nun
und hast mit diesem Ehrenzwirn dein Wochensoll erfüllt
wie viele deiner Werke werden später sauber in den Schränken hängen
wenn nachts die Heldenhäupter
Trost in Frauenschößen suchen
da sitzt du nun
ein Maßschneider in seiner Werkstatt dem Kriegsdienst anbefohlen
und dienst doch nur dem Geist der Zeit auf deine Weise
Helden sind das Spielzeug alter Männer
damit Opfer sinnvoll scheinen gibt man ihnen Ehre, Flasche und Gewehr
nein,
du bist kein Held
du bist ein Meister deiner Zunft
und sitzt nun da seit Stunden unbewegt
an diesem Feierabend
Oskar Löffelschuh, März 2021
Lars Steger: kinderklettertraum
Jahnishausen
kinderklettertraum
doppelstämmiger ginko
traumweiter weltblick
Lars Steger: schon wieder schimmert
schon wieder schimmert
der spielplatz durch die blätter
spätsommerglitzern