Monthly Archives: Januar 2014

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Gerhard Jaeger: Solo

vor den Städten vor den Türmen vor den Laubenkolonien vor der Vorortbahn liegt in einer Moorlinse liegt auf den Gleisen liegt in schwarzen Wäldern liegt im Schnee groß das Wesen Einsamkeit groß das Wesen Öde bläulich bebende Ahnung bläulich schlummernde Unruhe wehe wenn Winde wehen sie treiben die Wesen von der Vorortbahn von den Lauben auf die Städte auf die Türme da blasen sie da blasen sie traurig da blasen sie traurige Solis bis alle Singles tanzen

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vor den Städten
vor den Türmen
vor den Laubenkolonien
vor der Vorortbahn

liegt in einer Moorlinse
liegt auf den Gleisen
liegt in schwarzen Wäldern
liegt im Schnee

groß das Wesen Einsamkeit
groß das Wesen Öde
bläulich bebende Ahnung
bläulich        schlummernde
Unruhe

wehe wenn Winde wehen
sie treiben die Wesen

von der Vorortbahn
von den Lauben

auf die Städte
auf die Türme

da blasen sie
da blasen sie traurig
da blasen sie traurige Solis

bis alle Singles tanzen

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sibyll maschler: Blick in den Spiegel

Manchmal matt noch beschlagen von nächtlichen Träumen die Ränder blind dunkel gefleddert die Ecken stumpf mit schweren Lidern das Angesicht ...

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Manchmal matt
noch beschlagen
von nächtlichen Träumen
die Ränder blind
dunkel gefleddert die Ecken
stumpf mit schweren Lidern
das Angesicht
fällt quecksilbergleich
blickdicht
auf die Oberfläche
fließen Tropfen
Streifen durch Nässe
Du
öffnest das Fenster
mir
lass uns
schauen am Morgen
ob sich der Himmel spiegelt

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November 2013

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Lars Steger: am Feuer noch

für frank und annett, 27.10.13 1 warten am feuer wo nichts mich mehr überrascht als muster aus brand flammen farben formen nur heiße schatten im lichtschwarz 2 wo bleibt die sehnsucht manchmal bei euch spür ich sie für momente meist in tönen wenig worten blicken ins knistern aufwehn 3 nur die asche wird bleiben die glut noch stunden geweht gewaschen in alle winde wasser doch als baustoff dieser welt

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für frank und annett, 27.10.13

1

warten am feuer
wo nichts mich mehr überrascht
als muster aus brand
flammen farben formen nur
heiße schatten im lichtschwarz

2

wo bleibt die sehnsucht
manchmal bei euch spür ich sie
für momente meist
in tönen wenig worten
blicken ins knistern aufwehn

3

nur die asche wird
bleiben die glut noch stunden
geweht gewaschen
in alle winde wasser
doch als baustoff dieser welt

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Gerhard Jaeger Liedfassung eines Textes von Andreas Schrock: „Ballade des Mannes im Dorfkrug zu Briesen“

Ballade des Mannes im Dorfkrug zu Briesen Liedfassung Textvorlage A. Schrock Vertonung :G.Jaeger Tonart: Takt: E a c d h a Die Mütz’ lass ich uff’m Kopp E a c d h a Warum och, ich mach hier nur Rast E a c d h a Dat Bier, dat schmeckt schon längst nicht mehr E a c d h a Ich weeeß, ich bin ein fremder Gast E a c d h a Dat Mädchen drüben sitzt so allein E a c d h a Wie meine Elli, auf der Bank vor’m Haus E a c d h a Die ich heimlich jeliebt, der ich allet jemacht E a c d h a Immer jedacht, wie kommt man aus’m denken raus E a c d h a Herbst war’s,kühl, auf der Bank E a c d h a Als Elli allein ein Schnäpschen trank e a c d h a Die Bluse so dünn, die Brüste so fest E a c d h a Die Blicke so groß, wie macht man das bloß E a c d h a Den Moment hab ich verpasst E a c d h a Allet jespürt und nischt erfasst E a c d h a Herbst ist wenn große Taten auf mich warten E a c d h a Immer dann bloß warten, warten warten E a c d h a Jetzt steht dat bier vor mir, mags nich mehr sehn E a c d h a Die Plürre,dat Mädchen, man sollte gehen E a c d h a Nächstens mal nüchtern, könnt ja E a c d h a Schüchtern lächeln zu ihr E a c d h a Ins Jesichte schaun, den Blick nich verbau’n E a c d h a Mit Busen und Brust, mit dieser janzen Lust E a c d h a Ins Jesichte schaun, den Blick nich verbau’n E a c d h a mit dieser janzen Lust, dem Suff und dem Frust

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Ballade des Mannes im Dorfkrug zu Briesen

                                                                       Liedfassung

                                                                       Textvorlage A. Schrock

                                                                       Vertonung :G.Jaeger

Tonart:

Takt:

E         a           c        d      h           a

Die Mütz’ lass ich uff’m Kopp

E         a           c        d      h           a

Warum och, ich mach hier nur Rast

E         a           c        d      h           a

Dat Bier, dat schmeckt schon längst nicht mehr

 E         a           c        d      h           a

Ich weeeß, ich bin ein fremder Gast

E         a           c        d      h           a

Dat Mädchen  drüben sitzt so allein

E         a           c        d      h           a

Wie meine Elli, auf der Bank vor’m Haus

E         a           c        d      h           a

Die ich heimlich jeliebt, der ich allet jemacht

 E         a           c        d      h           a

Immer jedacht, wie kommt man aus’m denken raus

E         a           c        d      h           a

Herbst war’s,kühl, auf der Bank

E         a           c        d      h           a

Als Elli allein ein Schnäpschen trank

e         a           c        d      h           a

Die Bluse so dünn, die Brüste so fest

 E         a           c        d      h           a

Die Blicke so groß, wie macht man das bloß

E         a           c        d      h           a

Den Moment hab ich verpasst

E         a           c        d      h           a

Allet jespürt und nischt erfasst

E         a           c        d      h           a

Herbst ist wenn große Taten auf mich warten

 E         a           c        d      h           a

Immer dann bloß warten, warten warten

E         a           c        d      h           a

Jetzt steht dat bier vor mir, mags nich mehr sehn

E         a           c        d      h           a

Die Plürre,dat Mädchen, man sollte gehen

E         a           c        d      h           a

Nächstens mal nüchtern, könnt ja

 E         a           c        d      h           a

Schüchtern lächeln zu ihr

E         a           c        d      h           a

Ins Jesichte schaun, den Blick nich verbau’n

E         a           c        d      h           a

Mit Busen und Brust, mit vdieser janzen Lust

E         a           c        d      h           a

Ins Jesichte schaun, den Blick nich verbau’n

 E         a           c        d      h           a

mit dieser janzen Lust, dem Suff und dem Frust

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Christian Rempel: Höchster Wunsch

Der Herrgott sprach zum Mathematikus: "Ich heut Dir einen Wunsch erfüllen muss. Hast mir gedient so manches Jahr, wo ich nicht grad sehr tätig war. Du hast gerackert Nacht und Tag, was ich an Rätseln Dir aufgab. Das hast Du alles brav gelöst und selten nur am Pult gedöst. Was soll es sein, denn Du kannst wählen: Willst Du die selig Ewigkeit? Gewiss bist müde Du vom Zählen so steht ein Brötchen auch bereit. Nur eines kannst Du davon haben, Denn an beidem sich zu laben, wär denn der Wohltat wohl zu viel." Da denkt der Mathematikus, man meint er findet keinen Schluss. Dann hellt sich sein Gesichte auf: "Gib mir das Brötchen und verschnauf." Der Herrgott kann nun gar nicht fassen, wie kann von Seligkeit er lassen? Was bessres geben konnt' er gar nicht, was geht nur vor in diesem Wicht? Da sprach der Mathematikus "Sehr einfach ist doch dieser Schluss: Nichts ist doch mehr als Seligkeit und dann in alle Ewigkeit. Doch dieses Brötchen, das ich seh ist mehr als nichts und ich versteh: Der kluge Mann wählt sich das höchste, der tumbe nur das allernächste." C.R. 21.1.2014

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Der Herrgott sprach zum Mathematikus:

„Ich heut Dir einen Wunsch erfüllen muss.
Hast mir gedient so manches Jahr,
wo ich nicht grad sehr tätig war.
Du hast gerackert Nacht und Tag,
was ich an Rätseln Dir aufgab.
Das hast Du alles brav gelöst
und selten nur am Pult gedöst.
Was soll es sein, denn Du kannst wählen:
Willst Du die selig Ewigkeit?
Gewiss bist müde Du vom Zählen
so steht ein Brötchen auch bereit.
Nur eines kannst Du davon haben,
Denn an beidem sich zu laben,
wär denn der Wohltat wohl zu viel.“

Da denkt der Mathematikus,
man meint er findet keinen Schluss.
Dann hellt sich sein Gesichte auf:
„Gib mir das Brötchen und verschnauf.“

Der Herrgott kann nun gar nicht fassen,
wie kann von Seligkeit er lassen?
Was bessres geben konnt‘ er gar nicht,
was geht nur vor in diesem Wicht?

Da sprach der Mathematikus
„Sehr einfach ist doch dieser Schluss:
Nichts ist doch mehr als Seligkeit
und dann in alle Ewigkeit.
Doch dieses Brötchen, das ich seh
ist mehr als nichts und ich versteh:
Der kluge Mann wählt sich das höchste,
der tumbe nur das allernächste.“

C.R. 21.1.2014

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Christian Rempel: Animierter Tisch

Mein schöner Tisch, der sprechen kann, rückt und rührt sich an mich ran. Auf Dielen, die ich selbst lackiert. Dann sagt er leis, wie sich`s gebührt: „Nimm mich gefangen, schraub mich an, damit ich nicht mehr rücken kann. Ich habe mich vergangen, ist`s auch schon lange her“ Dass dieses Werk nun auch gelinge such ich nach Schrauben, einer Zwinge. Ganz so, als ob`s um mich selber ginge. Nun steht er fest, doch wie sich zeigt: Das arme Tischchen schweigt und schweigt C.R. 27.01.2005

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Mein schöner Tisch, der sprechen kann,
rückt und rührt sich an mich ran.
Auf Dielen, die ich selbst lackiert.
Dann sagt er leis, wie sich`s gebührt:

„Nimm mich gefangen, schraub mich an,
damit ich nicht mehr rücken kann.
Ich habe mich vergangen, ist`s auch schon lange her“
Dass dieses Werk nun auch gelinge
such ich nach Schrauben, einer Zwinge.
Ganz so, als ob`s um mich selber ginge.
Nun steht er fest, doch wie sich zeigt:
Das arme Tischchen schweigt und schweigt

C.R. 27.01.2005

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