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Das Recht, zu wählen des Volkes Vertreter, ist gegeben
in einem Lande mit repräsentativer Demokratie.
Doch wen sollte ich dieses Mal wählen,
war ich doch unschlüssig wie bisher noch nie.

Denn: Investigative Journalisten, was sie recherchierten,
ausspielten wie eine Karte als Trumpf,
ließ Sachsens Bürger ungläubig repetieren,
ihre politische Landschaft sei ein Sumpf.

Zwielichtige Allegorie, wohl entlehnt der Sachsen Hauptstadt,
die vor grauer Vorzeit an sumpfigem Auwald entstand,
und von sorbischen Siedlern Drezdzane,
Leute vom Sumpfland, genannt.

In einem Sumpf – einem Biotop der besonderen Art –
oben, wie auf Wasser, schwimmt eine Schicht,
die für die darunter befindliche Vielfalt der Arten
Sauerstoff beförderndes Licht bricht.

Des Lichtes bewirkende Reaktion unterdrückend,
Leben aerob vegetiert,
und Rückstände wie Kadaver absterbend,
gehorsam sich zu Gefäde flicht.

Melancholie das Gemüt befällt:
Sumpf, wie eklig das klingt.
Wählten sie doch einen anderen Namen,
der ein erträglicheres Bild spinnt.

Besser vielleicht wäre die englische Entsprechung,
so wie es heute  allenthalben Brauch.
Der Tommy sagt zu Sumpf „Swamp“,
das ist jedoch keine Lösung auch.

Der Norweger spricht fast wie der Deutsche: „Sump“,
und der Franzose nasal: „La marais“.
Der Japaner erinnert mich mit „Numa“ an „Puma“;
das ist doch alles die gleiche Malaise.

Da geb´ ich vielleicht dem Russen das Wort,
bei dem heißt dieser Feucht-Raum „Boloto“,
oder besser noch dem Elfenbeinküstler,
in dessen Sprache es verlockend klingt: „Poto-Poto“.

Geduld ist die Tugend des Suchenden,
und so brauchte ich mich nicht länger zu quälen.
Meinem demokratischen Recht als Pflicht gehorchend,
entschied ich mich, Poto-Poto zu wählen.

Nicht nur ich hatte mit meiner Stimme,
sondern das Wahlvolk mehrheitlich gebilligt,
dass der Kandidat eine Akte,
die in Rede gewesen, hatte getillicht.

Als Opfer seiner Neuronenfalle
hat er als einer der ehemaligen Nomenklatura
nur in strengem Glauben gehandelt
per se – pristinus – per procura.

Mein Über-Ich kam über mich und warnte,
dass wenn des Volkes Vertreter wie auf Geheiß
sie Belastendes vernichten, sie auch in Zukunft
potent sind für Missetaten um jeden Preis.

Und wenn diese Macht wieder übermächtig wird,
weil noch fruchtbar ist dieser Schoß,
dann solle ich nicht kommen und sagen,
ich hätte von all´ dem nichts gewusst.

Und so wollen diese Verse enden
weder mit einem Mythos noch einer Legende,
sondern mit einer Weisheit der Alten Helenen:
Was immer du tust, bedenke das Ende!